sondern eine Rechnung mit vielen Unbekannten. Vor allem wissen wir nicht, wieviel Aktien tatsächlich leer verkauft sind. Und wenn ein Übernahmeangebot käme, das z.B. eine Übernahme zu acht Dollar vorsehen würde, würden die Shortseller vielleicht sogar jubeln, wenn sie eine großem Menge geshortet hätten - denn das würde ihnen vermutlich ein Eindecken zu diesem Kurs erleichtern. Aber auch hier kennen wir die Höhe eines Übernahmeangebots nicht - und natürlich auch nicht, ob und wie ein anderes Unternehmen in eine Übernahmeschlacht einsteigt.
Nun werden einige sicher argumentieren, dass man den Umfang des Shortsellings aufgrund der entsprechenden Veröffentlichungen kenne. Entgegen den Vermutungen ist das aber nicht der Fall, denn man kann logischerweise nur das zählen, was gemeldet wird. Und niemand kommt zum Beispiel auf die Idee, verbotenes Shortselling zu melden. Wo allerdings genau die Ansatzpunkte zur Erstellung dieser Zahlen liegen, kann ich Dir auch nicht sagen. Denkbar ist, dass man da bei den Brokern ansetzt - die wiederum fordern ihre Kunden auf zu erklären, dass sie aufgrund eines Bestandes oder einer Wertpapierleihe lieferfähig sind. Kontrolliert wird diese Erklärung der Kunden von den Brokern aber normalerweise nicht - und zwar mit Absicht, denn die nackten Shortseller gehören zu den besten Kunden, um deren Provisionen man sich nicht bringen will. Lange Zeit konnten in Deutschland auch Jugendliche problemlos Zigaretten und Schnaps kaufen, obwohl es verboten war - aber es wurde nicht kontrolliert. Heute kommen die da immer noch ran, aber es ist schwieriger - und in den USA besonders. Würde der Wertpapierhandel in den USA ähnlich kontrolliert und die kriminellen Broker kämen bei Verstößen in Knast, sähe die Lage ganz anders aus. Da aber offensichtlich in den USA die SEC nie kontrolliert oder es vermutlich auch nicht kann, weil unter Bush ihr die finanziellen Mittel dazu weitgehend entzogen wurde und ein Wiederaufbau dauert, ist die Lage ebenso so, wie sie momentan ist. Der zweite statistische Ansatz zur Erfassung des Shortsellings wäre die Wertpapierleihen - aber das ist ein Ansatz, der dann völlig in die Irre führt, denn wer sich keine Wertpapiere leiht, die er verkauft, ohne sie besitzen, würde in einer so aufgebauten Statistik nicht auftauchen. Hinzu kommt, dass die Verleiher die gleichen Papiere oft mehrfach verleihen - und auch da gibt es nach den mir angestellten Rückfragen keinerlei Kontrolle.
Haben wir also nur einen großen nackten Shortseller und mehrere, die zusammenarbeiten (was eine Anhäufung von Straftaten wäre, denn nicht einmal mit Wertpapierleihen agierende Shortsellern dürfen eine gemeinsame Strategie fahren), haben wir ein sehr ungleiche Informationssituation: Alle wichtige Informationen liegen beim BIG SHORT. Ist der finanzkräftig genug, wird er zappelige Anleger verhungern lassen und austricksen. Trotzdem kann er auf lange Sicht nicht verhindern, dass die Kurse ihrem Fair Value entgegengehen. Das kann dem Unternehmen dann egal sein, wenn es nicht auf Außenfinanzierung insbesondere in Form von Eigenkapital angewiesen ist und sich aus dem Cash Flow finanziert. Das kann Local.com durchaus tun, reduziert aber seine Wachstumschancen - insofern schaden Shortseller-Banden dem Unternehmen, aber nicht unbedingt den jetzt einsteigenden Investoren, die dadurch die Aktie billig kaufen können und sollten, wenn sie risikobewusst, geduldig und wenig schreckhaft sind. |