US-Finanzminister Geithners patzt Von Jochen Steffens Der Nasdaq100 hat es nicht geschafft die wichtige Widerstandslinie, die ich am Montag beschrieben hatte, nach oben zu brechen. Er ist dort punktgenau abgeprallt. Und wenn es nicht weiter hoch geht, geht es halt dynamisch nach unten:
Schön sieht man hier die lange rote Kerze, die erst an der alten Abwärtstrendlinie des Dreiecks anhielt. Es kann nun gut sein, dass das nur ein Test eben dieser Linie wird und es doch noch zu einem Aufwärtstrend kommt. Wie ich schon geschrieben hatte, ist aber dieser Test selbst schon kein positives Zeichen mehr. Der Nasdaq100 hat zudem kein neues Hoch gebildet und sich damit geweigert, das erste Zeichen von Stärke zu generieren. Das muss man nun zumindest kurzfristig als bearish einstufen. Charttechnik und fundamentale Situation Und wie so oft passt die charttechnische Situation in den fundamentalen Kontext. Der Markt hatte gehofft, dass der neue US-Finanzminister Timothy Geithner eine klare Lösung vorstellen werde. So gesehen bestand ein enormer Erwartungsdruck. Wäre Geithner diesem gerecht geworden, wäre der Markt nach oben ausgebrochen – keine Frage. Doch was dieser stattdessen den Märkten gestern als Lösungsvorschlag präsentierte, hinterließ mehr Fragezeichen als Hoffnung. Bad Bank Variation Geithner kündigte an, dass ein Investmentfonds die Immobilienkredite / -wertpapiere der Banken aufkaufen soll. Er hofft dabei auf die Unterstützung privater Investoren über Hedge-Fonds und Beteiligungsfirmen. Dieses Programm soll mit einem Volumen von 500 Mrd. Dollar starten und könnte bis auf 1 Bill. Dollar ausgeweitet werden. Was sich zunächst gut anhört, ist aber letztlich nichts anderes als eine Variation der Bad Bank. Zu welchen Kursen...
Das Problem ist, dass die Banken natürlich ihre faulen Wertpapiere nicht zu den aktuellen Kursen, die weit unter dem „tatsächlichen Wert“ liegen dürften, verkaufen können. Der dadurch entstehende Abschreibungsbedarf wäre wahrscheinlich gigantisch und würde zu weiteren Insolvenzen führen. Auf der anderen Seite sind private Investoren bisher nicht bereit, den Banken diese Papiere zu höheren Kursen abzukaufen. Was Geithner also in seinem Plan außen vorlässt, ist demnach die eigentlich entscheidende Frage, nämlich zu welchen Kursen die Banken ihre maroden Wertpapiere loswerden können. Und es geht hier, das sollte man sich klar machen, um Wertpapiere im Gesamtwert von wahrscheinlich mehreren Billionen Dollar. Es war eben diese fehlende Antwort auf das Problem, das den Markt in die Knie zwang, denn eigentlich hat Geithner nichts Neues, nichts Revolutionäres als Lösung vorgeschlagen, sondern nur eine Variation eines Weges, nämlich die der Bad Bank, den viele Analysten seit Wochen schon kritisieren. Obama bringt es auf den Punkt Es war Präsident Obama, der am Dienstag auf die wachsende Kritik reagierte und überraschend klar die aktuelle Situation umschrieb. Er sagte, dass die Wall Street auf einen leichten Ausweg hofft, es aber einen solchen leichten Ausweg nicht gäbe. Und hier verbirgt sich wohl das eigentliche Kernproblem: Der Markt will endlich wieder weiterspielen, die Fonds, die Investoren (wir alle) und auch die Banken hoffen, endlich wieder gute Gewinne an den Märkten machen zu können. Doch das Spielfeld ist zu sehr durchgerüttelt worden, und es wird eine Weile dauern, bis alle Figuren wieder entweder richtig aufgestellt oder aber entfernt sind. Und niemand weiß, wie lange diese Aufräumarbeiten noch andauern werden. Noch weniger einzuschätzen ist, wann und ob der Markt anfängt darauf zu spekulieren, dass die ganzen Konjunkturmaßnahmen und die niedrigen Zinsen doch wieder die US-Wirtschaft ankurbeln. Da bleiben uns somit weiterhin nur die Charts. Und hier müssen wir weiter auf ein Zeichen der Stärke warten... ----------- An der Börse sind 2 mal 2 niemals 4, sondern 5 minus 1. Man muß nur die Nerven haben, das minus 1 auszuhalten. |