Wenn er nicht dafür bürgen würde, würden Rentenbeiträge nicht als „gerechtfertigt“ gelten. Aber wer bürgt für den Staat? Natürlich wir Bürger, - daher der Name „Bürger!“ Darum kann ein Staat nicht, wie ein Unternehmen wegen Überschuldung bankrottgehen. Genau betrachtet ist das ein ziemlich raffiniert konstruiertes System: Der Bürger und Steuerzahler ist gleichzeitig Gläubiger des Staates und Schuldner und haftet für Fehler der von ihm gewählten Regierung, wie ein Unternehmer für Fehler seiner Arbeitnehmer. Der Staat kann daher nicht pleite gehen, wie ein Unternehmen. Großbanken auch nicht. Dazu sagt Kostolani: Staatsbankrott? Bankkrisen? Darauf gibt es nur eine Antwort: „Viel Lärm um nichts!“ Und: "Damit eine Regierung ohne Gewalt regieren und ihre Finanzen in Ordnung halten kann, muss sie sehr hinterlistig sein.“ Hinterlistig ist z.B. die Rentenbeiträge aufzuteilen in Arbeitgeber- und Arbeitnehmeranteil und die Steuergesetzgebung so kompliziert zu gestalten, dass nur noch Fachleute durchblicken. Mir war schon ein Rätsel, warum in meiner Lohntüte ein so komplizierter Lohnstreifen lag. Rätsels Lösung: Dadurch scheinen die Beiträge nur halb so hoch zu sein, wie sie wirklich sind.
Weniger geschickt formuliert war das Versprechen von Norbert Blüm, dass die Rente sicher ist. Das Volk fühlt sich betrogen. Dabei sagte er nichts Unwahres. Er wurde nur missverstanden. Rentenbeiträge sind tatsächlich eine sichere Investition. Sie sind zwar ein sicheres Verlustgeschäft, aber im Gegensatz zu Lebensversicherungen, Anlageberatern uns sonstigen Schlawinern, die mit hohen Gewinnversprechen werben, hat er den Arbeitnehmern keinerlei Rendite für ihre laufenden Zwangsinvestitionen während ihrer beruflichen Tätigkeit versprochen. Ich finde es traurig, dass die meisten Deutschen keine Aktien haben, dass ihnen Sicherheit so wichtig ist, dass sie lieber auf Renditen und Gewinne verzichten, als Risiken einzugehen. Kosto sagt: „Die Deutschen sind der Tücke des Geldes nicht gewachsen. Das Volk der Romantiker, Philosophen und Musiker ist in Geldangelegenheiten unromantisch und verliert jeden Hang zur Philosophie und besonders zur Phantasie.“ So milde urteilt dieser gescheite Jude über ein Volk vor dem er nach Amerika fliehen musste. Irgendwie schäme ich mich, einem Volk anzugehören, das den Juden mit Neid und Hass begegnet ist, statt von ihnen zu lernen, mit Geld umzugehen.
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