Steigende HIV-Infektionsraten lösen weltweit Besorgnis aus Politiker und Hilfsorganisationen haben zum Weltaidstag die immer stärkere Bedrohung für Frauen und Jugendliche hervorgehoben. Weltweit trifft nach Angaben des Kinderhilfswerks UNICEF jede zweite HIV-Infektion einen jungen Menschen. 700 000 Kinder hätten sich in diesem Jahr neu infiziert, die meisten schon vor oder bei der Geburt. 2,3 Millionen Kinder müssten mit dem Virus leben.
Junge Menschen wissen zu wenig über die Risiken Auch in Deutschland ist die Zahl der neu erkannten HIV-Infektionen dramatisch um 30 % gestiegen. Die überwiegende Mehrheit der Deutschen ist sich der Gefahr durch die Immunschwäche-Krankheit inzwischen auch bewusst. Was nach Angaben von UNICEF zwar vor allem für das südliche Afrika gilt, trifft aber leider auch hierzulande häufig zu: Viele junge Menschen wissen weder wie HIV übertragen wird, noch wie man sich vor Ansteckung schützen kann.
Der Vorsitzende des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Bischof Wolfgang Huber, äußerte sich besorgt über den Anstieg der Neuinfektionen: «Mit dieser Entwicklung dürfen wir uns nicht abfinden», sagte er zum Weltaidstag. Aufklärung und Information seien die wirksamste Strategie gegen die Verbreitung. Dabei seien alle gefordert. Dies bringe das deutsche Motto des Weltaidstages 2005 - «Gemeinsam gegen AIDS: Wir übernehmen Verantwortung - für uns selbst und andere» - gut zum Ausdruck.
Auch die Niedersächsische AIDS-Hilfe beobachtet seit längerem gerade bei jüngeren Menschen Wissenslücken und einen unbesorgteren Umgang mit dem Thema AIDS. Vor allem Lehrer und Eltern müssten zur Aufklärung von Jugendlichen beitragen. So könnten Eltern ihren Kindern beispielsweise zeigen, wie ein Kondom über eine Banane gezogen wird.
Risiken werden im Vertrauen auf Behandlungsmöglichkeiten in Kauf genommen Angesichts der Zunahme von Infektionen mit dem HI-Virus warnen schon lange Experten vor einem schwindenden Risikobewusstsein insbesondere in den westlichen Industrienationen. Betroffene verlassen sich zunehmend auf moderne Therapien und verzichten darauf sich vor Ansteckung zu schützen. Moderne Behandlungsmethoden können derzeit zwar das Ausbreiten von HI-Viren im Körper vermindern, aber heilbar ist eine HIV-Infektion bisher nicht. Nach wie vor ist das Wissen über die Krankheit oft erschreckend gering.
Neue Bundesländer holen auf Zum Ende des ersten Halbjahres 2005 wurden nach Angaben des Robert-Koch-Instituts (RKI) in Berlin im Freistaat Sachsen beispielsweise 412 HIV-Patienten registriert. 20 & (70 Patienten) mehr als Mitte 2004. Sachsen erreicht damit Zuwachsraten bei HIV-Erstdiagnosen wie die alten Bundesländer. Drei von fünf Neuinfizierten waren nach Angaben des Statistischen Landesamtes homosexuelle Männer. Im Haushalt des Freistaates wurden auf Antrag der Grünen die Mittel für AIDS-Hilfe wieder um 50 000 Euro auf 350 000 Euro aufgestockt.
Kostenlose Tests in Hessen gefordert Gebühren freie AIDS-Tests haben die hessischen Grünen angesichts der steigenden Neuinfektionen mit der tödlichen Seuche gefordert. Die hessische Landesregierung wurde aufgefordert, die Gebühren für die Tests abschaffen, wie es schon in 13 anderen Ländern geschehen sei. In Hessen haben sich nach Darstellung der Grünen zwischen Mitte 2004 und Mitte dieses Jahres 185 Menschen neu infiziert. Die Grünen beziehen sich dabei auf Zahlen des RKI. Sie kritisierten die Landesregierung, weil sie im Rahmen von Sparmaßnahmen auch die Mittel für die AIDS-Prävention gekürzt habe. Trotzdem ist es bisher gelungen, ein landesweites Netz von AIDS-Hilfen zu erhalten.
Infektionsgefährdung von Frauen und Mädchen weltweit durch Gewalt Das entwicklungspolitische Kinderhilfswerk terre des hommes hob hervor, dass der schwache ökonomische und soziale Status von Frauen und Mädchen in vielen Ländern verhindere, dass sie sich schützen könnten. Viele müssten sich prostituieren, um ihre Familien zu ernähren, würden Opfer von sexueller Gewalt und Menschenhandel oder steckten sich bei ihren Ehemännern an, die außereheliche sexuelle Kontakte hatten.
Prostitution und Drogenkonsum für Ausbreitung mitverantwortlich Der Zugang für Risikogruppen zu Kondomen und sterilen Spritzen könnte ein wichtiger Beitrag zur Bekämpfung der Immunschwächekrankheit insbesondere in Osteuropa sein. Dort breitet sich der Erreger derzeit rasant unter Drogensüchtigen und Prostituierten aus. Freier der Prostituierten können das HI-Virus schließlich in der Allgemeinbevölkerung verbreiten. Auch hier ist Aufklärung unerlässlich.
Weltweit sind rund 40,3 Millionen Menschen mit dem HIV-Virus infiziert. Laut der internationalen Organisation UNAIDS starben 2005 über drei Millionen Menschen an AIDS-Folgen. Mehr als 15 Millionen Kinder verloren Mutter, Vater oder beide Elternteile durch die Krankheit. In Deutschland haben sich seit Beginn der Epidemie in den 80er Jahren 75 000 Menschen mit dem Virus angesteckt, 26 000 von ihnen starben.
Quelle: dpa |