"Wer Gold hat, hat immer Geld", zitiert die Internetseite den ehemaligen US-Notenbankchef Alan Greenspan. Einfache Worte, das mag auch Marco Müller. Gold sei einfach "das Genialste, was es auf dem Markt gibt", sagt der Aufsichtsratsvorsitzende der Gold-Projekt AG. Da liegen gerade 70 Minuten Informationsvortrag hinter ihm. In einem Frankfurter Büroturm zieht er alle Register. Explodierende Schulden, kollabierende Finanzsysteme, unfähige Banker. Die Botschaft des Informationsabends ist simpel: Der Staatsbankrott steht kurz bevor - echte Sicherheit biete da nur Gold.
Ein Beamer wirft Datenreihen und Grafiken an die Wand. Müller läuft im Raum auf und ab und referiert freihändig. Festgeld, Bausparverträge, Lebensversicherungen? "Alles der gleiche Mist", findet Müller, alles keine echte Sicherheit im Falle des Finanzkollapses. Doch nach zwei Stunden Vortrag naht Hilfe. Müller verteilt DIN-A4-Zettel mit Verträgen. Denn darum geht es eigentlich: Das Gold-Projekt, eine Mannheimer Unternehmensgründung aus dem November 2008, ist auf der Suche nach Vertriebsmitarbeitern. "Erleben Sie mit uns den Gold-Boom. 2500 ,- monatlich nebenberuflich möglich. Revolutionär, seriös, kein Abgrasen im Freundes- oder Bekanntenkreis", so steht es in einem Frankfurter Anzeigenblatt.
Von einer fälligen Einmalzahlung steht zwar nichts in der Anzeige, doch die setzen die Initiatoren des Gold-Projektes zwingend voraus. 999,90 Euro kostet es, um Partner des Gold-Projektes zu werden. Dafür bekommen Zahlungswillige einen eigenen Onlineshop, um selbst als Goldhändler ihr Glück versuchen zu können. "Erfolgskonzept inklusive", heißt es dazu in der Informationsbroschüre des Unternehmens. Abwicklung, Einkauf, Lagerhaltung, Abrechnung, Inkasso übernehme ein Partnerunternehmen.
"Wir geben Ihnen damit die Möglichkeit, das Ufer zu wechseln, von arm zu reich", verspricht Müller und zeigt seinem Publikum einen Goldbarren. Vier von insgesamt sieben Zuhörern werden am Ende unterschreiben.
Am meisten profitieren freilich die Initiatoren des Gold-Projektes. Beim sogenannten Network-Marketing ist jede Vertriebsstufe am Umsatz der nachfolgenden Vertriebsstufen prozentual beteiligt. Das Ganze lässt sich als eine Art Pyramide darstellen. Wer an der Spitze steht, hat die größten Verdienstmöglichkeiten. Auch davon ist in der Anzeige nichts zu lesen, und während seines Vortrags streift Müller diesen Aspekt nur kurz. Und dann ist da ja noch die Startgebühr der Goldshopbesitzer von je knapp 1000 Euro.
500.000 Goldshops wollen die Initiatoren des Gold-Projektes nach eigenen Angaben in den nächsten fünf Jahren eröffnen. Das brächte über Einmalzahlungen Startgebühren - von schlappen 500 Mio. Euro. Der Vorstandsvorsitzende des Gold-Projekts teilt auf Anfrage mit: Die Philosophie des Unternehmens beinhalte "eine Verteilung des Marktes auf viele Shopinhaber, sodass nicht wie üblich nur wenige viel verdienen." Das bedeutet wohl im Umkehrschluss: Viele werden wenig verdienen. |