Es ist einfach so, dass ich auf Charttechnik ALLEIN wenig gebe. Ich sehe keinen vernünftigen Grund darin (außer Momentum-Trittbrettfahrerei), zu kaufen, weil alles teuer ist (mach ich im Supermarkt ja auch nicht), und zu verkaufen, wenn alles im Sonderangebot ist. Aus dem gleichen Grund würdest Du ja jetzt zum Beispiel bei den hochgelaufenen Preisen keine Öl-Futures kaufen.
Charttechnik fand ich übrigens schon blöd, BEVOR wie darüber gestritten hatten. Du bist also nicht die Ursache oder der Grund dafür, dass mir das Thema angeblich "keine Ruhe" gibt. Tatsächlich lässt mich Charttechnik eher kalt. Ich gebe zu, mir zuweilen zu gestatten, Charttechniker zu veräppeln. Das ist aber GRUNDVERSCHIEDEN davon, die menschliche Tragödie in London für Besserwisserei auszuschlachten. Das liegt mir fern, und das möchte in an dieser Stelle noch einmal für alle deutlich betonen.
Spekulanten: Das sind für mich keine Investoren, sondern (Hedgefond-)Geier, die sich z. B. auf das teure Öl stürzen oder als Shortseller auf runtergeprügelte Aktien. Investoren haben eine langfristigere Perspektive. Ich selber war im letzten Jahr selber eher Spekulant bzw. Kurzfrist-Geier, weil mir die Börse für langfristigere Engagements zu riskant schien. Wer in hochgelaufenen Märkten Langzeitperspektiven entwickelt, ist in meinen Augen ebenfalls ein Spekulant, und zwar einer, der mit gesteigerter Wahrscheinlichkeit auf den Bauch fällt.
Wenn die Börse erst mal übertrieben hoch gelaufen ist wie jetzt (vor allem in USA), kann sie bei Störfällen wie den heutigen umso tiefer fallen. Dies ist allerdings schon klar, BEVOR diese potenziellen Störfälle eingetreten sind, und damit kalkulierbar. Vorsicht ist die Mutter der Porzellankiste.
Es könnte sein, dass sich in den nächsten Tagen für die "Geier" Kaufgelegenheiten ergeben, weil politische Börsen bekanntlich kurze Beine haben. Mir selber fehlt zurzeit allerdings der Mut, ins fallende Messer zu greifen, denn der kleine Rückschlag, den wir bis jetzt gesehen haben, ändert wenig an der prinzipiellen Überbewertung (vor allem bei US-Aktien). In solchen Fällen hör ich ausnahmsweise mal auf Charttechniker, die das überaus böse Wort "Overhead-Resistance" ersonnen haben. Fast könnte man glauben, sie selber wären die Zyniker, da man ja zuvor, bevor es gefallen war, hätte kaufen sollen, weil es so schön gestiegen WAR! Das ist nichts anderes als der Versuch, aus dem Kaffeesatz der Vergangenheit die Zukunft rauszulesen, wobei im Fall des Irrtums die Reisleine gezogen wird.
Es müsste schon ein Einbruch um 40 bis 50 Prozent kommen, ehe ich wieder zum Investor würde. Hab einfach schon zu oft auf Verlusten gesessen, weil ich zu früh in was reingegangen war.
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