Hydrogen Council glaubt an Durchbruch von Wasserstoff-E-Mobilität
29.05.2019 | In: Autoindustrie 15 Kommentare
Brennstoffzellen-Fahrzeuge, die mit Hilfe von Wasserstoff Energie für den E-Antrieb erzeugen, sind laut Volkswagen-Vorstandschef Herbert Diess „einfach noch nicht reif für die Großserienfertigung“. Er setzt bei der E-Mobilitäts-Offensive des Konzerns daher auf rein batteriebetriebene Modelle. Die Wasserstoff-Branche glaubt dennoch weiter an den Durchbruch der Brennstoffzelle.
„Ich glaube nicht, dass andere Hersteller nur auf eine Technologie setzen werden“, sagte der Wasserstoff-Chef von Air Liquide und Generalsekretär der internationalen Initiative Hydrogen Council Pierre-Etienne Franc dem Handelsblatt. „Ich wäre überrascht, wenn Volkswagen die Entwicklung der Brennstoffzelle komplett stoppen würde.“
Im Hydrogen Council haben sich 53 internationale Firmen zusammengeschlossen, um Wasserstoff-Technologie weltweit voranzutreiben – darunter die Öl- und Gasriesen Shell und Total, der Autozulieferer Bosch, die Gase-Hersteller Linde und Air Liquide sowie die deutschen Autobauer BMW und Daimler. Auch die Volkswagen-Tochter Audi ist mit dabei.
Aktuell werden Wasserstoff-Fahrzeuge vor allem von Herstellern aus Asien forciert – insbesondere Toyota und Hyundai, die die Technologie im Massenmarkt etablieren wollen. Mit dem Mirai und dem Nexo haben beide Unternehmen bereits moderne Wasserstoff-Autos auf dem Markt. Toyota will die Großserienproduktion sogenannter Brennstoffzellen-Stacks und Wasserstofftanks ab 2020 massiv ausbauen.
„Die meisten Hersteller werden zweigleisig fahren“
Wasserstoff-Lobbyist Franc glaubt, dass auch andere Marken stärker auf die alternative Antriebsart setzen werde. „Die meisten Hersteller werden wahrscheinlich zweigleisig fahren“, meinte er im Gespräch mit dem Handelsblatt. Neben Audi arbeitet aktuell auch Opel aktiv an Wasserstoff-Lösungen.
Der große Vorteil von Wasserstoff-Fahrzeugen ist, dass sich diese anders als Elektroautos vergleichbar schnell wie herkömmliche Verbrenner tanken lassen. Dass sich die Technik bisher nicht durchgesetzt hat, liegt an der Komplexität und den noch hohen Kosten. Batterie-Antriebe sind zudem effizienter. Außerdem gibt es bislang noch keine nennenswerte Infrastruktur. „Wir müssen die richtigen Mechanismen für den Aufbau der Infrastruktur finden“, betonte Franc.
Franc sprach sich dafür aus, dass der Staat den Aufbau von Wasserstoff-Tankstellen fördert. Sobald das Netz stehe, werde das Angebot größer und die Fahrzeuge damit erschwinglicher. Der Air-Liquide-Manager glaubt, dass die Brennstoffzelle langfristig auf einen Anteil von 15 bis 25 Prozent kommen kann. Für die Gase-Hersteller Linde und Air Liquide würde sich dadurch ein lukratives Geschäft entwickeln: „Wenn wir uns nur ein Prozent des Weltmarkts sichern, könnten wir unsere Umsätze verdoppeln“, so Franc.
Branchenkenner gehen davon aus, dass Wasserstoff-Technik zunächst bei Nutzfahrzeugen und Bussen verstärkt zum Einsatz kommen wird. In China steht die Brennstoffzelle laut Franc vor dem Durchbruch. „Die Menschen sehen die nächste Welle in China noch nicht. Es ist gewaltig, was dort passiert“, sagte er. In der Volksrepublik stünden zahlreiche Modelle kurz vor der Zulassung, bereits heute seien ganze Logistik-Flotten mit Wasserstoff unterwegs.
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