Aus Trading Insider
Anleger-Angst: Gold weiterhin gefragtLiebe Leser,
das Ausmaß der Verkommenheit in Europa ist kaum noch zu toppen: Griechenland hat keine Lust zu sparen und verlässt sich dreist darauf, dass Deutschland schon einen Scheck überweist.
Aufmerksame Leser meines Newsletters erinnern sich: Ich gehe davon aus, dass Helmut Kohl einst im Gegenzug für die Einheit Frankreich und Großbritannien versprechen musste, sich vor den Karren der europäischen Bilanzbetrüger spannen zu lassen und den Euro einzuführen.
Täuschen und Tricksen in Hellas Jedenfalls wurde die Chefin der griechischen Budgetkommission, Stella-Savva Balfousia, zum Rücktritt gedrängt, weil sie ehrlich einräumte, dass die griechischen Schulden außer Kontrolle geraten seien.
Gerade wurde aber bekannt, dass die EU-Troika wegen ergebnisloser Gespräche aus Griechenland abgereist ist. Vertreter der EU, der Europäischen Zentralbank und des Internationalen Währungsfonds haben ihre Prüfung der griechischen Sparmaßnahmen ausgesetzt.
Zuvor hatten führende Medien in Griechenland berichtet, es sei ein Streit zwischen den Kontrolleuren und der Regierung des schuldengeplagten Landes ausgebrochen. Die "Troika" fordere weitere Einsparungen und Kürzungen, weil Athen die gesetzten Ziele nicht erreiche. Athen lehnte dies ab.
Athen will und muss nicht sparen Im September ist übrigens die nächste Tranche der
EU/IWF-Hilfen für Griechenland in Höhe von acht Milliarden Euro fällig. Der griechische Finanzminister erwartet unterdessen einen Rückgang der Wirtschaftsleistung im laufenden Jahr von rund fünf Prozent. Dies sei mehr als man bisher erwartet habe, sagte Finanzminister Evangelos Venizelos in Athen.
Leider wissen die Griechen, dass sie gar nicht sparen müssen – weil viele europäische Banken wegen der gekauften PIGS-Anleihen bei einem Bankrott des Landes in die Pleite rutschen würden. Tatsächlich deutet vieles auf ein Umkippen verschiedener Kreditinstitute hin. Im Endeffekt heißt das, dass Europa weiter für die Bilanzbetrüger zahlen wird, bis auch der letzte starke Staat umgekippt ist.
Deutsche Anleihen gefragt Angesichts dieser Entwicklung erstaunt die Entwicklung des Bund-Futures: Obwohl mir meine Quellen aus den USA berichten, dass die Bundesrepublik zusehends skeptisch betrachtet wird, weil die Garantien von 250 Milliarden Euro für die Südbetrüger kaum zu stemmen sind, flohen die Anleger zuletzt in deutsche Staatsanleihen.
Gerade erreichte der
Bund-Future mit 136,97 Zählern ein Rekordhoch. Die Rendite zehnjähriger Bundesanleihen fiel erstmals unter zwei Prozent und lag nur noch bei 1,997 Prozent, das sind 18 Basispunkte weniger als vor Wochenfrist. Die Umlaufrendite sank auf das Niveau der Finanzkrise.
Umlaufrendite Bundesbank taucht abNicht viel anders sah es bei zehnjährigen US-Papieren aus, die mit 2,00499 Prozent rentierten. Die Renditen in Amerika rutschen auf den tiefsten Stand seit 1946. Und in der Schweiz sind die 3-Monats-Renditen unter Null gefallen! Doch immerhin kann ich diese Entwicklung nachvollziehen:
Ich glaube eher an die USA und an die Schweiz als an Deutschland. Mir erscheint somit die Flucht in die Bund-Futures angesichts der Eurokrise nur kurzfristig als logisch und bestenfalls für kurzfristig. Wenn Deutschland anfängt zu wanken, wird es bergab gehen – viele Anleger wollen diese Risiken noch nicht sehen. Ich halte Sie auf dem Laufenden.
Beste Grüße,
Ihr Heiko Seibel |