Das größte Solarkraftwerk der Welt
Liebe Leser,
im vergangenen Jahr machte das Desertec Projekt viele Schlagzeilen. Dabei geht es um die Herstellung von Solarstrom in der Sahara und dem Transport des Stroms nach Mitteleuropa. Noch ist dieses gigantische Projekt mit einem aktuell geschätzten Gesamtvolumen von mehr als 400 Mrd. Euro Zukunftsmusik. Aber eine Sache ist wichtig: die Technologie für die Stromerzeugung gibt es schon. Ein Hersteller der so genannten Solarthermischen Kraftwerke ist die Solar Millennium AG. Gestern meldete das Erlanger Unternehmen einen Meilenstein in der Unternehmensgeschichte: so liegen nun die notwendigen Genehmigungen für den Bau der ersten beiden von insgesamt vier geplanten Kraftwerksstandorten vor. In der südkalifornischen Stadt Blythe kann nun der größte Solarkraftwerksstandort der Welt entstehen. Wenn alle vier Anlagen laufen, wird es dieser Standort auf eine kombinierte Leistung von rund 1.000 Megawatt bringen. Das entspricht ungefähr der Leistung eines Atomkraftwerks oder modernen Kohlekraftwerks. Wie nicht anders zu erwarten, sprang der Aktienkurs von Solar Millennium nach der Meldung durch die Decke. In der Spitze gab es einen Zuwachs von mehr als 20 % an nur einem Handelstag. Ohne Frage: hinter Solar Millennium liegt eine ereignisreiche Woche. Erst am Montag hatte das Unternehmen die vorläufigen Zahlen zum 30. Juni 2010 vorgelegt. Durch hohe Einmalbelastungen reduzierte sich das Vorsteuerergebnis in den ersten 8 Monaten des laufenden Geschäftsjahres von knapp 21 Mio. Euro auf ein Minus von aktuell 26 ,7 Mio. Euro. Beim Umsatz gab es einen deutlichen Rückgang von 23 ,5 % auf nur noch 37 ,1 Mio. Euro. Ein großer Belastungsfaktor ist beim aktuellen Ergebnis noch immer die Personale Utz Claassen. Der ehemalige Vorstandschef von Solar Millennium warf nach nur wenigen Wochen das Handtuch. Pikant dabei: Claassen hatte mit dem Vorstand eine üppige Antrittsprämie in Millionenhöhe ausgehandelt. Die wurde zum großen Teil fällig, obwohl Claassen auf eigenen Wunsch das Unternehmen sehr schnell wieder verließ. Diese Personalie hat massive Auswirkungen auf das Ergebnis des laufenden Geschäftsjahres. Bei dem nun einsetzenden Erfolg bleibt nur zu hoffen, dass ein solcher Missgriff in personeller Hinsicht in Zukunft ausbleibt. Denn das die Technologie ausgereift ist und im Massenbetrieb eingesetzt werden kann, zeigt die aktuelle Meldung aus Kalifornien. Zum Thema äußerte sich auch sofort der kalifornische Gouverneur Arnold Schwarzenegger: Ich begrüße die Zustimmung der kalifornischen Energiekommission zum Bau des Solarenergiestandorts Blythe, dem größten der Welt und ich freue mich darüber, dass auch andere Solarprojekte voranschreiten. Projekte wie dieses benötigen unsere unmittelbare Aufmerksamkeit, da Solarenergie und andere erneuerbare Energien die Zukunft von Kaliforniens Wirtschaft sind." Für Solar Millennium äußerte sich Thomas Mayer, Sprecher des Vorstands der Solar Millennium AG: „Wenn die ersten beiden Anlagen im Jahr 2013 bzw. 2014 ans Netz gehen, dann haben wir die Desertec-Idee in Kalifornien umgesetzt: Mit Solarkraftwerken in der kalifornischen Wüste können wir Los Angeles und andere Metropolen an der amerikanischen Westküste mit umweltfreundlichem Strom versorgen." Im Herbst ist für die ersten zwei Solarkraftwerke auch der Finanzierungsabschluss geplant. Beantragte Kreditgarantien und Zuschüsse des amerikanisches Staates sollen in die Finanzierung mit einfließen. „Mit Investitionsvolumina von über einer Milliarde US-Dollar je Anlage handelt es sich um eines der derzeit größten Infrastrukturprojekte in den USA", erläutert Mayer weiter. Mit dieser positiven Vollzugsmeldung kann Solar Millennium ohne Frage wieder hoffnungsvoll in die Zukunft blicken. Und die Umsetzung des ambitionierten Desertec Projektes, bei dem Solar Millennium nur einer von zahlreichen Partnern ist, rückt näher.
Ein schönes Wochenende
wünscht Ihnen
Heiko Böhmer Chefredakteur „Privatfinanz-Letter“ |