Wenn ich mir den verlinkten Artikel in der Wirtschaftswoche durchlese, bleibt mir nicht übrig, als Chartlords Aussagen in seinem etzten Beitrag #10734 zustimmen.
Wir leben in einer Welt der Reflexivität, der Rückbezüglichkeit, wo alle Marktgegebenheiten und Teilnehmer miteinander eng verknüpft sind: Der Markt verarbeitet Nachrichten und Erwartungen und erzeugt durch seine Reaktion wiederum Nachrichten in der Wirtschaftspresse, die wiederum auf die Handlungen der Marktteilnehmer durchschlägt.
Aktuell: die Märkte fallen, die Post fällt noch stärker, weil die Marktteilnehmer schlechte Zahlen erwarten. Jetzt kommen die Zahlen und die werden jetzt im Sinne des Trends interpretiert:
Wirtschaftswoche: "Nur der Paketboom sichert Gewinnprognose der Post"!
Aha, sag ich da beim Lesen als Marktteilnehmer. Das ist ja schlecht und deshalb auch kein Wunder, dass die Aktie so fällt. Nicht auszudenken, wenn angesichts der schwachen Frachtraten nun auch der Paketboom wegbrechen sollte. Lieber weiter verkaufen!
Doch auch andersrum wird ein Schuh daraus: "Trotz eines noch schwachen Frachtgeschäfts steigert die Post ihre Gewinne und bestätigt die Jahresprognose! Nicht auszudenken, wenn nun in Zukunft auch die Sparte Fracht wieder zulegen könnte, während gleichzeitig der Paketboom durch den boomenden Online-Handel weiter zunimmt!. Die Post ist sehr gut aufgestellt! Das sind Kaufkurse!"
Genau diese letzten Zeile würde man bestimmt heute in der Wirtschaftswoche lesen, wäre der Aufwärttrend der Post noch intakt und wären die Märkte am Steigen.
Leute, lasst Euch nicht verarschen von den Wirtschaftsschreiberlingen, die den Märkten immer hinterherhecheln sowie von den Eigeninteressen irgendwelcher Bankanalysten.
Ich habe den Geschäftsbericht jetzt dreimal durchgelesen und sehe weit und breit nichts am Horizont, was das Geschäftsmodell der Post in der Zukunft in Frage stelle würde. Natürlich kann die Aktie nun trotzdem noch weiter fallen, weil die meisten Marktteilnehmer ja zyklisch handeln und da der trend nun mal nah unten zeigt, werden Nachrichten schlecht "geredet" und bestätigen somit den Trend. Das hat dann aber mit den tatsächlichen Ergebniszahlen des Unternehmens nur noch wenig bis gar nichts mehr zu tun.
Zitat von Mr-Market: "Der Markt ist ein selbstreferentielles, reflexives System, in dem die Beobachter des Marktes, gleichzeitig die handelnden Marktteilnehmer sind und permanent durch Rückkopplung in ihren Handlungen beeinflusst werden. Der Markt ist eben kein statisches, lebloses Objekt wie ein Automotor, den man nur lange genug studieren muss, um seine Geheimnisse zu ergründen. Deswegen reagiert der Markt nicht nur auf exogene Nachrichten, sondern er schafft durch sein Verhalten wiederum selber Nachrichten, die wiederum die Beobachter zu Handlungen motivieren – ein beständiger Kreisschluss, zwischen Beobachtern und Handelnden, der sich selbst in Bewegung hält. Kein Wunder, wir sind ja beides, Beobachter und Handelnder...." |