Naja ich tippe nicht auf einen langsameren Branchenturnaround, sondern ich weise nur daraufhin, dass der Turn Around bei einigen Solarunternehemen eventuell länger dauert als heute erwartet wird von dem Einen oder Anderen. Jinko und Canadian Solar haben den schon geschafft !!! Ich bin nach wie sehr opimistisch was Solar anbelangt, jedoch bin keiner der jegliches Risiko ausblendet.
Der Maydorn z.B. sieht fast schon alle China-Solaris in diesem Jahr in der Gewinnzone oder auch du Piccolo_X bist mir viel zu optimitisch. Du hast ja z.B. im Yingli-Thread geschrieben: "Q4/Q1 könnte plus/minus null rauskommen. Ab spätestens Mitte nächsten Jahres wird Yingli wieder deutliche schwarze Zahlen schreiben". Tja und genau solche Aussagen meinte ich.
Yingli braucht in etwa eine Bruttomarge von um die 19% um überhaupt erstmal plus/minus null rauszukommen und von der ist Yingli noch weit entfernt wie die gestrigen Q3-Zahlen gezeigt haben. In Q4 wird wohl wieder ein hoher Nettoverlust von 25 bis 30 Mio. $ rauskommen und um deutlich schwarze Zahlen zu schreiben braucht Yingli eine Bruttomarge von über 25% und davon ist Yingli noch um Lichtjahre entfernt. Zumal ja Yingli mit dieser schwachen Eigenkapitalquote von 10,3% wohl nicht allzu lange weiter arbeiten kann. Nicht "die Zinslast hat Yingli die Bilanz verhagelt" Piccolo_X, sondern Yingli hat schlicht und schweige die höchsten operativen Kosten zum Umsatz aller China-Solaris. Die betragen 15,5% und dann ist es halt unmöglich mit einer Bruttomarge von unterhalb 19% überhaupt Null auf Null zu kommen. Dazu braucht man nichtmal Rechenkünstler zu sein um das festzustellen. Von Gewinnen rede ich schon mal gleich gar nicht. Apropos Yingli Bilanz: Die Forderungen auf Lieferung und Leistung sind in Q3 gegenüber Q2 von 723 auf 811 Mio. $ gestiegen. Bei Canadian Solar liegen die gerade mal bei 281 Mio. $ !! Das zeigt mir wie extrem aggressiv Yingli auf dem Markt unterwegs ist beim unerbitterten Kampf um Marktanteile zu gewinnen, denn sonst würde Yingli ihren Kunden keine solche langen Bezahlzeiträume geben. Mit einer solchen durchaus riskanten Strategie kann man logischerweise den eigenen Absatz enorm pushen, was ja Yingli tut. Irgendwie müssen ja die anvisierten 3,2 GW und die 4 GW im nächsten Jahr verkauft werden. Bei 811 Mio. $ an offenen Rechnungen ist die Gefahr recht hoch, dass es den einen oder anderen Kunden-Zahlungsausfall geben wird. So was ist gerade in der Solarbranche nun wahrlich nichts ungewöhnliches.
Sollte Yingli ihre Bilanz mit einer Verschuldung von 4,1 Mrd. $ (Canadian Solar: 2 Mrd. $/Jinko: 1,6 Mrd. $, einer Nettofinanzverschuldung von 2,1 Mrd. $ (Canadian Solar: 310 Mio. $/Jinko: 395 Mio. $) und einer Eigenkapitalquote von gerade mal noch 10,3% (Canadian Solar: 15%/Jinko: 13%) bei einer Bilanzsumme von 4,6 Mrd. $ einigermaßen auf die Reihe bringen und Gewinne absehbar sind, dann könnte es durchaus sein, dass ich mir Yingli-Aktien ins Depot lege. Vorher aber ganz sicher nicht, denn mit einer kleinen Kapitalerhöhung von unter 20% kann Yingli ihren Schulden Mount Everest nicht nenneswert drücken wie auch die Eigenkapitalquote nicht großartig nach oben bringen. Da muss meiner Meinung nach schon mehr als eine kleine Kapitalerhöhung bei Yingli her. Wäre Yingli ein westliches Unternehmen, dann würde dort ähnliches passieren wie bei Solarworld, ein Debt Equity Deal bei dem die Alt-Aktionäre quasi zwangsenteignet würden. Bei den Jinko-Zahlen (komplette Schulden, Nettofinanzverschuldeung, Eigenkapitalquote) ist die Kapitalerhöhung über 70 Mio. $ natürlich noch nicht mit drin, denn die wurde ja erst in Q3 durchgezogen.
Wie ich hier schon öfters und schon recht lange geschrieben habe, sind für mich Jinko und Canadian Solar das Beste bei den China-Solaris und danach kommt Trina Solar. Eine Renesola könnte hoch interessant werden, wenn die Polysiliziumpreise über 20 $/kg gehen (haben eigene Polysiliziumproduktion von 10.000 t bzw. 1,5 GW) und Renesola ihre Outsourcerei kosten- und qualitätsseitig voll im Griff hat. JA Solar ist charttechnisch sehr interessant, weil vor zwei Tagen die inverse SKS-Formation bei 11,45 $ aufgelöst wurde (habe ja vor ein paar Wochen darauf hingewiesen) und die Aktie gegenüber anderen China-Solaris durchaus Aufwärtspotential hat, denn die Aktien von JA Solar sind "nur" um 190% in diesem Jahr gestiegen. Renesola hat bei dieser Sichtweise ebenfalls Nachholbedarf, denn die Renesola-Aktien sind in diesem Jahr auch "nur" um 175% gestiegen. Bei mir steht Renesola ganz oben auf der Watchliste, denn Renesola könnte ein Top Pick im nächsten Jahr werden. Zumal ja Renesola aktuell gerade mal mit 430 Mio. $ bewertet wird. Zur Zeit sind mir aber die Unsicherheiten bei Renesola noch zu hoch. Da sind mir Jinko und Trina vom Risiko her aktuell sicherer und mit der 2016er Solarworldanleihe bin auch noch in einem Solarwert drin.
