Die große Unbekannte sind die USA. 1. Die Demokraten sperren sich gegen das 2 Billionen Dollar Hilfsprogramm, solange nicht auch die Interessen von Arbeitnehmern berücksichtigt werden. Wenn sich da heute keine Lösung abzeichnet, geht's im Dow noch mal runter. Der Wahlkampf kommt zur Unzeit. Das Land bräuchte momentan eine einheitliche Richtung. Sehe ich nicht... 2. Das Ausmaß der Pandemie ist in den USA immer noch unklar. Es wurde zu spät und zu wenig getestet. Es werden dramatische Infizierten-Zahlen kommen. Und jede Menge Todesfälle. 3. Ausgangssperren und Kontaktsperren sind in den USA schwer durchzusetzen. Dafür gibt es einen zu ausgeprägten Sinn für Freiheit, Individualität und zu wenig Bildung in breiten Schichten der Bevölkerung. Ob die USA die Kurve bei den Infektionszahlen hinbekommen ist meiner Ansicht nach sehr fraglich.
Bei so einer Lage würde ich aus JEDER Aktie gerade aussteigen. Auch jetzt noch. In diesem Falle wäre es für mich weniger Risiko, noch mehr Geld zu verbrennen. Das geht jetzt nicht steil rauf in den nächsten Tagen. Aber steil runter - noch mal 10 bis 20% Verlust - das wäre durchaus möglich. Wenn ich drei Prozent rauf verpasse, dann wäre das kein Drama. Es wird ganz andere Steigerungsraten geben, wenn die Risiken abschätzbar sind.
Mittelfristig wird es eine Erholung geben. Aber nicht auf Raketenniveau. Am besten können sich meiner Meinung nach diejenigen fühlen, die gerade an der Seitenlinie stehen. Hier haben zu wenige die Chance einer Umverteilung von oben nach unten gesehen. Gerade Kleinanleger hatten (und haben vielleicht noch immer) die Chance einer Umverteilung von oben nach unten. Da kann jeder aussteigen, weil es gar kein Problem ist, Aktien in der Gößenordnung von 10 bis 500K abzustoßen. Multimillionäre oder gar Milliardäre können das nicht mal eben so machen. Jedenfalls nicht, ohne dass die Kurse massiv beeinflusst werden.
Wer jetzt oder in ein/zwei Wochen einsteigt, sollte zudem ganz genau beobachten, ob es eine zweite Welle gibt. Wenn es in China wieder steigende Fallzahlen gibt, dann wird das auch in Europa und im Rest der Welt mit hoher Wahrscheinlichkeit passieren. Dann ist es nach einer Erholung der Kurse nicht dumm, wieder auszusteigen und eventuelle Gewinne mitzunehmen, um später wieder einzusteigen.
Speziell zu WDI: Im ersten Quartal halte ich es für wahrscheinlich, dass die Prognosen bestätigt werden. Im zweiten Quartal könnte es durchaus einen Umsatzeinbruch oder sogar eine Gewinnwarnung geben. Begründung: WDI sammelt Geld für Firmen ein, die mit WDI kooperieren. Ich wüsste nicht, weshalb WDI genauso oder sogar mehr (wie von einigen postuliert) Umsatz machen sollte, wenn die Kooperationspartner unter der Rezession leiden. Die Binnennachfrage sinkt in Krisenzeiten. Das geht auch an Wirecard nicht vorbei. Hat WDI nennenswerte Partner in den Bereichen Streaming, Medizintechnik, Hygiene- und Schutzausrüstung, große Online-Händer (allen voran Amazon)? Da wird eher Paypal unbeschadet durchkommen, als Wirecard.
Ich würde das nicht aussitzen, sondern entsprechend der Nachrichtenlage ein- und wieder aussteigen. Und das auch mehrmals, falls es nötig erscheint.
Logischer Weise nur meine Meinung. Keine Handlungsempfehlung. |