Das Problem "Eurolands" in den kommenden Monaten sind nicht die 11 Millionen Griechen aber die 57 Millionen Spanier und Portugiesen von der Iberischen Halbinsel die uns den Euro noch in die Luft jagen werden. Wir Europäer müssen uns deshalb die Augen weit öffnen und die Fakten des Club Meds die relevant sind real ins Gesicht schauen: a) "Total public and private debt owed to nonresidents" (Gesmatverschuldung nicht nur des Staates aber auch die des privaten Sektors ins Ausland bzw. "Gross external Debt"): In Griechenland 161% des BIPs (€552 Mrd.) verglichen mit 172% des BIPs (€ 2.409 Mrd.) in Spanien, 215% des BIPs (€507 Mrd.) in Portugal und 1,267% des BIPs (€2.386 Mrd.) in Ireland! (Gemäss der offiziele Statistik der "Bank of Greece" stieg für Griechenland die Gesamtschuld des privaten und öffentlichen Sektors ins Ausland ("total external debt both in the private and public sector") auf €391.1 Mrd. (Q2 2009) von €255.5 Mrd. in 2004 und €143.8 Mrd. in 2002. Mit anderen Worten, seit der Eiführung des Euros hat sich die Gesamtschuld Griechenlands ins Ausland zumindest verdreifacht. Und das Gleiche trifft auch für den ganzen Club Med zu, mit der Einführung des Euros hat sich die Peripherie Eurolands so stark verschuldet dass sie nie mehr von den Schulden frei kommen wird. Was das für die erwähnten Staaten oder den Euro selbst bedeutet weiss jederman... Wegen der tiefen wirtschaftliche Rezession in Spanien, sollte man z.B. deshalb in Folge des Jahres 2010 noch mit einer massiven Pleitewelle bei den spanischen und portugiesischen Firmen und Haushalten rechnen.)
b) "Foreign liabilities" (Gesamtverschuldung des Staates ins Ausland): In Griechenland 87% des BIPs (€208 Mrd.) verglichen mit Spanien 91% des BIPs (€950 Mrd.) und Portugal 108% (€177 Mrd.). (Gemessen an der Commerzbank-Statistik über "wo die griechischen Anleihen im Portofolio liegen" schneidet Griechenland sogar noch besser ab; laut diesen Daten liegen nur 71% der griechischen Anleihen in einem Portfolio im Ausland (59% in Westeuropa plus 12% in anderen Staaten).
c) "Budget deficit" (Haushaltsdefizit in 2009): In Spanien 11,4% des BIPs obwohl dort das Jahr 2009 keine Wahlen stattfanden. In Griechenland 12,7% des BIPs, aber das eigentlich wegen der lockeren Wirtschafts-Politik da 2009 ein Wahljahr für Griechenland war, sonst wäre das Haushaltsdefizit bei den Griechen auf jeden Fall unter 10% geblieben! (Erleuterung: wer die griechische Mentalität kennt weiss dass die "Wahlgeschenke" in einem Wahljahr dort enorm sind, auch in der Richtung nämlich dass man keine Steuern einnimmt um niemanden auf den Füssen zu treten, man will ja die Wahlen gewinnen koste es was es wohle; z.B. wurden dort den "Bauern" im Agrarsektor nach ihrem Streik Anfang 2009 €500 Mil. als extra Subvention geschenkt, oder z.B. auch den 3500 Beamten der Olympic Airways, die kurz vor den Wahlen privatisiert wurde, wurde durch Gesetzgebung versprochen dass sie im staatlichen Sektor mit den gleichen priviligierten Einkünfte die sie in Olympic Airways als Gehalt erhielten untergebracht werden usw., ein Programm das dem griechischen Staat €800 Mil. jährlich kostete. Nur diese zwei Wahlgeschenke summen sich auf €1,3 Mrd. jährlich auf; sie wurden a propos von der heutigen griechischen Regierung "in no time" annuliert, nichtig gemacht und vom Haushalt gestrichen, um das Haushaltsdefizit sofort im gleichen Masse zu mindern usw. usw.).
d) Arbeitlosigkeit: 10% in Griechenland, dagegen in Spanien 20%. Ausserdem lag die Jungendarbeitslosigkeit bei den unter 25-jährigen in Spanien (Dezember 2009) bei beschämenden 44,5% und damit am höchsten in der gesamten EU-27! (Da fragt man sich ob ein Land wie Spanien das so eine hohe Massenarbeitslogkeit schon aufweist überhaupt fähig ist das seriöse Sparprogramm das notwendig ist durchsetzen zu können.)
e) Regierung: In Griechenland letztendlich eine sehr starke und robuste (mit einem erstaunlichen 44% der Stimmen) neuerwählte Regierung, dagegen in Portugal eine auf Minderheit im Parlament basiernde Regierung und in Spanien eine verfallene Regierung die vor der nächsten Nationalwahlen zittert...
