... Seit Mitte der 1970er-Jahre gilt in Europa und besonders in Deutschland eine fortschrittsorientierte Moderne, dich sich u.a. aus dem Positivismus des 19. Jahrhunderts speist, als obsolet und erledigt. Man gibt sich mindestens postmodern, füllt das Sinndefizit mit einer grünen Ersatzreligion aus und verwendet die so sakral aufgeladene Natur als Waffe gegen den Menschen. Jedweder menschlichen Lebensregung und allen menschlichen Bedürfnissen wird von den staatlichen Organen kraft der mittlerweile auch juristisch verankerten Ökodoktrin eine stets zu schützende (oder vielmehr in ihrem gerade angetroffenen Zustand zu konservierende) Natur entgegengehalten. Diese menschenfeindliche Weltanschauung verdichtet sich in mehreren Grundüberzeugungen:
Verkehr ist per se von Übel und das modernste und effektivste Verkehrsmittel, das Flugzeug, ist am meisten von Übel. Natürlich sind auch Flughäfen und deren Ausbau von Übel. - Bewegung ist überhaupt von Übel.
- Jede Naturveränderung ist von Übel – obwohl Natur in Wahrheit gerade das ist, was sich stets (schon von sich aus) ändert.
- Jede Verbesserung der Natur – derjenigen, die man etwa als Nahrung zu sich nimmt, und derjenigen, die man selbst ist – ist strafwürdig.
- Der Mensch ist die Erbsünde der Natur.
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https://www.novo-argumente.com/artikel/...n_der_frosch_vom_wal_lernen
Die Umwelt- und Weltenretter sind m.E. die Spießer der Postmoderne. So wie ihre Vorfahren vor Jahrzehnten ihr Anstandshoheitsgebiet mit Jägerzaun abgrenzten und ihre Anschauung mit akkurat geschnittenem Rasen und blumigen Gardinen zelebrierten, verlangen die modernen Spießer sinnlose Vorschriften zum Schutz ihres eingebildeten Habitats und stellen sich mit Händen und Füßen gegen jedede Veränderung. Wandel wird nicht als Chance sondern als Gefahr für das Habitat empfunden.
Die impilizite Erwartungshaltung des 70er Jahre Spießers war, dass der ganze Straßenzug so tickt wie er. Abweichler wurden schnell als Aussätzige, Rocker und Hippies gebrandmarkt. Nicht viel anders ist es heute. Der postmoderne Spießer empfindet sein ihm als angestammt betrachtetes Habitat als bedroht, wenn sich sein Nachbar ein PS-starkes SUV vor die Hütte stellt, selbst wenn faktisch keine Bedrohung von ihm ausgeht. Die Freiheit des Nachbarn ist ihm ein moralischer Dorn im Auge. Er glaubt, der Nachbar verprasse auf dem Rücken der Allgemeinheit etwas ungemein Begrenztes, was zudem allen gehöre und müsse deshalb in seinem moralisch überlegenen Sinne gemaßregelt werden. Wie der Nachkriegsspießer mit dem Ruf nach Regeln auf den Freiheitsdrang der jugendlichen Revoluzzer antwortete, reagiert der postmoderne Spießer mit der Forderung nach Regulierung auf den Freiheitsanspruch der asozialen Kapitalisten. D.h. der Spießerimpuls folgt nicht nur einem moralischen Moment, sondern auch einem des Neids. Nicht umsonst ist die Umweltdebatte eng mit der Forderung nach Gerechtigkeit verwoben, am allerbesten noch auf globaler Ebene. Je globaler das Ansinnen, desto globaler muss die umsetzende Instanz sein und desto weiter weg kann sie vom Wählerwillen sein.
Dass individuelle Freiheit und Demokratie dem Durchmarsch dieses moralischen Dogmatismus hinderlich sind, ist naheliegend. Deshalb trachtet diese Bewegung beständig, das politische System über den Umweg supranationaler Instanzen (EU, UN, WHO, ...) oder durch den direkten Eingriff in politische Entscheidungsgemien (Forderung nach unabwählbarem Klimabeauftragten mit Genehmigungskompetenzen im Parlament) zu unterminieren.
Solange das nicht funktioniert, werden Nutznießer dieser Freiheit wie z.B. die Autohersteller oder SUV-Käufer mit übelster Propaganda verteufelt. Dieses identitäre Moment braucht man, um Motivation für den Kampf gegen den eingebildeten Feind zu stiften und über das damit induzierte Massenmoment letztlich die Politik zum Handeln im Sinne des Dogmas zu zwingen. Die unzähligen NGOs spielen dabei eine tragende Rolle. Mit dem gedanklichen Logo des Schlauchboots gegen den Walfänger gehen sie auf Anhängerfang und verpassen sich eingenhändig das Label des unschuldigen, objektiven Streiters für die Welt gegen den im Kapitalismus verorteten Feind und Zerstörer. Die Medien akzeptieren bereitwillig und kritiklos das ausgestellte Selbstzeugnis der modernen Heilsprediger und verkünden deren Wahrheit mit überzeugter Inbrunst.
So kommt es, dass wir von allen Generationen vor uns am gesündesten und längsten in der saubersten Umwelt leben aber gleichzeitig glauben, dass alles den Bach runter geht und wir alle unverzüglich sterben, wenn wir nicht sofort und nachhaltig etwas gegen unsere Sünden unternehmen. Wenn das keine Religion mit Sektencharakter ist, was ist es dann?
----------- Überall ist der Irrtum obenauf und es ist ihm wohl und behaglich im Gefühl der Majorität |