Carly4 Q-Cells ist sicher ein interessanter Turn Around-Kandidat, aber wie auch Conergy ist Q-Cells überschuldet. Jedenfalls ist es auch für Conergy-Aktionäre mal interessant einen Vergleich zwischen Q-Cells und Conergy vorzunehmen, denn ein Blick über den Conergy-Tellerrand hinaus schadet nie vor allem für diejenigen, die ihren Fokus nur auf Conergy haben. Dann relativieren sich schon die eine oder anderen Conergy-News.
Q-Cells hat eine Nettoverschuldung von 550 Mio. € (rd. das 3,7fache des EBITAs von 2010) und Conergy von 270 Mio. € (rd. das 6,7fache des EBITAs von 2010). Q-Cells hat halt gegenüber Conergy den ganz großen und wahrscheinlich entscheidenden Vorteil, dass man bezüglich der wesentlich höheren Fertigungskapazitäten über der kritischen Unternehmensgröße liegen dürfte. Immerhin hat Q-Cells eine Zellfertigungskapazität von annähernd 1.000 MW und eine Modulkapazität von 335 MW bis spätestens Ende des Jahres und Conergy eine Zellkapazität von rd. 200 MW und eine Modulkapazität von ca. 250 MW. So genau weiß man das ja von Conergy nicht, denn der Ammer sagt auch merkwürdigerweise überhaupt nichts dazu. Von der Fertigungsgröße gibt es jedenfalls einen riesen Unterschied zwischen Q-Cells und Conergy.
Ist schon interessant wie der neue Q-Cells-Chef Cen versucht gerade Q-Cells umzukrempeln und zu restrukturieren. So wird Q-Cells Ende September in Malaysia ihre Zellfertigungskapazitäten auf 600 MW komplett hochgefahren haben. Auch die Dünnschichtproduktion in Thalheim durch die Tochter Solibro wird derzeit kräftig von 85 MW auf 135 MW bis Jahresende aufgestockt (zu Jahresanfang lag die Jahreskapazität noch bei 35 MW). Seit März produziert der Auftragsfertiger Flextronics in Malaysia (die Zellen von Q-Cells werden praktisch nur über die Straße rüber an Flextronic geliefert und der baut aus den Q-Cells-Zellen dann die Module zusammen) für Q-Cells Module mit einer Jahreskapazität von 200 MW und Q-Cells hat in dieser Woche bekannt gegeben, dass man im kanadischen Ontario Aufträge für 7 Solarparks erhalten hat mit einer Gesamtkapazität von 64 MW. Man sieht schon, dass bei Q-Cells ordentlich Bewegung drin ist um die Kostenstrukturen auf die Reihe zu bekommen. Bei Q-Cells rührt sich schon einiges gerade mit dem Downstream-Aktivitäten wie die Modulproduktion zusammen mit Flextronics und dem PV-Systemgeschäft (Aufdach- und Freiflächenanlagen) sowie den neuen Zellfertigungslinien in Malaysia mit 600 MW. Die Handschrift vom neuen Q-Cells-Chef Nedim Cen ist schon sehr gut zu erkennen. Bei Conergy tut sich so gut wie nichts, wenn man mal vom Projektgeschäft absieht, sei es bei neuen Modulen, beim Ausbau der Fertigungskapazitäten und bei Conergy ist meilenweit nichts von einer Zukunftsstrategie zu erkennen. Stillstand war noch nie gut für ein Unternehmen, zumal ja gerade die PV-Branche sich enorm weiter entwickelt, sei es technologisch, fertigungstechnisch, strategisch oder auch beim Wachstum der Branchengrößen wie Yingli, Trina Solar oder auch Solarworld . Außerdem kann man derzeit sehr gut erkennen, dass die ehemaligen Polysilzium-. bzw. Waferproduzenten wie REC (die Norweger sind der weltgrößte Polysilzum- und Waferhersteller), LDK oder Renesola mit aller Macht durch den Modulbau auf den Endkundenmarkt zu gehen. Ganz ähnlich verhält es sich mittlerweile mit den reinrassigen Zellenhersteller. Da ist nicht nur Q-Cells ein gutes Beispiel dafür, auch der weltgrößte Zellproduzent, die chinesische JA Solar, mit einer Jahresfertigungszellkapazität von 1.500 MW hat eine neue Modulproduktion mit 500 MW in diesem Jahr hochgezogen.
Das Riesenproblem bei Q-Cells ist wie bei Conergy die hohe Verschuldung. Nur hat Q-Cells einen Vorteil, denn ihre Unternehmensfinanzierung ist großteils abhängig von einer Wandelanleihe mit knapp 500 Mio.€, die in 2012 ausläuft. Somit ist Q-Cells nicht von 19 Banken + einer Heuschrecke abhängig wie Conery. Wenn die Q-Cells-Anleihegläubiger einer Verlängerung in 2012 nicht zustimmen, dann ist ihr Geld so gut wie futsch. Das ist bei Conergy dann schon etwas anders. Wobei Q-Cells wohl spätestens in 2012 nicht an einer Kapitalerhöhung vorbeikommen wird. Vieleicht werden auch Teile der Wandelanleihe zu Q-Cells-Aktien umgewandelt.
Die Q2-Zahlen von Q-Cells war auch um einiges besser wie die von Conergy. So hat Q-Cells einen Umsatz von 334 Mio. € und ein EB'IT von 27 Mio. € erzielt (EBIT-Marge von 8%), während Conergy einen Umsatz von 237 Mio. € und ein EB'IT von 11 Mio. € erzielt hat (EBIT-Marge von 5%). Auch ganz klarer Vorteil für Q-Cells. Auch beim Buchwert ist Q-Cells wesentlich günstiger bewertet wie Conergy. So beträgt das KBV von Q-Cells 0,9 (Buchwert der Q-Cells-Aktie 6,20 €) und von Conergy 2,2 (Buchwert der Conergy-Aktie 0,31 €). Die Q-Cells-Aktie liegt sogar etwas unter dem Buchwert, während Conergy um das 2,2fache über dem Buchwert liegt.
Bewertungstechnisch ist Q-Cells (KBV, Verschuldungsquote, Eigenkapitalquote von 33%) gegenüber Conergy eindeutig unterbewertet. Jedoch fährt Q-Cells mit ihren ganzen Investitionen schon ein ganz großes Risiko. Die Maxime von Cen scheint zu sein die Flucht nach vorne zu suchen. Wenn im kommenden Jahr die Verkaufspreise stärker als 15% fallen werden, dann dürfte das für Q-Cells höchst gefährlich werden, denn Q-Cells wird ab 2011 überhaupt nichts mehr anders übrig bleiben als aus dem laufenden Cash Flow heraus ihre Kosten zu bezahlen. Jedoch hat Q-Cells immer noch eine Liquidität von 254 Mio. € und die dürfte dann schon noch gut bis in das Frühjahr 2011 reichen. |