Das 'Duell' der beiden zeigte eine ganz andere intellektuelle Tiefe. Fischer hat sehr klar die Gefahr der Politik Sharons gezeigt. Er hat aber, anders als Möllemann und andere, vermeiden können als Antisemit zu gelten. Sinngemäß sagte er (und zitierte dabei den jüdischen, israelischen Friedens-Aktivisten Yossi Beilin): Das Problem ist, daß beide Seiten Recht haben. Beide Seiten haben sehr gute Argumente für ihr Vorgehen. Dennoch liegen beide Seiten im Konflikt falsch. Es gibt keine militärische Lösung, es gibt keine Lösung durch grauenhafte Attentate. Der Frieden in der Region ist in aller Interesse und läßt sich wohl nur durch externe Moderation 'erzwingen'. Auch im Sandkasten ist egal, wer angefangen hat. Entscheidend ist, wer aufhört.
Möllemann wird nicht angegriffen, weil er Sharon kritisiert. Sondern, weil er in diese so einfache Pauschalisierung verfällt, die sich auch in jenem Zitat zeigt: "Ich wiederhole meinen leider gefestigten Eindruck, dass die Politik von Herrn Scharon und der unerträgliche, aggressiv-arrogante Umgang von Herrn Friedman mit jedem Scharon-Kritiker leider geeignet sind, antiisraelische und antisemitische Ressentiments zu wecken"
Denn: warum sollten antisemitische Ressentiments geweckt werden, wenn einem die Äußerungen eines Herrn Friedman nicht passen? Es interessiert mich in einer Diskussion nicht, ob mein Gegenüber Mann oder Frau oder keins von beidem ist. Es interessiert mich nicht, welcher Religion er angehört, welche Partei er wählt etc. Wäre Herr Friedman weniger provokant, wenn er zum Christentum konvertierte? Niemals. Würde Herr Möllemann bei einem christlichen Herrn Friedman schreiben, daß sein 'aggressiv-arroganter Umgang dazu geeignet ist, antichristliche Ressentiments zu schüren'? Nein. Und dies zeigt, daß bei Herrn Möllemann hinter den Äußerungen anderes steckt. Stimmungsmache, Stimmenfang. Dies kann man wohl zu Recht bedrohlich finden. |