Noch Ende April habe ich mich gefragt, was die Leerverkäufer im Schilde führen (Kurs war damals so um die 90) und warum sie noch nicht Covern? Nachdem ich mir die Lage zum Verfallstag angesehen habe, ahnte ich, welche Ziele sie haben könnten: erst unter die 80 und dann unter 75/70 und dann ggfs noch tiefer. Außerdem haben einige HF erst bei Kursen um die 100 und um die 90 leerverkauft. Diese mussten versuchen, den Kurs massiv darunter zu drücken, um Gewinn machen zu können. Die LV, die schon in 2019 aktiv waren, sind in ihrem Kursdrücken in Q4-19 von der DWS ausgebremst worden. Sonst wäre der Kurs damals schon weitaus tiefer gefallen. Am Freitag und in dem Wochen davor hat ein auffangender Fond gefehlt.
Die Ziele der LV waren also halbwegs klar, volle Attacke. Unklar war, ob es Brandbeschleuniger geben würde und bräuchte. Da haben – wahrscheinlich unbeabsichtigt bzw. nicht im direkten Auftrag – die Bafin, die Alam Meldung und der Artikel im Aktionär geholfen, die ohnehin schon vorhandene Unsicherheit zu vergrößern. Das in einem Umfeld bei dem WDI zwar schon einige auch positiv aufgenommene Verbesserungen angekündigt hat (Bsp. Erweiterung Vorstand, Freis…) aber diese ja noch garnicht so schnell etwas bewirken können. Die Schwächen in der Außenkommunikation von WDI sind schon ausführlich an anderen Stellen diskutiert worden. Es ist schon besser geworden, reicht aber nicht aus und es ist m. E. auch unrealistisch auf die Schnelle die super PR zu erwarten.
Also straffe Zielsetzung der LV, geschwächte WDI mit immer noch zu viel Angriffsfläche und ein paar Brandbeschleuniger und das alles zum Verfallstag. Die Rolle und Ziele der Verleiher der Aktien möchte ich hier nicht beleuchten, da mir dazu die Sachkenntnis fehlt: möchten sie nur etwas Geld mit dem Verleih verdienen oder günstig an größere Tortenschnitte kommen oder oder?
Trotz und alledem frage ich mich nicht zum ersten Mal, ob die Regeln für den Leerverkauf in D nicht zu lax sind. Es haben sich schon Etliche aus anderen Foren an die Bafin gewandt, ergebnislos wie aus den Standardantwortschreiben zu lesen war. Die Bafin ist eine Behörde und muss die Einhaltung der Gesetze und Vorschriften überwachen. Vielleicht stimmt ja an den Vorgaben einiges nicht? Ich habe des Öfteren bei Ariva in Q2-19 und Q1 20 gelesen, dass so etwas nicht in den USA passieren könnte, da die SEC früher und radikaler einschreiten würde. Allerdings ist mir nicht klar, ob und wenn ja welche Vorschriften in USA anders wären, die so ein Gemetzel verhindern könnten. |