Mich wundert, dass der Ton der Bären aggressiv wird. Solange man bärisch eingestellt ist, das untermauern kann und sagt, dass der Markt keinen Boden gefunden hat, dass es weiter runtergeht, finde ich das in Ordnung.
Bedenklich finde ich, wenn aus dieser Tendenzaussage ein klarer Fahrplan abgeleitet wird, dass es noch bis zu diesem Punkt runter geht - und zwar sauber aufgedröselt für jeden Index. Da wird die eigene Vermutung, die eigene Sicht auf die "Wirklichkeit" projiziert und dann daran festgehalten. Klar ein ganzes Jahr 2008 - das sei unbestritten – hatten die Bären auch Recht, aber Recht hat man nie für immer.
Und dieser Professor aus New York hat halt seinen Glücksgriff getan, er hat gesagt, dass die Blase platzt und dann ist sie geplatzt – sagen wir so, er hatte ganz einfach Glück gehabt. Ansonsten gebe ich nicht viel auf die Aussage von Professoren… Wenn ich meine alten VWL-Professoren ankucke, hatte nur Vaubel eine große visionäre Kraft – das am Rande…
Was aber noch bemerkenswerter ist, dass das Jahr 2008 einen normativen Einfluss auf die Bewertung von Aussagen hat: Eine bärische Ansicht steht für einen ernsthaften, erfolgreichen und die Sache durchblickenden Geist. Eine bullische Ansicht steht für einen dümmlichen, den Ernst der Lage nicht erkennenden Vogel, eine Hausfrau, der (oder die) nicht erkennt, was das smarte Geld macht, dass nur Zocker Aktien kaufen und eh alles runter geht.
Es ist schwierig, aber man sollte vorsichtig sein mit dieser Kategorisierung. Und man sollte sich dessen bewusst sein, wie diese Denkprozesse laufen.
Und ich möchte betonen, dass ich auch kein „Grüner aus Rodenbach“ bin, der sagt, dass es jetzt nach oben geht, es bleibt schwierig, aber man sollte den Geist beweglich halten.
Gernsback |