Das, was WernerGg in Punkto Wearables bzw. Smartwatches kritisch gegenüber stellt, ist eine Grundsatzfrage. Wird sich Wearable-Computing aus heutiger Sicht im Markt durchsetzen? Ja oder nein?
Das Internet hat sich bereits durchgesetzt. Aber dieses Internet, das wir kennen, ist das Internet der Menschen. Dieses Internet hat der Menschheit die Möglichkeit beschert, miteinander zu kommunizieren. Einkaufen übers Internet ist auch eine Art der Kommunikation.
Was mancher von uns noch nicht wissen, ist ein zweites Internet die im Vormarsch ist, nämlich: Internet of Things. Umgangssprachlich: Internet der Dinge. Zu Deutsch: Internet der Objekte! Den Namen dafür hat man bereits standardisiert.
Um die kommenden Wearable-Produkt-Strategie der Konzerne besser zu verstehen, bedarf es etwas IP-Erklärung. Bis vor kurzem stand uns weltweit IPv4 (Internet-Protokoll Version 4) zur Verfügung. IPv4 hatte einen Adressraum von 2 hoch 32, also knapp über 4 Milliarden IP-Adressen. Das bedeutete, vereinfacht ausgedrückt, wenn alle Menschen zeitgleich online gewesen wären, würde das Internet zusammenbrechen. Konzerne wie Cisco, IBM und Co. auch Regierungen der Industrienationen, sind sehr daran interessiert so schnell wie möglich den Nachfolger, nämlich IPv6 mit einem Adressraum von 2 hoch 128, in allen Kontinenten der Welt zu etablieren und zwar mit festen IP-Zuteilungen für alle Endgeräte. Der Adressraum von IPv6 ist so gewaltig, dass jedes elektrisches Gerät eine eigene IP-Adresse erhalten könnte ohne, dass die Adressen ausgeschöpft werden. Hinzu kommt, dass IP-Protokolle inzwischen andere Netzwerkprotokolle, wie beispielsweise Token Ring und AppleTalk abgelöst haben. Das bedeutet eine enorme Vereinheitlichung aller Kommunikationsgeräte untereinander.
Seit dem, manche Elektronik-Konzerne in der Lage sind, elektromechanische Sensoren (Halbleiter & Zahnräder & Wellen & kleine Hebels) mikroskopisch klein auf einem einzigen Chip zu integrieren, ist die zweite technische Revolution ins Rollen gekommen und wir dürfen uns glücklich schätzen, dabei gewesen zu sein. Diese elektromechanische Sensoren (EMS genannt) werden massenhaft und billig hergestellt. In wenigen Jahren werden sie in fast allen wichtigen Geräten integriert sein und jeder diese Geräte feste IP-Adresse zugeteilt werden, sobald sie im Betrieb genommen wurden. Das ist das Internet der Objekte bzw. Internet of Things.
Bei Smartwatch geht es gar nicht vorrangig darum, kostspielige Heimautomation damit zu betreiben. Jeder Mensch wird mit seiner Smartwatch das tun, wozu er Lust hat.
Diese tragbare Computer-Uhren werden in erster Linie die Lebensqualität der Menschen verbessern und bei entsprechendem Design, einen gewissen Prestigebedarf abdecken .
Beispiele aus meiner Sicht für Smartwatch-Einsetze: a) Mit steigendem Alter der Weltbevölkerung ist nahezu mehr als plausibel, wenn Ältere Menschen eine Smartwatch tragen, die ihre Vitalzustand an einer Pflegekraft sendet, wenn es kritisch wird.
b) Die iwatch wird erkennen, wenn jemand vom Pferd fällt und reglos da liegt. Die Sensoren dafür gibt es bereits in jedem MacBook Pro mit konventioneller Festplatte und oder CD/DVD Laufwerk. Ab eine bestimmte Beschleunigung beim Fallen oder Stössen, geht der Schreib-Lese-Kopf, vor dem Aufprall, in die Parkposition. Bei zugeteilter IP-Adresse des Sensors, könnte das überall sinnvoll und Lebensrettend eingesetzt werden.
c) Man kommt ins Sportstudie und identifiziert sich mit der Uhr.
d) Man bezahlt seine Einkäufe an der Kasse mit der Uhr.
e) Man wird gewarnt, wenn Glatteis oder Unwetter bevor steht.
f) Landwirte die entsprechende IP fähige Chips in ihren unzähligen Kühe, Schweine und Schaffe implantiert haben, werden durch die Uhr benachrichtigt, wenn die Gesundheit eines Tieres in Frage steht.
g) Autofahrer, Motorradfahrer, Fahrradfahrer die durch irgendwelche Ereignisse im ernster Gefahr geraten, könnte geholfen werden, wenn sie die Uhr tragen würden. Smartwatch sendet entsprechende Signale an dem Rettungsfahrzeug, das am nähesten bereitschaft hat, mit genauer Ortsangabe.
h) Polizeikräfte die, mit Smartwatch ausgestattet sind, erhalten die Info, welches Fahrzeug beispielsweise mit abgelaufenem TÜV gerade jetzt vorbei fährt. Denn die Fahrzeug-Sensoren diese Infos senden werden müssen.
i) Menschen die einen Partner suchen und das entsprechende App aktiviert haben, könnten mit einem Blick auf die Uhr erkennen, wer sich in unmittelbarer Nähe mit gleichen Interessen aufhält bzw. auch auf die Suche ist. In einem Lokal, im Urlaub oder sonst wo.
j) Man wird in grossen Kaufhäusern nicht mehr orientierungslos hin und her laufen müssen, sondern gezielt mit einem Blick auf die Uhr die Ware oder das gesuchte Sonderangebot lokalisieren, wenn darauf ein RFID-Etikett aufgeklebt ist. (radio frequency identification)
k) An den Flughäfen und Hotels identifiziert man sich mit der Uhr und erhält die Platzzuweisung auf der Uhr angezeigt.
Und wenn Apple mit der iWatch den Geschmack grösster Teil der Weltbevölkerung trifft, wovon ich ausgehe, wird der Preis keine besonders grosse Rolle spielen. Tausende Entwickler werden dafür die schönsten Apps schreiben, wovon wir heute noch nicht zu träumen wagen.
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