Man kann daran erkennen dass die "Ungleichgewichte" in das iberische Spanien viel schlimmer und immens grösser sind als in Griechenland. Es ist deshalb klar dass die Spekulanten es eigentlich vorerst auf Spanien abgesehen haben, Griechenland war eigentlich dabei bloss ein "Testfall"... Die Gefahr besteht darin dass die im Ausland sitzenden Kreditgeber sich an eine Weiterführung der Finanzierung weigern, was zu einer interne EMU Version der asiatischen Finanzkrise von 1998 führen könnte. Meiner Meinung nach wird 2010 der EURO an Spanien vorübergehend scheitern und es wird wieder einmal so richtig krachen...an den Börsen (und nicht nur des Club Meds) dann auch, und was dann aus Euroland wird ist ungewiss...
Es ist eben der Elternteil in einer Familie der die Haftung trägt, er ist es der sich für die Übrigen zu verantworten hat. Deutschland und Frankreich tragen deshalb als Erste die Verantwortung für die Haushaltspleite der Peripherie Eurolands. Jeden Tag der vergeht bleibt die Produktivität dort noch mehr weiter hinten hinter der in Eurolands Mitte, verglichen zu der in Mitteleuropa. Seit Jahren läuft das so und niemand kümmert sich einen Dreck dafür. Strukturell gesehen wäre auch eine Pleite des inneren "Kerns oder Zentrums" der EU wegen des Bankrotts der "Peripherie" denkbar.
Für die Amis ist es klar, sie wollen nichts von nem Euro oder irgendeine andere Vereinigung der Staaten in Europa hören, was aber die Europäer mit ihrer Zukunft letztendlich anstellen werden geht sie eigentlich nichts an und ist ein anderes Kapitel dass noch zu schreiben ist...
Von der anderen Seite des Atlantiks, lauert auf jeden Fall die Obama Administration. Obama hat es letztendlich "buchstäblich" kapiert das aus der "V" Wirtschaftserholung nix wird. Im bestem Falle ein langes "U", aber dann würde diese Erholung die nächsten US-Wahlen verpassen und er die Nationalwahlen verlieren. Also bleibt Obama nichts anderes übrig als bei seinem Bestreben zwischen ein "L" und ein "W" zu wählen. Man braucht kein Hellseher zu sein um zu erkennen dass er sich fürs "W" entschlossen hat. Das passt auch der Zockerbanken ganz gut da sie bei einem "W" in der Wirtschaft (und an der Börse) die meiste Kohle abzocken können. Die "W" Konstellation in den USA ist eben sehr stark...
Falls sich diese Konstellation des "W" Anstrebens von Obama sich mit der Haushaltspleite des Südens (Club Med inklusiv Italien/Kalifornia...) trifft, könnte in den nächsten Monaten das Jahr 2010 noch viel schlimmer ausgehen als das von 2009: Die Euro/Dollar Parität würde nämlich auf dem Niveau zurückkehren wo sie sich schon am Anfang ihrer Odyssee vor zehn Jahren befand und die Börsen würden wieder einmal zu den Tiefstständen von 2009 abrutschen...
Gibts eigentlich überhaupt eine Studie was eigentlich passieren würde wenn Spanien/Griechenland aus dem Euro rausfliegen oder austreten? Oder eine Studie zumindest die sich seriös mit dem düsteren Szenario eines Auseinaderfallens des Euros in zwei beschäftigt hat (i.e. in eine schwächere Währung der PIGS Club Med Staaten und einem verbleibenden starken Euro)?
----------- Moral of this story: the EU will finish more integrated after this debt crisis. The whole question is how and under what form.
"Dem Geld darf man nicht nachlaufen, man muss ihm entgegen gehen." (Aristoteles Onassis)
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