Ich sehe nicht unbedingt, dass wir es bei PV mit einer Nachfrageschwäche zu tun haben. Wenn ich mir die Q1-Zahlen von Solarworld, Trina Solar, Yingli, Canadian Solar und Jiinko Solar anschaue, dann haben die alle ihre Auslieferungen in Q1 gegenüber Q1 2010 deutlich gesteigert. Solarworld um 60 MW (+ 33%), Trina Solar um 100 MW (+ 67%), Yingli um 60 MW (+ 45%), Canadian Solar um 80 MW (+ 31%) und Jinko Solar um 130 MW (+ 151%). Denke mal nicht, dass man bei diesen Zuwachsraten unbedingt von einer Nachfrageschwäche sprechen kann. Es ist doch viel eher so, dass sich das Wachstum deutlich verlangsamt hat und das bei massiv neu ausgebauten Fertigungskapazitäten.
So wie das einschätze spielen die großen vertikal aufgestellten PV-Unternehmen in der aktuellen Situation (starke Preisrückgänge, Überkapazitäten) ihre volle Stärke aus und das entlang der ganzen PV-Wertschöpfungskette inkl. den hohen Fertigungskapazitäten mit den ganzen positiven Skaleneffekten die dazugehören von den Vertriebskosten, Einkaufskosten, über den fixen Kosten bzw. operativen Kosten bis zu den Entwicklungskosten. Da haben dann die kleinen Modulbauer wie Conergy, Solon, Solar Fabrik oder auch Centrosolar halt keine Chance.
Viele schauen nur auf die deutschen PV-Unternehmen, aber die Deutschen dominieren den PV-Markt bei der Produktion schon lange nicht mehr. Es gibt mit Solarworld, Bosch Solar inkl. aleo Solar und Schott Solar gerade mal noch drei deutsche Unternehmen, die bei der Größe und auch bei den Fertigungskapazitäten mit der ausländsichen Konkurrenz noch mithalten können. Alle andere sind abgehängt und Solon wie auch Conergy sind so hoch verschuldet und ganz schwach aufgestellt wie die hohen Verluste in 2010 und 2009 zeigen, dass es für mich ein Wunder wäre, wenn beide die nächsten 18 Monate überleben werden. Außer es gibt ein Weißer Ritter und kauft sie.
Q-Cells habe ich jetzt extra nicht erwähnt, da Q-cells nach meinen Einschätzungen noch eine Zwitterposition inne hat, denn Q-Cells verfügt sicher über die kritische Unternehmensgröße.
Das Problem für die Zellbauer Motech, Gintech, Neo Solar oder auch Q-Cells kommt meiner Meinung daher, da es mittlerweile verdammt viele vertikal integrierte PV-Unternehmen gibt (seit diesem Jahr z.B. sind LDK, REC oder Jinko noch dazugekommen) und die müssen dann halt keine Zellen mehr dazukaufen. Sie produzieren sie ja selbst. Ich denke mal diese Situation haben die großen Zellbauer komplett falsch eingeschätzt. JA Solar war da schon wesentlich cleverer und machte mit MEMC einen Deal über Flextronics von jährlich um die 200 MW wie auch mit dem Modulauftragsfertiger Jabil Circiut, der für BP Solar Module in Polen und Mexiko baut (ca. 200 MW) und dazu haben sie ihre eigenen Modulkapazitäten in den letzten 12 Monate um 400 MW erhöht und haben einen Waferproduzenten gekauft.
Q-Cells versucht einen ähnlichen Weg wie JA Solar hinsichtlich Modulauftragsfertigung (Flextronic, Hanwah SolarOne, Photowatt) einzuschlagen und so mindestens 50% ihrer Zellen inkl. der mittlerweile großen Projektabteilung (Q-Cells wird in 2011 so rd. 200 MW an Projekten umsetzen) los zu bekommen. Ob diese Strategie aufgeht ist nicht einzuschätzen, aber es ist für mich der einzigste Weg um Q-Cells zukunftsfähig zu machen. |