Interessant bei den gestrigen Yingli-Aussagen war, dass Yingli in 2014 nur etwa 15% seiner Modulabsätze aus Europa erwartet. Das sind also gerade mal 600 MW was für Yingli nicht gerade viel ist und davon sollen etwa 25% alleine aus Großbritannien kommen. Das hat mich dann schon schon überrascht, dass Yingli so wenig nach Europa liefern wird/will. Mit den festgelegten Mindestpreisen von 0,56 €/W haben die China-Solaris dann doch ein kleines Absatzproblem.
Thema Marktführer. Das interessiert mich eigentlich überhaupt nicht. Suntech war auch bis 2011 Marktführer und wie Jinko und Canadian Solar zeigen muss man nicht Marktführer sein um Gewinne schreiben zu können. Im Prinzip sind Jinko und Canadian Solar Marktführer auf Kostenbasis und das interessiert mich primär als Aktionär. Die beiden zeigen damit, dass ab einem bestimmten Verkaufsvolumina Skaleneffekte einer größeren Produktion kaum noch eine kostenentscheidende Rolle spielen. Genau darum interessiert mich das Thema Marktführer bei Solar überhaupt nicht. Zumal ja Yingli sich ihrer Marktführerschaft mit dem riesigen Schuldenberg sehr teuer erkauft hat und wie man an sehr den hohen Kundenforderungen von 811 Mio. $ sieht auch sehr riskant verteidigen muss. Dazu haben Jinko und Canadian Solar clevere Geschäftsmodelle (Jinko hat quasi ein Einproduktportfolio mit der erfolgreichen und mit der am besten zertifizierten Eagle I und II-Reihe mit 60 und 72 Zellen - ist natürlich bei den Produktions- und Entwicklungskosten ein riesen Vorteil) und schlanke Unternehmensstrukturen (Jinko und Canadian haben operative Kosten zum Umsatz von 10 bis 11% - Yingli von 15,5%).
Wie erwähnt ich tippe nicht auf einen langsameren Branchenturnaround, aber wenn Yingli und Canadian Solar nur leichte Steigerungen der Bruttomarge in Q4 prognostizieren, dann sollte man das schon im Auge behalten. Deshalb schrieb ich ja, dass man auf die Aussagen von Jinko, Trina, JA Solar und Renesola bezüglich Q4-Bruttomarge große Aufmerksamkeit walten lassen sollte. Ein Selbstläufer werden die China-Solaraktien meiner Meinung nach nicht zu 100%. Das wollte ich eigentlich nur damit ausdrücken, weil ein Maydorn das offenbar meint und weil in vielen Solar-Threads das auch einige denken. An der Börse sollte das Risiko niemals außer Acht gelassen werden. Ist zumindest meine Maxime. Hat man ja auch gestern an den miserablen Zahlen von Hanwha SolarOne gesehen und Hanwha SolarOne wird an der Börse mit satten 377 Mio. $ bewertet. Das zeigt zumindest mir, dass derzeit immer noch nicht zwischen den China-Solaris großartig differenziert wird. So was weckt in mir ein schlechtes Gefühl für die Peer Group.
Da Yingli wie auch Canadian Solar ihre Produktionskosten in Q4 senken (Canadian Solar z.B. von 0,53 auf 0,51 $/W) und trotzdem ihre Q4 Bruttomargen-Guidance gegenüber der Q3-Bruttomarge nur leicht höher liegt, kann man annehmen, dass derzeit höhere Modulpreise kaum am Markt durchzusetzen sind. Das gilt jedenfalls mal für Yingli und Canadian Solar und das ist dann schon wichtig weiter zu beobachten, denn es kann ganz schnell gehen, dass die Polysiliziumpreise steigen und dann wird es nicht mehr viel Potential geben um die Produktionskosten in den nächsten 12 Monaten senken zu können. Dieses Szenario, keine höheren Modulpreise (vielleicht sogar wieder leicht fallende Modulpreise) und nur noch moderate Senkungen der Produktionskosten, was ja gleichbedeutend ist, dass die Bruttomarge kaum gesteigert werden kann, ist nun wahrlich nicht ganz auszuschließen. Dabei sollte man nicht vergessen, dass bei der Mehrheit der Solarwerte aktuell nur vom Turn Around geredet wird, aber um wieder richtig in die Gewinnzone zu kommen mit anständigen Gewinnen ist dann noch ein weiterer Schritt notwendig und dazu bedarf es z.B. bei Yingli einer Bruttomarge von über 25% !!! und die sehe ich bei Yingli aktuell noch nicht mal am sehr weit entfernten Horizont.
Übrigens hat Canadian Solar ihre eigene Q3-Bruttomargenguidance deshalb so deutlich übertroffen, weil in Q3 41% der Umsätze aus dem Projektgeschäft stammen (Q2 waren es nur 26%) und die bringen laut Canadian Solar eine Bruttomarge zwischen 20 bis 25% ein. Projektverkäufe werden von Canadian Solar nie in ihrer Bruttomargen-Guidance prognostiziert, weil man ja auf Quartalsebene kaum erahnen kann wann das eine oder andere Projekt verkauft wird. Also, so viel Tiefstablerei von Canadian Solar war da gar nicht dabei, denn die reine Modul-Bruttomarge lag bei 13%, also nur 1% über der Guidance.
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