Die Vorwürfe richten sich zuvorderst an Patrick Graichen, Habecks wichtigsten Mann. Graichens Schwester Verena arbeitet wie ihr Bruder an der Energiewende, für das private Ökoinstitut sowie den Bund für Umwelt und Naturschutz, zudem sitzt sie im sogenannten Wasserstoffrat der Regierung. Die erstgenannten Institute erhalten regelmässig Millionenaufträge vom Staat, auch vom Wirtschaftsministerium. Schwester und Bruder beraten Bruder und Schwager Graichens Schwester ist zudem mit Michael Kellner verheiratet, der selbst Chefbeamter in Habecks Ministerium ist. Auch Graichens Bruder Jakob arbeitet für das Ökoinstitut. Verena und Jakob beraten also geschäftlich sowohl ihren Bruder Patrick wie auch den Ehemann bzw. Schwager Kellner. Ein Skandal wurde daraus bisher nur nicht, weil Graichen die Familienbande vor Dienstantritt im Dezember 2021 offengelegt hatte. Bei Vergaben an deren Arbeitgeber tritt er stets in Ausstand, die interne Korruptionsprävention beobachtet die Vorgänge genau. Das Ökoinstitut, bei dem die Geschwister wirken, erhielt seit Antritt der neuen Regierung denn auch weniger Aufträge als früher, nicht mehr. Und in den Wasserstoffrat wurde die Schwester nicht von Graichen oder Habeck berufen, sondern von dessen Vorgänger Peter Altmaier (CDU). Graichens womöglich folgenschwerer Fehler Der 51-jährige Graichen gilt als hervorragender Fachmann für alle Aspekte der Energiewende, mithin als mächtigster Beamter des Kabinetts. Habeck hält ihn, so erzählt man sich in der Regierung, für unverzichtbar. Graichen soll die ökologische Transformation vorantreiben: Er hat die Gesetze eingebracht, die den Bau von Wind- und Solarkraftwerken sowie den Austausch von Öl- und Gasheizungen beschleunigen – Letzteres gegen starken politischen Widerstand. Zudem sorgte er mit seinem Krisenmanagement dafür, dass Deutschland trotz des Kriegs in der Ukraine in diesem Winter weder Gasnoch Strom ausgingen. Doch nun hat Graichen einen womöglich folgenreichen Fehler begangen, wie Ende letzter Woche bekannt wurde: Er leitete eine kleine Findungskommission, die nach einem neuen Chef für die bundeseigene Deutsche Energie-Agentur suchte – und Michael Schäfer fand. Dass dieser einst Graichens Trauzeuge war, sagte der Chefbeamte seinem Minister offenbar erst, als Medien bereits in der Sache recherchierten. «Mafiöse Strukturen» und «grüne Clans» Dass Graichen bei dieser Art von Befangenheit nicht in den Ausstand getreten sei, verstosse gegen «das kleine Einmaleins» der Korruptionsbekämpfung, meinte Transparency International. Der Betroffene zeigte sich zerknirscht und bedauerte seinen Fehler. Habeck, der Graichen zuvor noch öffentlich dafür gelobt hatte, dass er Deutschland vor einer schweren Wirtschaftskrise bewahrt habe, sprach ebenfalls unmissverständlich von einem Fehler. Er kündigte an, die Besetzung von Schäfer überprüfen zu lassen und allenfalls zu wiederholen. ...
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