Ein Jahresausblick erhebt nie den Anspruch auf Erfüllen, er ist eher der Versuch einer Standortbestimmung. Als solchen möchte ich meinen Ausblick 2010 verstanden wissen. Der Schwerpunkt meiner Analyse liegt auf der Charttechnik und dem Sentiment, weil ME nur die im anvisierten Spekulationszeitraum weniger Wochen von Bedeutung sind.
Fundamentale Lage Aktien befinden sich im Zwiespalt: Einerseits sind die Bewertungen angesichts einer sich kurz nach (bzw. noch in) dem Turnaround befindlichen Wirtschaft bereits ambitioniert. Zudem droht latent eine Zinserhöhung; weite Teile der Wirtschaft leiden noch unter Kreditknappheit. Anderseits ist die Liquidität und der Risikoappetit der Anleger weiter hoch; Anlagealternativen wie der Immobilienmarkt fehlen (noch) oder sind wie Staatsanleihen riskant. Fundamental ist die Lage daher neutral, dh Seitwärts.
Charttechnik Diese ist nach den jüngsten Durchbrüchen aller bedeutenden Indizes durch ihre massen Widerstände absolut bullish. Die Herbstkonsolidierung ist beeindet, der Uptrend damit weiterhin intakt.
Sentiment Das Sentiment unter den Privatanlegern ist BULLISH, die wenigen Bären haben resigniert und rechnen mehrheitlich mit noch 10% up vor dem finalen Absturz. Anders die Profis: Diese haben besonders bei den mittelfristigen Erwartungen eindeutig die Seite gewechselt und sind BEARISCH. Die Jahresausblicke der Banken sind noch nicht raus, es ist aber vermutlich mit einer 2010-Konsensschätzung von vielleicht 10% up, also Dax 6500 bis Ende 2010 zu rechnen.
Was bedeutet das für den Jahresanfang? Trendwechsel sind im Januar recht selten, meist wird der Dezembertrend fortgesetzt. Dieser ist up, gerade nach dem Durchbruch aller Widerstände. Zudem ist die Jahreszeit Jan-Mai meist positiv für die Kurse.Der Januar sollte daher bullish begonnen werden. Ab einer gewissen Kursmarke, vermutlich 6300-6500, werden dadurch die Fondsmanger (sowie die bearishen Privatanlger) unter Druck geraten: Die meisten sind abgehegt und waren 2009 massiv unterinvestiert. Dies könnte nach dem Überschreiten dieser Kursmarke zu einem finalen Bullrun führen, in dem die Hedges panikartig aufgelöst werden müssen. Ziel dieses Bullruns sind ähnlich wie Ende 2003 (Chart unten) 10-15% in wenigen Wochen, dh. Dax 6500-7000. Die Vorlage für diesen Move liefert die Fahnenstange bei GOld neulich, bei Indizes wegen der MArktbreite allerdings deutlich moderater.
Wie geht es weiter? 2010 wird von dem oben genannten fundamentalen Zwiespalt geprägt sein, dh es steht ein letztes Gastspiel der Bären auf der Tagesordnung. Eine Konsolidierung kann grundsätzlich auf zwei Weisen geschehen: Entweder moderate Verluste und dafür lange (2004 sahen wie 10 Monate Konso in einer Rage von 10%) oder schnell und heftig. Welche der beiden Möglichkeiten eintritt hängt u.a. vom Jahresanfang ab. Eine Fahnenstange impliziert einen heftigen Kursverlust hinterher. Zudem ist die Konsensvorhersage für 2010 ein moderater Seitwärtsmarkt. Ich wage daher die Kontraposition einzugehen und einen heftigen Rücksetzer bis zum (Früh)Sommer zu prognostizieren. In diesem Zeitraum dürfte es zur 1. Zinsanhebung kommen, was sich als Tief anbietet.
Die zweite Jahreshälfte Nach dem traditionell schwachen Sommermonaten dürfte der Markt auskonsolidiert haben. Es wird sich zeigen, dass die Zinsanhebungen nicht schädlich für die Konjunktur sein werden, im Gegenteil, aufgrund des niedrigen Basiseffekts und der enormen Liquidität ist mit einem Durchstarten der Aktien zu rechen. Gleiches gilt für den Immobilienmarkt, der endlich den Turnaround schaffen könnte. Das Ende der Krise gerät damit in Sichtweite. Wie hoch es geht hängt von den Ende-2010-Konsensschätzungen der Banken ab. Gehen wir von 6500 aus und dem Wissen,dass der Konsens IMMER DEUTLICH VERFEHLT wird, dann kann 2010 mit 7000+ im Dax beendet werden.
Conclusio Taktisch bedeutet das Ganze, dass 2010 schwieriger zu traden sein wird als der Trendmarkt in 2009. Flexibilität im Denken und Depot bleibt Trumpf. Dafür sorgt allerdings mein trendfolgendes Handelssystem, sodass ich zumindet strategisch nicht falsch machen kann. Das HS ist nur long zu traden, weil die Hausse übergeordent weitergehen wird. Längere Flatphasen während der der Markt evtl. fällt, sind einzuplanen. Aber auch ein kleiner Shortzock, insbesondere direkt nach dem Bruch der Fahnenstange, sollten erlaubt sein. Nur sollte man es auf der Shortseite ncht übertreiben und frühzeitig an Gewinnmitnahmen denken.
----------- gez. metro, bekennender Trendfolgedepp. |