Der Spiegel bringt heute ein Interview mit der Virologin Melanie Brinkmann, die selbst die zaghaften geplanten Lockerungen als gefährlich bezeichnet. Wie ihr Kollege Drosten, rüttelt Brinkmann panisch an der Alarmglocke. Eine zweite, desaströse Infektionswelle würde sich über Deutschland wälzen. Ihr Fazit: Man dürfe nicht lockern, solange es keinen Impfstoff gebe. Außerdem müsse die Corona App tutto pronto eingeführt werden.
Die Erklärung, warum das so sein muss, bleiben die Virologin und die Interviewerin beim Spiegel schuldig. Aus gutem Grund. Es gibt auf der Basis heute verfügbaren Wissens und aufgrund von simpler Logik keine. Es gibt allenfalls die pathologische Angst, Covid-19 wachse sich zu so einem Massensterben aus, dass es alle Folgen eines nationalen oder globalen Wirtschaftsbreakdowns wie höhere Sterblichkeit durch Depression, Gewalt, Revolution und Diktatur überkompensiere. Das ist natürlich hanebüchener Unfug, weshalb man diese Frage auch bewusst unter den Tisch kehrt, es zählt alleine die zum Selbstzweck erhobene Infektionsvermeidung, koste sie, was sie wolle, auch wenn es das Leben ist. Aber gehen wir trotzdem ihren Weg einmal logisch ab.
Die Theorie steht und fällt mit einem wirksamen und nicht kontraproduktiven Impfstoff. Selbst wenn der innerhalb von Monaten verfügbar wäre, wäre der wirtschaftliche Schaden immens. Die Arbeitslosen dürften danach die 10 Millionen Grenze locker überschreiten. Ein Massensterben von Firmen wäre absehbar. Die Kosten, um das halbwegs zu dämpfen, gingen in die Billionen. Die Staatsverschuldung dürfte die 100% Schwelle im Nullkommanichts überschreiten. Mit der zusätzlichen Verantwortung für die noch härter getroffenen Südländer müsste man wohl auch mit deutlich steigenden Zinsen rechnen. D.h. dieser enorme, finanzielle Druck würde sich notgedrungen auch auf die verbliebenen Steuerzahler auswirken. Eine lang anhaltende Depression mit allem Drum und Dran wäre die Folge. Dass hier auch Millionen von Lebensjahren und andere Krankheiten in Kauf genommen werden, kann man beim RKI nachlesen. https://www.rki.de/DE/Content/...2_1_Arbeitslosigkeit_Gesundheit.html
Aber spielen wir Pippi Langstrumpf und behaupten, Geld käme irgendwo aus einer Quelle, wir müssten es nur nehmen und jeder wäre so glücklich und reich wie mit Job. Also klammern wir selbst diesen sozialen und finanziellen Harakiri aus und konzentrieren uns surreal nur auf die Krankheit selbst, so wie es Brinkmann und Drosten tun.
Fangen wir bei Frau Brinkmanns Corona App an, die automatisch die Kontakte Infizierter festhält, kontaktiert, um sie zum Testen und ggf. in die Isolation schickt. Das ist ein aufwändiges Prozedere mit erheblichem Bedarf an Test- und Verfolgungskapazitäten. Diese App ist deshalb nur sinnvoll einzusetzen, wenn man man eine Containment Strategie ähnlich Island fährt. D.h. man kennt einige wenige hot spots oder eine überschaubare Anzahl Infizierter und versucht diese über Tests abzugrenzen und epidemisch über Quarantäne der Infizierten abzuriegeln. Hat sich das Virus jedoch bereits über das ganze Land ausgebreitet und die Infektionszahlen sind im Bereich mehrerer Hunderttausend Menschen, die weit verstreut und zum Großteil unbekannt sind, ist diese Strategie aufgrund fehlender Kapazitäten beim Auffinden, Testen und Tracken nicht umsetzbar. Island hat z.B. frühzeitig die Containment Strategie gewählt, testet und trackt pro Kopf das Fünffache von Deutschland. Das geht, weil die Infizierten aufgrund des frühen Starts der Strategie noch im überschaubaren Rahmen bleiben. Die Dunkelziffer dürfte deshalb dort viel kleiner sein als in Deutschland, das bei Einführung der App sofort überfordert wäre. Als nächste Frage stellt sich, was tatsächlich mit den Appdaten passiert, wenn man, wie es gerade deren Befürworter ins Feld führen, mit freiwilligen Beschränkungen nicht weiter kommt und die Fallzahlen wieder steigen. Zieht man dann die Daumenschrauben wieder an, kommt sicher der Zeitpunkt, wo die App auch Verstöße an die Polizei meldet. Die Gefahr ist riesig, wenn man sieht, wie bereitwillig schon heute die Mehrheit ihre Grundrechte verschenkt.
