AIXTRON-Aktien legten seit Jahresanfang mehr als 25% zu Hamburg (aktiencheck.de AG) – Malte Schaumann, Analyst von Warburg Research, stuft die Aktie von AIXTRON (ISIN DE000A0WMPJ6/ WKN A0WMPJ) von “halten” auf “verkaufen” herab. AIXTRONs Aktien hätten seit Jahresanfang um mehr als 25% zugelegt. Treiber dieser Bewegung sei jedoch eher die gute Performance des Aktienmarktes als ein aufgehelltes Bild der LED-Industrie gewesen. Tatsächlich dürfte sich in den nächsten ca. sechs Monaten keine Verbesserung ergeben, was z.B. durch die schwache Guidance von Cree (ISIN US2254471012/ WKN 891466) für das laufende Märzquartal reflektiert werde. Warburg Research senke die Prognosen für FY 2012 und 2013. Trotz erster Anwendungen, dürfte es noch zu früh zu sein, um ein schnelles, deutliches Anziehen des LED-Beleuchtungsmarktes zu erwarten. Anschaffungskosten würden die dominierende Hürde bleiben. Die Payback-Zeit sei niedrig genug, um den Preis für einige Anwendungen zu rechtfertigen (z.B. Ersatz für Halogen-Deckenleuchten oder einige kommerzielle Anwendungen mit langer Leuchtdauer). Bei anderen Anwendungen, wie z.B. Außenbeleuchtung, könnten staatliche Fördermaßnahmen zu einer stärkeren Adoption führen. Insbesondere im Vergleich zu Leuchtstofflampen (LFL, CFL) seien die Amortisationszeiten jedoch noch sehr lang (z.B. sieben bis neun Jahre bei CFL-Anwendungen für private Anwendungen) oder die Gesamtkosten würden nicht die der Alternativen (LFL) unterschreiten. Der weitere für 2012 erwartete Kostenrückgang für die Produktion von LED-Lampen könnte zum Erreichen des “tipping points” in H2 2012/H1 2013 führen, was die Anwendungsbasis ausweiten und die Nachfrage ankurbeln würde. Die zusätzliche Nachfrage dürfte jedoch noch eine Zeit lang durch verschiedene Faktoren absorbiert werden. Neben den derzeitigen Überkapazitäten von ca. 40% sollte der Abschwung durch technische Verbesserungen verlängert werden. Ein um ca. 15% p.a. erhöhter Wirkungsgrad (steigende lm/w-Leistung) reduziere die Anzahl von LEDs für eine spezielle Anwendung (z.B. zwölf LEDs in 2011 für eine 60W Ersatzlampe im Vergleich zu sieben bis 2015). Bei den wesentlichen Herstellern werde der Fokus auf einem Übergang zu größeren Wafern liegen. Durch deutlich reduzierte Kantenverluste würden 6-Zoll-Wafer einen um ca. 30% höheren Durchsatz bieten als die üblicherweise verwendeten 2-Zoll-Wafer (Anteil von 65% in 2011). Laut Cree verzögere das Unternehmen die Migration durch die hohe, sonst ungenutzte Kapazität und werde diesen Prozess gegen Ende des Jahres 2012 fortsetzen. Bestehende Systeme könnten relativ problemlos aufgerüstet werden. Dies sowie ein Anstieg der Ausbeuten sollte zu einer Verdopplung der “good Dies” je Reaktor von 2011 bis 2015 und zu einer weiteren Verdopplung bis 2020 führen. AIXTRON und Veeco hätten die Fortentwicklung forciert und den Lebenszyklus verkürzt. So sollte AIXTRON 2012 z.B. ein stärker automatisiertes System mit höherem Durchsatz ihrer Crius-Plattform einführen. Neue Anlagen würden im Allgemeinen signifikante Vorteile gegenüber den älteren, insbesondere bei der Produktivität bieten (die neueste G5-Plattform habe die Produktivität z.B. um ca. 100% gesteigert). Das Entstehen des LED-Beleuchtungsmarktes dürfte einen weiteren Investitionszyklus für MOCVD-Produktionssysteme auslösen. Die Analysten hätten aber Zweifel, dass der MOCVD-Maschinenmarkt erneut das Niveau des Jahres 2010 erreichen könne: Es würden die Faktoren beschleunigte Investitionen zur Eroberung des schnell wachsenden LED-TV-Marktes (der die meisten Zulieferer völlig überrascht habe) und chinesische Überinvestitionen fehlen, die den Anteil des chinesischen Marktes 2011 auf ca. 70% erhöht hätten. Selbst bei einem erneuten Investitions-peak (z.B. durch eine schnelle Adoption oder eine weitere Überinvestition in einem fragmentierten Markt), wären diese Marktniveaus nicht nachhaltig. Das Entstehen von zusätzlichen Ausrüstungslieferanten (China versuche diesen Markt zu erschließen) bleibe ein zusätzliches Risiko. Die Analysten würden erwarten, dass AIXTRON das Jahr 2011 mit einem Auftragsbestand von ca. EUR 180 Mio. abgeschlossen habe und für H1 2012 mit Aufträgen in Höhe von ca. EUR 110 Mio. rechnen. Einschließlich der Erlöse von ca. EUR 50 Mio. für Ersatzteile + Service führe dies zu einer Umsatzerwartung von EUR 351 Mio. (ca. 9% unter der bisherigen Annahmen und eine Verringerung von 42% zum Vorjahr). Die neuen Prognosen 2012 würden auf Umsatzebene 15% unter dem Konsens und auf EBIT-Ebene 40% darunter liegen. Die Umsatzschätzungen 2013 würden 20% unter dem Konsens und 35% auf EBIT-Ebene liegen. Angesichts des Abwärtspotenzials von ca. 20% verbunden mit einer Bewertung von knapp 20x EBIT 2012 im Vergleich zum historischen Durchschnitt von 13,6x der nächsten zwölf Monaten und der niedrigen Visibilität mindestens bis H2 2012 lautet das neue Rating für die AIXTRON-Aktie “verkaufen”, so die Analysten von Warburg Research. Die Prognosenreduzierung führe zu einem neuen Kursziel von EUR 10,00 (zuvor: 12,50 EUR). (Analyse vom 20.01.2012) (20.01.2012/ac/a/t) |