Seit 2012 fließt netto Kapital aus Europa in Richtung USA, weil es in USA höhere Zinsen gibt (Artikel unten). Der Chart unten zeigt die sich öffnende Schere zwischen langfristigen Dollar- und Euro-Zinsen. Man könnte auch sagen, europäisches Kapital "flieht noch vor Draghi".
In # 623 hatte ich spekulativ geschrieben, der Geldfluss in die USA könnte austrocknen - mit der Begründung, Trumps neuer Protektionismus könnte Investoren abschrecken. Die Devisenmärkte sind freilich nicht intelligenter als die Aktienmärkte. Wenn es irgendwo mehr Zinsen gibt, fließt das Kapital dort hin - und zwar oft selbst dann, wenn die dortige Inflation (bzw. die von mir erwartete Stagflation in USA) die Zinsgewinne mehr als auffrisst.
Sollte Draghi QE einstellen, womöglich wegen Druck von Weidmann, dürfte sich der Renditeunterschied bei den Langläufern (Chart unten) wieder verkleinern, so dass der Dollar weniger attraktiv würde. Fällt er erst mal, wird er auch charttechnisch weniger attraktiv. Ja so funktionieren sie, unsere Devisenmärkte ;-)
Da Italien allerdings gerade mit dem 5-Sterne/Lega-Nord-Hintern auf Staatspleiten-Grundeis stößt, ist Draghi zuzutrauen, dass er QE nicht nur nicht einstellt, sondern sogar aufstockt. Wäre doch gelacht, wenn sich die verbotene Staatsfinanzierung aus der Notenpresse nicht bis über den "point of no return" hinaus - den Draghi seit 2012 ("koste es, was es wolle") als festes Ziel vor Augen hat - fortsetzen ließe ;-)
Was man hinsichtlich künftiger Kapitalflüsse allerdings ebenfalls in Betracht ziehen muss ist, dass Länder wie China, die massig US-Staatsanleihen (UST) halten, diese bei einem sich verschärfenden Handelskrieg auch als Waffe einsetzen könnten. Sprich: Diese Länder könnten UST, um Trump eins auszuwischen, massenhaft auf den Markt werfen, was deren Renditen hochtriebe und deren Kurse einbrechen ließe. Es ist für die Amis im Krisenfall ein ziemlicher Nachteil, der weltgrößte Schuldner zu sein. (Daher wohl auch der aufgeblähte Militärapparat, mit dem man Staaten, die UST schmeißen, eins auf die Rübe geben kann....)
Die Gretchenfrage ist, wann und ob der Devisenmarkt irgendwann begreift, dass ein Hochschießen der Dollarzinsen (wegen "Schmeißen" von UST) KEIN "Kaufsignal" für den Dollar mehr ist, sondern eine Frühwarnung dafür, dass das US-Schuldenkartenhaus zusammenbricht. Diese Überlegungen gibt es seit Eröffnung des Bärenthreads, und sie wurden vor allem von wawidu oft geäußert.
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https://deutsche-wirtschafts-nachrichten.de/2018/...-grossbritannien/
Die Eurozone ist der größte Kapitalexporteur der Welt. Das Kapital fließt zum Großteil in die Defizitländer USA und Großbritannien. Auch Kanada und Australien profitieren von Kapitalzuflüssen. Die Eurozone realisiert zusammen mit China und Japan 75 Prozent der globalen Netto-Ersparnisse, die dann an die Defizitländer gehen.
In der Eurozone gibt es seit 2012 einen Nettokapitalabfluss: Mittlerweile gehen drei Prozent des Bruttoinlandprodukts (BIP) ins Ausland. Getrieben wird dies vor allem durch Bankeinlagen und Kredite: Allein dadurch wurden von 2012 bis 2014 fünf Prozent des BIP ins Ausland transferiert.
Das liegt an den erwarteten Renditen. Diese sind in den USA höher als in Europa. Und der Unterschied nimmt zu: Die langfristigen Zinsen in den USA entfernen sich immer weiter von den europäischen (siehe Abbildung 1). Im April 2018 erreicht der Unterschied zwischen Deutschland und den USA 2,4 Prozent. Zuletzt erreichte der Zinsunterschied 1989 diesen Wert....
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