ebenso schwer erträglich. Wir sind uns einig, daß es einfach ist, populistische Phrasen zu formulieren. Es gibt genügend, die dazu applaudieren. Ich glaube, daß Du die 'allgemeine politische Haltung' falsch einschätzt. Wenn stets wiederholt wird, daß man seine Meinung nicht sagen dürfe, daß eigentlich alle so denken wie man selbst, daß die Presse diese Meinungen unterdrückt und verschweigt, dann ist das kein Beweis dafür, daß es wirklich so ist - sondern eine sehr vereinfachte Darstellung, die - wie ich oben schrieb - im wesentlichen für das eigene Gefühl des Märtyrerhaften gedacht sein kann. Und etwas von Verschwörungstheorie hat. (Diese gibt es bei 'linken' ebenso wie bei 'rechten', klar. Manchmal ähneln sie sich sogar erschreckend.)
Und nein, Du hast nicht 'soweit möglich verstanden', sondern verdrehst Dinge. Zu Friedman: der Mann ist mir keineswegs sympathisch - eben aus den Gründen, die die Einschaltquoten seiner Sendung ausmachen. Als da wären: bewußte Sticheleien, Vereinfachungen, Pauschalisierungen. Dieselben Techniken, die in Boards oft und gerne eingesetzt werden. Mancher hier stünde ihm in diesen Dingen in nichts nach. Ich wies aber darauf hin, daß Möllemanns Äußerung sehr wohl nicht harmlos ist.
Ich schrieb: wäre Friedman erträglicher, wenn er Katholik wäre? Nein. . Würde Herr Möllemann bei einem christlichen Herrn Friedman schreiben, daß sein 'aggressiv-arroganter Umgang dazu geeignet ist, antichristliche Ressentiments zu schüren'? Nein.
Dies ist der Punkt. Er würde es nicht schreiben. Es ist vollkommen legitim, Herrn Friedman dies und das vorzuwerfen. Aber Möllemanns Schlußfolgerung ist unangenehm. Avantgarde, verstehst Du jetzt, was ich meine? Lies den vorigen Abschnitt nochmal. Dies ist mir wichtig.
Du fragst, ob man nun in der Israel-Politik so weitermachen soll wie bisher. Ich entnehme aber Deinem Posting, daß Du nicht weißt, wie die Israel-Politik des deutschen Außenministeriums ist. Denn Deine Frage suggeriert eine Israelpolitik, die es so wie Du sie gerne sehen würdest (ich vereinfache mal: alles Gutheißen, was Israel tut - das ist es doch, was Du meinst, oder?), nicht gibt. Die Israel-Politik des deutschen Außenamtes ist wesentlich komplexer und unspektakulärer. Einen Geschmack davon bekam man eben in dem - wie üblich von Herrn Friedman provokativ gestalteten - Streitgespräch. Ich bitte Dich, dazu mein Posting nochmal zu lesen. Und vielleicht eine Aufzeichnung der Sendung anzusehen. Fischer zitiert nicht unüberlegt Yossi Beilin.
Aber dies ist sicher alles vergebene Mühe. Die einfache Sichtweise ist die beliebtere. Ein klares Feindbild ist einfacher. Die Guten hier, die Bösen da. Ist einfacher. Und man selbst auf Seite der Guten. Die Welt ist komplizierter. Einen Konflikt wie im Nahen Osten wird man nicht mit einseitiger Parteinahme (für keine Seite!) lösen. Nahost Politik ist hochexplosiv. Herr Fischer ist nicht zufällig ein sehr geschätzter Verhandlungspartner - für Palästinenser und Israelis.
Zur Presse: hm. Wenn ich die Berichte zu den "schweren Krawallen" zum Bush-Besuch so sah... und dann in der unabhängigeren Presse im Ausland lesen konnte, daß es nur Rangeleien gab. Und wenn dies meiner eigenen Erfahrung entspricht (ich wohne und arbeite mitten in Berlin Mitte - ich habe keine Anzeichen von Sachbeschädigung gesehen), dann sehe ich nicht die Linkslastigkeit 'der Medien'. Mensch, Avantgarde, jeder von uns kann eine Zeitung publizieren. Flugblätter veröffentlichen. Du auch. Daß es natürlich mal vorkommt, daß ein Bundeskanzler einen Chefredakteur feuert, weil der etwas unangenehmes geschrieben hat, naja (Kohl veranlaßte die Entlassung des - nicht als links verschrieenen Blattes 'Bild' - verantwortlichen Redakteurs, der ihn als 'Umfaller' portraitiert hatte (damals, eigentlich nicht ganz unlustig wurde H.Kohl horizontal auf der Titelseite abgebildet. Dies war die Illustration zu nicht gehaltenen Steuerversprechungen.). Mach Dir mal nicht so große Sorgen. Was manche beunruhigt, ist eine Erstarkung der Erzkonervativen und Rechten. Eben weil in *diesem* Spektrum freie Meinung nicht so gerne gesehen wird, weil eben dort so klare Richtlinien herrschen, wie man sich zu verhalten hat, wer die Guten, wer die Bösen sind. Weil dort so gerne pauschalisiert wird. 'Die Amerikaner, Die Deutschen...', das hört man eben eher auf jener Seite. Am rechten Rand, meine ich. Versteh' mich nicht falsch. |