Charts zeigen leichte Stärke
Daher können wir die Chartbetrachtungen jetzt völlig unbeeinflusst von dieser Statistik angehen. Und dabei zeigt sich erstaunlicherweise ein erster zarter Ansatz von Stärke auf mittlere Sicht. Wenn wir nämlich den Kursverlauf des S&P 500 im Wochenchart anschauen, dann können wir bereits ein höheres Tief konstatieren (dunkelblaue waagerechte Linien)
Quelle: MarketMaker
Das ist insofern erstaunlich, da die Meldungen von den Unternehmen (zum Teil deutliche Verluste im vierten Quartal 2008, häufig keine konkreten Ausblicke für 2009) als auch die Konjunkturdaten (Arbeitsmarkt, Konsum, Investitionen, ...) praktisch seit Wochen durchweg negativ waren. Einzelne kleine Lichtblicke, wie ein etwas erholter ifo-Index, bestätigen als Ausnahmen nur diese Regel.
Aber entweder haben die Anleger die Hiobsbotschaften jetzt satt, sind abgestumpft oder aber nehmen bereits andere Entwicklungen ins Visier. Fest steht nur, dass die letzte Woche eine deutliche Reversal-Kerze brachte. Diese bildet einen starken Gegensatz zu dem Abverkauf der Vorwoche. Und die positive Stimmung hielt sogar bis zum Freitag an: Zum Wochenende gingen die US-Indizes erneut mit einem deutlichen Plus aus dem Markt.
Was will der Chart uns sagen?
Viele Analysten gehen inzwischen davon aus, dass Konjunktur und Aktienmarkt sich in der zweiten Jahreshälfte erholen. Das Niveau und der genaue Zeitpunkt dieser Erholung sind noch etwas umstritten, aber das ist normal. Auch darf man ruhig Zweifel haben, ob Finanzkrise und Rezession dann wirklich endgültig abgehakt sind. Der Konsens ist aber ziemlich eindeutig.
Doch lassen Sie den Chart jetzt einfach mal auf sich wirken. Ist er nicht eigentlich völlig negativ? Weit und breit keine Ansatz einer Erholung, seit die Kurse im zweiten Halbjahr 2007 anfingen zu fallen. Das ist gerade in der hier gewählten Wochendarstellung schön zu sehen.
Und nun stellen Sie sich einfach vor, Sie wären potenziell bullish für den Aktienmarkt. Also Sie erwarten nicht den Untergang des Abendlandes oder sowas. Als solch ein Bulle (wir wollen uns jetzt ruhig mal einen eher gemäßigten Vertreter vorstellen) haben die Bären Sie und Ihre Kumpels jetzt fast eineinhalb Jahre am Nasenring durch die Arena geführt. Jedes Aufbäumen von Ihnen wurde brutalstmöglich im Keime erstickt.
Wenn Sie ein Bulle wären...
Nun schnuppern Sie erstmals seit Monaten etwas Morgenluft. Die Bären kriegen die Kurse nicht mehr auf neue Tiefs – trotz all der Horrornachrichten. Warren Buffett und andere predigen schon seit Monaten, dass nun wieder reihenweise unterbewertete Aktien von den Investoren ignoriert werden. Sogar die Analysten reden schon von Erholung (ok, erst in ein paar Monaten, aber immerhin).
Würden Sie jetzt nicht auch einmal probieren wollen, ob sich der noch vorhandene Speck und der Frust, der sich während der ganzen Zeit bei Ihnen angesammelt hat, nicht auch in Kraft umsetzen lassen? Würde Sie jetzt wirklich interessieren, woher diese kleine Stärke in den Kursen kommt? Warum sollten Sie auf diese Analysten hören und noch soundso viel Monate warten? Wer sagt denn, dass deren Prognosen jetzt besser sind als 2007?
Doch was ist mit den Widerständen da im Chart (grüne waagerechte Linien)? Die interessieren doch einen Bullen wie Sie jetzt nicht! Widerstände sind dafür da, um gebrochen zu werden! Und was soll dieses Gerede von einer „Bärenmarkt-Rally“? Selbst wenn es so wäre: Eine Bärenmarkt-Rally hat immerhin Potenzial bis zur 50%-Marke! Und die liegt bei knapp 1.160 Punkten im S&P 500. Das sind stolze 33 %! Und kurz darüber, bei 1.200 Punkten liegt das nächste schöne Ziel: die Oberkante des alten Abwärtstrends. Bis dahin werden die Bären schon ordentlich ins Schwitzen gekommen sein!
Und schon senken Sie die Hörner, scharren mit den Hufen, schnauben ungeduldig – und plötzlich war da nur noch eine Staubwolke...
Lassen Sie sich nicht aufhetzen!
Aber keine Angst, ich will Sie nicht aufhetzen. Sie müssen jetzt kein Bulle werden. Denn natürlich denkt momentan kein Mensch so – schon gar kein Bulle. Wahrscheinlich gibt es auch gar keine Bullen mehr. Wurde da nicht letztens eine Statistik veröffentlicht, nach der die Bullen praktisch ausgestorben sind? Sehen Sie – es droht also gar keine Gefahr von der Bullenseite.
Allerdings – es ist ja immer so eine Sache mit der Statistik...
Mit besten Grüßen
Torsten Ewert
PS: Stehen Sie auch Statistiken und Prognosen kritisch gegenüber? Sie wollen Klartext lesen, aber auch fundierte Entscheidungen treffen und damit wirklich langfristig erfolgreich sein? Dann sollten Sie schleunigst den neuen Langfrist-Börsendienst von Torsten Ewert und Jochen Steffens testen, die „Stockstreet Investment Strategie“. Und zwar bevor die Bullen durch die Koppel brechen. Das geht vielleicht schneller als Sie denken. Erste Ausreißer wurden nämlich schon gesichtet.
Quelle: www.stockstreet.de ----------- An der Börse sind 2 mal 2 niemals 4, sondern 5 minus 1. Man muß nur die Nerven haben, das minus 1 auszuhalten. |