Finacial Times Deutschland 27.09.2010
Rückzug aus den Banken USA werden Citigroup nicht los Das ungünstige Umfeld an den Aktienmärkten trifft auch das amerikanische Finanzministerium: Wegen geringer Handelsvolumina wackelt der Zeitplan für den Verkauf der restlichen Anteile an der Citigroup. Für das Geldhaus könnte das misslich sein.
Die US-Regierung läuft Gefahr, ihren selbst gesetzten Zeitplan für den Ausstieg aus der einst weltgrößten Bank Citigroup nicht einzuhalten. Nach Informationen der Financial Times hat Washington den Verkauf von Aktienpaketen im Sommer aufgrund geringerer Handelsvolumen verlangsamt. Damit könnte es unmöglich werden, wie geplant bis Ende des Jahres alle Anteile zu veräußern. Stattdessen könnte das Finanzministerium, das noch rund 17 Prozent an Citigroup hält, laut Bankmanagern und Analysten über Alternativen nachdenken. "Die Verkäufe von Citigroup-Aktien haben sich im Juli und August deutlich verlangsamt. Das US-Finanzministerium wird seine Anteile nicht bis Jahresende verkaufen", sagte Linus Wilson, Professor für Finanzen an der University of Louisiana, der Financial Times. "Die einzige Option für einen Ausstieg vor Jahresende scheint eine große Emission außerhalb des Börsenhandels zu sein." Der Knute des "Gehaltszars" Kenneth Feinberg ist die Citigroup schon entkommen Finanziell würde sich ein späterer Ausstieg aus dem Geldhaus zwar kaum auswirken. Das Finanzministerium hat mit den bisherigen Verkäufen bereits einen Gewinn von 2 Mrd. Dollar erzielt. Eine Verzögerung würde aber unterstreichen, wie schwierig es für Staaten sein kann, sich aus den Banken zurückzuziehen, die sie im Zuge der Krise mit Milliarden stützten. In anderen Ländern, Großbritannien und Deutschland etwa, sind die jeweiligen Regierungen noch weit davon entfernt, sich aus staatlich gestützten Geldhäusern zurückzuziehen. Die US-Regierung hat hingegen schon einen Großteil der ausgeteilten Hilfen zurückbekommen. Neben Citigroup haben sich der einst weltgrößte Versicherer AIG und die Hypothekenfinanzierer Fannie Mae und Freddie Mac noch nicht von Washington gelöst. Steigt der Staat aus Citigroup später aus als geplant, könnte es für die Bank schwerer werden, Investoren davon zu überzeugen, dass sie die Auswirkungen der Krise hinter sich gelassen hat. Die Regierung verkauft die Aktien in kleinen Paketen, um den Preis der Papiere nicht nach unten zu treiben. Bis Ende August hatte sie weniger als die Hälfte der 7,7 Milliarden Citigroup-Aktien in ihrem Besitz veräußert. Die durchschnittliche Zahl der pro Tag verkauften Aktien ist laut den jüngsten offiziellen Daten deutlich zurückgegangen. Das durchschnittliche tägliche Handelsvolumen für Citigroup-Aktien lag im Juli bei 498 Millionen, im August nur bei 370 Millionen. Zum Vergleich: Noch im Mai waren es 950 Millionen gewesen. Mehr zum Thema Einst weltgrößte Bank Citigroup-Comeback lässt Investoren kalt Nach Beinahe-Zusammenbruch USA suchen Aktionäre für AIG Mehr zu: Ausstieg, Citigroup, Staatshilfe, US-Regierung Bis Donnerstag kann das Finanzministerium noch 1,5 Milliarden Aktien abstoßen, dann beginnt eine Sperrfrist, da Citigroup in den kommenden Wochen Ergebnisse für das dritte Quartal vorlegt. Die Aktien des Geldhauses haben in diesem Jahr 18 Prozent zugelegt, aber die gehandelten Volumen sind im Sommer mit dem Gesamtmarkt zurückgegangen. Immerhin steht die Bank nicht mehr unter dem Einfluss von "Gehaltszar" Kenneth Feinberg, der für die Regierung die Bezahlung von Managern in Unternehmen überwacht, die bedeutende Summen an Steuergeld erhalten haben. Das scheint das Geldhaus auszunutzen: Nach einem Bericht des "Wall Street Journal" hat Citigroup mit dem gerade vom Konkurrenten UBS abgeworbenen Banker Stephen Trauber eine Vereinbarung getroffen, die ihm ein Salär von bis zu 30 Mio. Dollar über drei Jahre einbringen könnte. |