Meinst du nicht, dass sich Aktienkurse deshalb ändern, weil sich die Preiserwartungen der Marktteilnehmer verschieben? Wenn ich höre, dass Banken Probleme haben, bin ich nicht mehr bereit so viel für Bankaktien zu bezahlen wie vorher. Und diejenige die Bankaktien besitzen, finden vielleicht, dass es jetzt darum geht schnell da raus zu kommen.
Ein Crash entsteht, wenn Aktienbesitzer meinen, dass sie jetzt - auch mit Abschlägen - rausgehen sollten. Denen gegenüber stehen aber auch weiterhin Leute, die bereit sind diese Aktien zu kaufen, aber eben zu einem niedrigeren Preis als bisher. Für jede Aktie gibt es einen Käufer und einen Verkäufer. Solange der Preis einer Aktie über 0 liegt, kann es kein Überangebot geben. Der Markt nimmt alles auf. Auch die Menge der Aktien in freiem Umlauf ändert sich beim Crash nicht.
Prinzipiell passiert im Seitwärtsmarkt das gleiche wie bei einer Rally oder beim Crash: Aktien wechseln den Besitzer. Wenn dies unter dem Gesichtspunkt stark fallender Preiserwartungen geschieht, ist es eben ein Crash.
Wäre ein Überangebot der Grund für einen Börsencrash, müssten sich die Kurse sofort wieder erholen, sobald mal ein Tag mit geringem Volumen kommt. Das passiert aber nicht, weil die einmal ausgeprägten Preiserwartungen einigermaßen stabil sind.
Der Crash nach der Lehman-Pleite hat mehrere Wochen gedauert und war in der Hauptsache nicht durch automatische Margin-Verkäufe getrieben, sondern dadurch, dass die Marktteilnehmer Banken umbewertet haben (bestimmt haben aber auch einige Hedge-Fonds geshorted und einige Investmentfonds verkauft und dadurch die Lage verschärft). Und weil die Marktteilnehmer ihre Meinung bis jetzt beibehalten haben, sind wir immer noch hier unten. |