@Clever und Reich, die Frage von EinzigNICHTartig ist schon berechtigt. In 2019 ist zwar Thomas Cook pleite gegangen und in der Corona-Krise hat sicherlich das ein oder andere kleinere Reisebüro geschlossen. Aber das Gros der Konkurrenz ist immer noch da, insbesondere die expedias und booking.coms, AirBnBs dieser Welt. Von daher stimmt mE Deine Pauschale Aussage so nicht. Auch eine Condor fliegt weiter.
Das mit der Stimmung und Lust auf Urlaub ist doch eine Binse. Natürlich will jeder in Urlaub fahren – das wollten wir schon vor 20 Jahren und werden wir auch in 20 Jahren wollen. Aber sehe ich dort einen riesigen „Aufholeffekt“? Wenn ich das letzte Jahr keine Jeans gekauft habe, kaufe ich mir jetzt vllt 2 Jeans wenn ich wieder darf. Aber mein Urlaubsanspruch bleibt bei 30 Tagen und Corona hat mich Gehaltseinbußen gekostet (ich nehme an, dass es bei den 2 Mio Solo-Selbstständigen in diesem Land noch viel schlimmer aussieht). Und bevor Unternehmen Kurzarbeit beantragen, wird doch erst mal der Resturlaub abgebaut, oder nicht?
Und zu dem Vorwurf, dass manche nur die negativen Dinge sehen wollen. Das ist doch ganz normal in diesen Foren: die Investierten blenden die negativen Dinge aus, die Nicht-Investierten die positiven. Das ist typisches „Behavioural Finance“ und nichts Neues. Sinnvoll wäre es, hier im Forum objektiv zu bleiben, die goldene Mitte zu finden und da helfen Aussagen wie „ihr habt nur den Zug verpasst und seid sauer“ nicht unbedingt.
Aber noch mal inhaltlich zu diesem Thema: wenn ich die Aufgabe hätte, die Top 10 Auswirkungen von Corona auf TUI zusammenzustellen, dann würde bei mir Nicht-Experte das ungefähr so aussehen:
1) Weniger Konkurrenz, da einige kleinere Wettbewerber pleite gegangen sind/gehen werden 2) Die getroffenen Maßnahmen von TUI werden zu signifikanten Kosteneinsparungen führen 3) TUI wird zukünftig evtl höhere Preise bei den Kunden durchsetzen können 4) Die Aktienzahl wird sich fast verdreifachen und TUI hat den Bund als neuen Großaktionär (mit anderen Interessen, Stichwort: Klima/Arbeitsplatzsicherung) 5) TUI wird von März 2020 bis Juni 2021 vllt 4-6 Mrd. zusätzlicher Nettoverschuldung aufgebaut haben 6) Zusätzliche Zinskosten in dreistelliger Mio-Höhe pro Jahr reduzieren zusätzlich die Profitabilität 7) Auf die nächsten 10 Jahre wird es wohl keine Dividende geben 8) Negativer Corona-Einfluss auf das zur Verfügung stehende Urlaubs-Budget der Bürger 9) Geringere Profitabilität wegen notwendiger Asset-Verkäufe von TUI (zB Einbringung ins JV, Hotelverkäufe) 10) Zusätzliche Kosten durch Corona Maßnahmen (Tests, Rückführungen, Desinf.mittelspender, mehr Personal, Orga, Abstände einhalten, etc.)
Die ersten drei Punkte sind positiv zu sehen, aber aus meiner Sicht sind die Mehrzahl der Corona-Auswirkungen negativ für TUI zu sehen. Und mir fällt es einfach sehr schwer, diese negativen Auswirkungen auf TUI mit einer um mittlerweile fast 90% höheren EV-Bewertung des Unternehmens in Verbindung zu bringen. Jetzt kann man natürlich hergehen und sagen, dass man die ersten drei Punkte höher gewichtet – aber das sehe ich persönlich schwierig an, da ich die Punkte wie Schulden, Aktienzahl, Zinskosten als sehr wichtig erachte. |