Ich hatte mehrere intensive Gespräche mit Marcus Silbe, zuletzt auch mehrere E-Mails. Das war sehr interessant, nicht nur für mich, sondern für beide Seiten.
Ausgangspunkt der Diskussion war seine Kurszielsenkung im Mai 2015, unmittelbar bei den Aktivitäten von BlackRock, was ich vom timing ziemlich schlecht fand, diesen Standpunkt hatte ich auch behalten. Ich hätte im Winter das Kursziel auf 5 Euro gesenkt, der BVB stand nach der Hinrunde auf einem Abstiegsplatz und überwinterte da und ich hätte es gut begründet. Nämlich daß der Abstand zum Kursziel zu groß geworden wäre und man die Sache bei sich verbessernden Nachrichten ggf. anpassen würde.
Folgendes ist danach passiert:
- Reus Verlängerung (hebt die stillen Reserven um fette 25 Millionen, es wurde überraschend bekannt, daß sich Puma an der Finanzierung beteiligt hätte)
- Aubameyang Verlängerung (es gab ein Angebot in Höhe von 40 Mio für ihn, durch die Verlängerung wurde er deutlich wertvoller, zwei Jahre später könnte ein doppelt so hohes Angebot reinkommen
- CL Ausfallversicherung (12 Mio). Spätestens hier hätte ich das Kursziel von 5,00 auf 5,50 erhöht, zu viele gute Nachrichten, die Leerverkaufsmeldungen waren gleichzeitig RICHTIG WICHTIG. Denn sie gaben eine sinnvolle Erklärung für den Kursverlauf, als Analyst hält man dagegen, das ist die Aufgabe einer guten Kapitalmarktkommunikation !!!!!
- Platz 7 wird erreicht, gleichzeitig gab es mehrere Interviews von Watzke, daß die EL 30 Mio bringen könnte, das wären 10 Mio mehr als angenommen. Grund waren Sponsorenprämien. Mit diesen vielen Nachrichten ist klar, daß die ursprünglichen Schätzungen von Seydler klar übertroffen werden, das Kursziel hätte ich also gleich zu Beginn der Sommerpause wieder auf 6 Euro hochgesetzt, auch weil man nicht mehrere Jahre brauchen muss, um einen gehörigen Abstand zur fairen Bewertung zu erkennen und auch um Druck auf BlackRock auszuüben.
In so einem Szenario wäre die Eindeckung von BlackRock KOMPLETT anders gelaufen. Geht gar nicht anders. Eine gute Kapitalmarktkommunikation bringt ziemlich simpel, daß die faire Bewertung erreicht wird, das ist auch die Kernaufgabe des Analysten: Er will für seine institutionellen Anleger das Optimale.
Er hat sich vollkommen falsch verhalten und nun setzt sich dieses in meinen Augen völlig suboptimale Verhalten fort. Es wird auf das nächste Spiel verwiesen, damit gibt er der BVB Aktie einen Fanboy Charakter, völlig daneben. Denn der klare Anstieg der stillen Reserven ist krass wichtiger. Oder glaubt irgendjemand daß sich am Wert von Dembele irgendwas ändern würde, wenn man verliert? Dann nennt er diese 0,4 Mio für die Fanrandale, rein finanziell ein völliges NON EVENT, unwichtiger geht es gar nicht mehr.
Er gibt der Aktie ein Potential von 15% obwohl man in der nächsten Saison einen krassen Umsatzsprung völlig unabhängig von sportlichen Ergebnissen haben wird, das ist wichtiger als alles andere.
Ich habe meinen gegensätzlichen Standpunkt sehr deutlich gemacht und sehe hier keinen weiteren Gesprächsbedarf.
Daß institutionelle Anleger wegen seiner vorherigen Ratingabstufung sechsstellig verkaufen, ist ein völliges Unding. Daß er den Focus auf angeblich verfehlte Quartalsergebnisse setzt, obwohl er letztes Mal beim 4. Quartal KRASS ÜBERTROFFEN wurde und es dann viele Monate dauerte, bis er ein neues Update brachte (mussten sich die institutionellen Anleger erst eindecken?) macht einen wahnsinnig schlechten Eindruck auf mich.
Ich unterstelle ihm keine unlauteren Absichten, aber diese ganzen Analysen, das timing, der Focus auf Nachrichten, die unwichtig sind, sind einfach nur schlecht. Also für mich. Wenn man so etwas liest, kommt man gar nicht auf die Idee, daß er ursprünglich gesagt hat, daß seine faire Bewertung bei 9,91 liegt. Kann nicht sein.
Taktisch ist sein Vorgehen richtig mies.
Als Hypoport von BlackRock angegriffen wurde und diese Leerverkäufe meldepflichtig wurden, gab es in drei Monaten 11 neue Analysen. Da wird NICHTS relevantes ausgelassen, in keinem einzigen Moment. Natürlich ist Hypoport nicht unterbewertet, die dortigen Analysten machen einen gnadenlos besseren Job. Konkret ist der Aktienkurs in 3 Monaten über 50% gestiegen und BlackRock ist immer noch meldepflichtig leerverkauft. Kein einziger Analyst hat dort bei 60 Euro das Kursziel gesenkt, weil der Abstand zu groß geworden wäre, im Gegenteil, das Kursziel wurde erhöht.
Ist eigentlich alles sehr simpel.
Bei Borussia Dortmund ist es sogar noch simpler. Die Nachrichten, die kursbeeinflussend sind, sind für jedermann direkt nachvollziehbar, da ist NICHTS spekulativ, ganz im Gegensatz zu jeder anderen Aktie.
Wenn ein Analyst also sagen würde, 0,4 Mio sind unwichtig, eine Wertsteigerung von Dembele im zweistelligen Mio Bereich aber sehr wohl oder ein mögliches Pokalhalbfinale, bzw. ein klar steigender Kaderwert bei unveränderten Transferwahrscheinlichkeiten ist für die Finanzen krass wichtiger, als irgendein dusseliges Spiel, wenn er darauf hinweisen würde, daß Borussia Dortmund so oder so sportlich krass erfolgreicher ist als ManUtd, dann kann das JEDER nachvollziehen, auch jeder institutionelle Anleger.
Kein ManUtd Analyst würde vom nächsten wichtigen Spiel erzählen, die verliert ManUtd JAHRELANG allesamt, wenn es danach ginge, hätte ManUtd eine Börsenkapitalisierung von 300 Mio oder sonstwas. Tatsächlich liegt sie durchgehend bei über 2,4 Milliarden.
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