In meinem letzten Aufsatz (#8881) habe ich angedeutet, dass es eine interessanter Kette von Smith bis zu Japan gibt, die es wert scheint ein wenig diskutiert zu werden. Zumal immerzu das japanische Beispiel, die japanische Stagnation als Modell für die globale Wirtschaft in den nächsten Jahren bzw. Jahrzehnte gesehen wird.
Auf die ökonomischen Geflechte (Keiretsu) und die traditionell niedrigen Zinsen möchte ich jedoch nicht eingehen. Eher werde ich einen eher betriebswirtschaftlichen Ansatz zur nationalökonomischen Analyse suchen: Nämlich die Frage, warum ist Japan als der große Konkurrent plötzlich aufgetaucht und warum zieht dieses alte Erfolgsrezepte nicht mehr?
Zur Suche nach der Typologie wähle ich eine unorthodoxe Einteilung: Coole Produkte und preisaggressive, qualitativ hochwertig Produkte.
Und wen wundert es, dass wir für die zweite Gruppe sehr viele Produkte finden, für die Gruppe der coolen Produkte wenn man sehr enge Maßstäbe angelegt nur ein Produkt finden: Den SONY Walkman. Das ist das einzige Ding, was eine innovative Kraft hatte, wie heute der iPod.
Vielleicht gibt es einige Zwischenprodukte: Vielleicht der alte Toyota Celica, der MX5, aber dann wird es auch schon eng. Unterhaltungselektronik? Die CD-Technologie war gewissermaßen ein Durchbruch, aber kein rein japanisches Ding. Fotoelektronik als Ganzes vielleicht – wenn ich mir eine der moderneren Digitalkameras ansehe, muss ich immer noch staunen… Flatscreens? Da ist die abgesagteste Marke Samsung, Süd-Korea.
D.h. außer Prozessverbesserungen kam aus Japan nicht viel. Und selbst die Prozessverbesserung (Kaizen, Kanban nur als Begriffe) bedeutet nur, dass bestehende Lehren weiterentwickelt wurden, verfeinert wurden, also eine Verbesserung der Produktherstellung – und das ist mittlerweile im Westen auch State-of-the-art. Wenn ich böse wäre, würde ich sagten, eine pragmatische Umsetzung des Taylorismus. Aber wenn ich Taylor sage, sage ich auch Ford, sage ich auch Refa und wenn ich in die Jetztzeit gehe, sage ich Hammer und Scheer.
Aber eigentlich ist mir als Konsument Wurst, wie eine Firma ein Produkt zusammennagelt, Hauptsache es tut, was es soll. Und dann sieht die Bilanz noch düsterer aus: Walkman als der Lucky-Punch und dann tote Hose …
Den japanischen Hochschullehrern ist das durchaus bewusst. Wer das ist nicht glaubt, soll mal Nonaka lesen. Der will über „Spielen“ über „künstliche Krisen“ über „widersprüchliche Situationen“ die Kreativität ankurbeln. Erinnert mich alles an Gruppenarbeit: Ist lustig und bringt nichts. Naja vielleicht ganz komische Kleinstwagen, die ganz einfach bizarr hässlich sind.
Und dann sehen wir uns die Antworten des Westens an: Alles von Apple, Airbus (auch wenn die derzeit etwas unrund laufen) oder Audi. Da gibt es einen de’Silva, der haut auf Basis der Familienkutsche A4 (Audi 80!!!) ein Coupé heraus, das so schön ist, dass man direkt stumm wird. Die reden nicht über Autokliniken, sondern ich bin überzeugt, dass der A5 an einem einzigen Nachmittag oder Abend entstanden ist. Oder eine Nummer größer Piëch, der ganz einfach das Statement abgeliefert hat vor Jahren „Ich mache aus Audi eine Nobelmarke und treten den beiden anderen mal gewaltig in die Eier!“ Wahnsinn, Wille, innovative Potenz.
Vielleicht hat Max Weber doch recht mit seiner Forderung nach dem charismatischen Führer?
Zumindest scheinen die Japaner im Weber’schen „stahlhartem Gehäuse“ gefangen.
Die Folge dieser Überlegungen kann m.E. nur sein, dass die festgefahrene Situation Japans in keiner Weise mit dem Rest der Welt verglichen werden kann. |