Welchen Sinn hätte die App auch, wenn man sowieso den Lockdown hat? Was wollte man aufgrund der Appdaten noch verschärfen? Hausarrest und Zwangsversorgung durch das Militär für alle? Oder will man doch Unverbesserliche Sozialjunkies anhand eines App-Beweises bestrafen? Oder beschränkt man sich wegen der App-Epidemie auf Maskenpflicht? Wieso dann nicht gleich die Maskenpflicht ohne App und ein irrwitziges Test- und Trackingregime einführen? Eine Corona App macht nur am Anfang einer Epidemie Sinn, wenn man die wenigen Fälle kennt und alle Zugänge zum kontrollierten Bereich (Land, Region) abriegelt. Der Zeitraum dafür dürfte bei uns im Februar geendet haben. Heute ist die App in Verbindung mit Lockdown aufgrund der riesigen Dunkelziffer ein phänomenaler, gedanklicher Fehlschluss, der aber Aufschluss über die mentale oder politische Konstitution des Forderers gibt.
Kommen wir zum Zeitpunkt des Impfstoffes, der nach Drosten & Co. den Lockdown beendet. Wie wahrscheinlich ist es, einen Impfstoff a: überhaupt und b: schnell zu bekommen? Impfstoffe für Coronaviren werden seit längerem erforscht, trotzdem ist keiner verfügbar. Bei den bisherigen Versuchen spricht Ioannidis auch von verzwickten Problemen. Z.B. dass diese Impfstoffe z.T. bis zur Validierung vielversprechende Ergebnisse zeigten, aber deren Verabreichung z.B. bei der Immunantwort des Rezipienten, also wenn es dann tatsächlich zur Infektion eines Geimpften kommt, tödlich (bei Tierversuchen) endet. Der Drostenvorschlag, die Validierung eines Impfstoffes abzukürzen, ist eine Harakiri-Strategie à la Schweinegrippe. In diesem Zusammenhang fordert er weiter - wieder analog zur Schweinegrippe - dass der Staat das Risiko für den Impfstoff übernehmen müsste. https://web.de/magazine/news/coronavirus/...stoff-herzaubern-34529596
Ein gefundenes Fressen für jede Pharmafirma. Sie könnte Milliarden an einem unvalidierten Impftsoff verdienen, ohne irgendein Risiko zu haben. Tatsächlich ging es bei der Schweinegrippe auch so aus. Der Impfstoff hatte trotz sehr bescheidener Verbreichung fast soviel Schaden angerichtet wie die Schweinegrippe selbst und blieb deshalb ein Ladenhüter in den Regierungshallen der ganzen Welt. Bis heute gibt es weder einen Impfstoff zur Schweinegrippe noch zur Vogelgrippe und selbst bei der normalen Grippe tut man sich schwer, den wechselnden Wirkbereich der Virenstämme abzufangen. D.h. selbst wenn man nächstes Jahr einen hätte, wer garantiert nicht den nächsten Lockdown und dasselbe Prozedere im Jahr darauf, wenn das Virus mutiert.
