Was heißt das jetzt?
Zunächst mal kann man froh sein, dass Niedethauser so clever war, den Deal nach der TecDax Aufnahme zu veröffentlichen. Es dürfte hier mehr Fondsmanager geben, die sich das in Ruhe anhören und das Investment langfristig betrachten. Wäre der Deal vor zwei Monaten gekommen, wäre das aus meiner Sicht echt problematisch gewesen.
Vorweg würd ich mal sagen, dass einige Pusherpostings (Apple-Übernahme etc) auf absehbare Zeit ziemlicher Nonsens sind. Ich sehs aber auch nicht alles negativ. Godmode ist allerdings auch Quatsch, auch wenn es Klei natürlich bereitwillig aufgreift. Godmode sind reine Charttechniker.
Grundsätzlich hat S&T sich durch den Raiffeisen-Deal den ersten Umsatzschub gesichert. Kontron wird als Minderheitsbeteiligung den Umsatz nicht erhöhen, aber die Verluste von Kontron werden zu 30% berücksichtigt. Raiffeisen soll nach meinen Infos kurzfristig die GUV belasten, aber 2017 schon einen kleinen Gewinnbeitrag leisten, was ich bei Kontron frühestens 2018 erwarte. Ich würde daher jetzt erwarten, dass Foxconn sich die nächsten 1-2 Jahre eine Beteiligung von den angesprochenen 29,9% sichert und im Gegenzug die Beteiligung an Kontron irgendwann 2018/19 an S&T abgibt, so dass Niederhauser damit sein Ziel der 1,2 Mrd € Umsatz allein durch Raiffeisen und Kontron erzielt. Das könnte schon 2019 soweit sein. Ergebnisseitig erwarte ich in 2017 erstmal deutliche Belastungen, wobei das Ebitda aufgrund Raiffeisen-Beitrag und eigenes organisches Wachstum die 40 Mio knacken sollte. Konzerngewinn könnte sogar fallen, je nachdem wie hoch die Verluste bei Kontron noch sein werden und wie hoch Umstrukturieungs- bzw. Integrationskosten für beide Zukäufe sein werden. Dazu kommen höhere Finanzaufwendungen/Zinsaufwendungen. Dürften sich aber auch in Grenzen halten.
Sowohl die Foxconn-Manager als auch Niederhauser kennen allerdings das embedded Geschäft sehr gut und haben ausreichend Vertriebspower, um Kontron wieder mittelfristig hochzupäppeln. Ich geh daher davon aus, dass man vorbehaltlich konjunktureller Turbulenzen ab 2018 daraus schon positive Effekte sehen wird. Dem steht die aktuelle 10% Verwässerung entgegen, und zudem erwarte ich wie gesagt eine Aufstockung bei Kontron irgendwann 2018/19, die eine erneute Eigenfinanzierung (zumindest teilweise) nötig machen könnte, was dann allerdings positver als heute aufgenommen werden könnte, falls sich Kontron bis dahin auf einem guten Weg befindet. Ab 2019 kö könnte Kontron dann umsatzseitig vollkonsolidiert sein.
Wenn ich mich mal an grobe Schätzungen bis 2020 wagen sollte (das ist jetzt wirklich ganz grob und rein hypothetisch), würde ich unter der Annahme meiner gerade geschilderten Erwartungen sagen, dass S&T bei aktuell 47,6 Mio Aktien nach aktueller KE (und 52,4 Mio Aktien ab 2019 nach hypothetischer 10% KE Ende 2018 bei Aufstockung von Kontron) folgende Daten haben könnte. Die Beurteilung der Auswirkungen für den Kurs dürfte allerdings je nach User unterschiedlich ausfallen.
Jahre 2017 bis 2020
Umsatz : 780 Mio € - 820 Mio € - 1250 Mio € - 1300 Mio € Ebitda : 40 Mio € - 54 Mio € - 67 Mio € - 72 Mio € Überschuss : 18 Mio € - 28 Mio € - 37 Mio € - 40 Mio € EPS : 0,38 € - 0,59 € - 0,70 € - 0,76 €
Angenommen habe ich dabei knapp 200 MioUmsatz durch Raiffeisen bei 12 Mio Ebitda und 5-6 Mio Überschuss, wobei die Überschüsse durch Integrationskosten sowie die et equity Verluste bei Kontron in 2017 draufgehen.
Bilanzdaten sind schwer zu schätzen, da ich nicht weiß wieviel man vor allem für den Raiffeisen-Deal hinblättern muss.
Was macht man aus meinen hypothetischen Annahmen, wenn sie so in etwa eintreffen würden? KGV17 bei 25-26 wäre nicht grad billig. Würde sich für 2018 allerdings auf 17 reduzieren. Und dan würde man auch wieder als Wachstumsunternehmen wahrgenommen, welches zudem den Trigger hat Kontron wieder in die Spur bringen zu können.
Fazit: Für mich auf absehbare Zeit nur eine Halteposition, wobei es sowas ja nicht gibt. Entweder man kauft oder verkauft. Also sagen wir besser, ich würd S&T bei 10 € als fair bewertet ansehen. Da erstmal noch Unsicherheit über einige Monate herrschen dürfte und ich keine fair bewerteten Aktien kaufe, würd ich sagen, dass ich in einer Marktkorrektur bei 8,2-8,5 € wieder einsteigen würde. Ob die Kurse aber nochmal gesehen werden, ist sehr spekulativ. Wenn Niederhauser seine Vision dieser Konzerns mit Kontron als (vorläufig) Minderheitsbeteiligung und mit Hilfe Foxconns langfristig vermitteln kann, dann könnte es auch sein, dass wir garnicht mehr unter 9 € fallen, größere Marktturbulenzen mal außen vor. Ich geh mal davon aus, dass Niederhauser sich rund um die Q3 Präsentation auch zu den mittelfristigen Auswirkungen beider Übernahmen/Beteiligungen äußert. Dann schaun wa mal weiter. Vorläufig geh ich aber mal von einer Seitwärtsbewegung zwischen 8,5 und 11,0 € in den nächsten 6-9 Monaten aus. ----------- If there is a God, why did he make me an atheist? |