"...3-4 Generationen voraus. Ok, da war ich eher auf der englischen Begriffseite. Die Kernfrage bleibt ob Du jemals TESLA gefahren bist? Das S-Model gibt es seit 2012. Und Volkswagen hat ein wirkliches E-Fahrzeug erst in 2020 auf dem Markt, ja E-Tron/EQC in 2019. 7/8 Jahre. Taycan (2020) spielt in einer anderen Liga und ist ganz sicher nicht für den Massenmarkt bestimmt, im Gegensatz zum Model 3, dass ein Weltmodell darstellt. Also wir haben hier ca. 7 Jahre Differenz."
Auch im Englischen ist eine Generation nichts anderes als im Deutschen.
Wieso ist es eine Kernfrage, oder auch nur eine Frage am Rande, ob ich einen Tesla gefahren bin? Das ist doch bzgl. deiner Aussagen völlig wurscht. Wenn ich deine Zahlen zugrunde lege, dann war in gewissem Sinn Tesla im Jahr 2012 VW 8 Jahre voraus. Du behauptest aber, dass Tesla HEUTE drei bis vier Generationen voraus sei. Und zwar nicht nur gegenüber VW, Daimler, BMW, etc., sondern gegenüber der gesamten Konkurrenz einschl. BYD, etc. Und das ist natürlich Quatsch. Meinetwegen kann man von ein, zwei oder drei Jahren sprechen, mehr aber nicht. "Wie verdammt nochmal kann es passieren, dass es ein Tesla Model S seit 2012 gibt, und weder Daimler noch BMW (als Oberklasse-Firmen) auch nur ansatzweise nichts, aber auch gar nichts zustande gebracht haben, was dagegen zu tun."
Daimler, BMW etc. haben natürlich nicht sieben Jahre lang erfolglos versucht, einen BEV zu bauen, sondern sie haben sich mit dem Thema bis vor kurzem so gut wie gar nicht beschäftigt. Was ziemlich dumm und vor allem ein großer Fehler war. "Wenn wir jetzt über major SW-Versionen reden würden, kann man sehr, sehr vieles in 2 Jahren aufholen. Hier aber haben wir die extrem test- und zeitaufwändige Batterie/Motor-Kombination. Ladezyklen. Das ist die Innovations- und Testseite enorm schwer aufzuholen zumal TESLA das Knowhow Inhouse hat. Ich sehe nicht, wie die Deutschen da mal eben ran kommen. Noch heftiger ist die gesamte digitale Plattform. Die Deutschen denken nicht in SW (bin selbst Informatiker und AI-Spezialist), sie haben bis heute in grossen Teilen nicht verstanden, welche enorme Gefahr durch die grossen US-Plattformen ausgeht bzw. extremen Effizienzvorteile sich bei guten Infrastrukturen kaum kopieren lassen. (Online-SW Updates etc.). TESLA denkt in allen Bereichen auch als Informatik Firma und nicht als "Engineering". Das ist m.E. ein ganz schwerwiegender Punkt und gar nicht in Generationen auszudrücken."
Ich kann nicht beurteilen, wie schwierig das Zusammenspiel Batterie/Motor ist und wie lange es braucht, das zu lernen. Die IT-Ecke kann ich aber sehr wohl beurteilen. Was die SW-Plattform angeht, wäre ich sehr vorsichtig. Remote Upgrades sind eine jahrzehntealte Standardtechnologie, die jeder kann, der sich traut, die Risiken zu vernachlässigen. Die sagenhafte Datenbasis von Tesla bezweifle ich. Von ihr ist wenigstens seit 2016 die Rede, wozu sie aber gut sein soll, ist bis heute nicht sichtbar. Tesla ist bzgl. AI und autonomem Fahren kein bisschen voraus, sondern eher hinterher. Auf diesem Gebiet musst du zur Konkurrenz nicht nur die klassischen Autobauer zählen, sondern auch Alphabet, Microsoft, IBM. Richtig ist, dass deutsche Maschinenbauingenieure nicht die hellsten Informatiker sind, und ihre Bosse gleich zweimal nicht. Das würde ich aber nicht auf die Informatikfähigkeiten "der Deutschen" verallgemeinern. Schließlich haben sie mal den Computer erfunden. Mir scheint das größte Problem in deutschen, bzw. allen klassischen Autos das irre SW-Sammelsurium, also eine völlig unzureichende SW-Architektur zu sein. Tesla hat da, ähnlich wie Apple, einen riesigen technischen Vorteil durch integrierte proprietäre SW. Allerdings gleichzeitig auch einen wirtschaftlichen Nachteil und zu wenige Ressourcen. Richtig ist, dass Tesla - for good or bad - viel mehr in Software denkt als die Klassiker. Dafür verstehen letztere aber viel mehr von Autos in ihrer ganzen Breite (Produktion, Qualität, Service, Marketing, Sekundärmarkt). Die Frage was wichtiger ist, ist unklar und vielleicht altersabhängig. Ich jedenfalls brauche ein iPhone auf Rädern zu rein gar nichts. Allerdings braucht und will meine 21-jährige Tochter sowas auch nicht. Sie liebt ihren gebrauchten Opel Astra heiß und innig, weil er ihr Freiheit in Form von Mobilität verschafft. Kein bisschen anders als ich vor 50 Jahren, wo ich meinen ersten Fiat Jagst 770 und dann Mini Cooper S geliebt habe. "Die deutschen sind m.E. hochgradig "visuell" veranlagt. Was Sie sehen begreifen Sie wunderbar, die Leistungen der Vergangenheit haben aber wenig mit überragender Intelligenz zu tun, sondern mit Skaleneffekten als zentrales "etwas grösseres" Land in Europa."
Ich will dich natürlich nicht auf das Wort "genetisch" festnageln, aber ich bezweifle entschieden deine Aussage. Bis Anfang vorigen Jahrhunderts waren die Deutschen führend bei wenigstens Mathematik, Physik und Medizin, Außerdem ungewöhnlich begabt für Literatur, Philosophie, Musik. Durch die Nazis haben wir einen schrecklichen Braindrain erlebt als unsere jüdischen Denker emigrieren mussten oder gar umgebracht wurden. Davon haben wir uns bis heute nicht erholt, und die USA haben u. a. durch sie nach WK2 einen enormen Aufschwung an Geistesgröße erlebt.
Später haben sich die Deutschen, leider auch durch die Kriegswirtschaft der Nazis getrieben, mehr auf Ingenieurskunst eingelassen und dabei großartiges geleistet: Eisenbahnen, Autos, Flugzeuge, Raketen. Und natürlich immer Chemie und Pharmazie.
Richtig ist, dass wir uns seit, sagen wir 40 Jahren, zunehmend bequem in gewohnten Wegen eingerichtet haben, und sich das heute als großes Problem erweist. Wobei ich weniger an die Silicon Valley Jungs als an Chinesen und Inder denke. Ich halte also einen genetisch bedingten Nachteil der Deutschen für glatt falsch. Die Frage wird sein, ob wir wieder den Arsch hochkriegen. Auf der Politikseite (Stichwort GroKo und glatte Berufspolitiker mit Lenkungswahn) sieht das in der Tat schlecht aus. Hoffnung gibt die junge Generation, die sich plötzlich wegen des Klimawandels enorm politisch engagiert, und offenbar einen echten Willen zu Veränderungen aufbringt. |