Die Lösung Impfstoff ist mehr Traum als Lösung. Ein permanenter Lockdown, selbst nur ein mehrmonatiger ist eben nicht durchzuhalten. Eine Terminabkürzung wie es manche fordern, birgt ein sogar noch größeres Risiko als das Virus selbst. Denn infiziert und sterben würde am Virus nur ein sehr kleiner Bruchteil der Menschen, das ist heute schon klar. Am nicht vollständig validierten Impfstoff stürbe potenziell aber ein deutlich größerer Anteil, worst case, auch wenn unwahrscheinlich, sogar alle Geimpften.
Die Wahrscheinlichkeit, einen sicheren und funktionierenden Impfstoff innerhalb eines mit Lockdown machbaren Rahmens zu haben, ist aller Wahrscheinlichkeit nach winzig klein. Eine Validierungs- und Zulassungsabkürzung ist relativ zum bisher festgestellten Verhalten des Virus nicht tragbar. Damit löst sich die Maßnahme "Lockdown bis Impfstoff" in nichts als heiße Luft auf. Sie bietet ein miserables Chance/Risikoverhältnis und ist selbst im optomistischen Fall nicht durchzuhalten.
Genau deshalb ist die aktuelle Strategie in vielen Ländern die, das Virus soweit in den Griff zu bekommen, dass man seine Ausbreitung per Lockerung und ggf. wiederholte Verschärfung der Lockdownmaßnahmen soweit steuern kann, dass das Gesundheitssystem nicht überfordert ist, das Virus sich aber trotzdem allmählich ausbreitet bis wir einen Impfstoff oder ein Medikament haben, oder mit ihm auf natürlichem Wege klar kommen. Das ist wenig smart und m.E. ebenso nicht lange durchhaltbar. Aber selbst das reicht den Hardcore-Viro- und Ideologen offenbar nicht, und zwar obwohl täglich neue entwarnende Daten über die Gefährlichkeit des Virus veröffentlicht werden. Man hängt geistig immer noch an den empirisch bereits widerlegten alarmistischen Modellrechnungen des Imperial College, blendet aber andere Modellrechnungen z.B. die über die Ineffizienz von Schulschließungen (mit einer Einsparung Infizierter von ca. 3%, ) kategorisch aus. https://www.thelancet.com/journals/lanchi/article/...30095-X/fulltext
Auch Schweden oder allgemein der Verlauf der Epidemie auf dem Globus signalisieren eigentlich Entwarnung. Überall dürfte das R bereits vor dem Shutdown unter Null gesunken sein. Das signalisiert die Steigung der globalen Worldometerkurve, die ebenso ab Mitte Mai die Exponentialfunktion verließ. In das gleiche Horn stößt der israelische Mathematiker, der die Steigerungsrate unterschiedlicher Länder miteinander verglichen hat und überall dasselbe Regime am Werke sah (s. Bild). https://www.timesofisrael.com/...ecline-in-the-spread-of-coronavirus/
Diese einseitige und evidenzlose Fokussierung der Bundesvirologen auf die ganz große Katastrophe mit kategorischer Ausblendung jeglicher gegenteiliger Empirie lässt einen objektiven Beobachter schon mit großen Fragezeichen hinter den Motiven, dem Bias oder den Analysefähigkeiten dieser Wissenschaftler zurück. Die Fragezeichen sollten zumindest so groß sein, dass man als Politiker dringend andere Berater zu Rate ziehen sollte. Da das nicht passiert, muss man davon ausgehen, dass die Drohung mit dieser fiktiven ganz großen Katastrophe durchaus im Sinne der Politik ist. Sollte es so sein, reden wir bald nicht mehr über die Anzahl von Betten auf Intensivstationen sondern über die Kapazität in den Kerkern. ----------- Überall ist der Irrtum obenauf und es ist ihm wohl und behaglich im Gefühl der Majorität |