Hallo Mysterio. Lese hier noch mit. Poste aber nur was wenn es neue Informationen gibt und ich sinnvoll beitragen kann. Im Moment passiert ja nix deswegen auch kein Grund etwas zu posten.
Ganz ernst gemeinte Frage, wie kann die International Holding Bilanzen erstellen wenn auf Ebene von mehreren Tochterunternehmen noch keine Einzelabschlüsse vorliegen?
Du siehst das hier falsch. Generell läuft es bei einem Konzernabschluss so ab. Alle Tochtergesellschaften erstellen ihre normale Buchhaltung und machen auch quartalsweise ein IFRS Package was an den Konzern übermittelt wird. Steinhoff selbst hat ja eine Vielzahl von Tochtergesellschaften. Früher wurde oft die Zahl von 700 Beteiligungen genannt. Da muss man aufpassen Steinhoff hat ja 700 Tochtergesellschaften aber viele sind nur Zwischenholdings oder Holdings rein aus steuerlichen Gründen. In den wenigsten der 700 Gesellschaften befinden sich ein echtes operatives Business. Steinhoff hat die bekannten Töchter (Pepkor, Conforama, Mattress …..) und nicht mehr oder weniger. Ich denke, dass man bei der großen Anzahl von Gesellschaften noch einiges optimieren kann insbesondere auch bei den Kosten. Weil jeder dieser Gesellschaften benötigt eine Steuererklärung, einen Jahresabschluss …. Das ist aber ein anderes Thema.
Das Konzernrechnungswesen verarbeitet dann diese sagen wir 700 IFRS Packages zu einem Konzernabschluss (die genaue Liste der Gesellschaften findet man im Abschluss 2018). Alle Beziehungen innerhalb des Konzerns werden dabei eliminiert (konzerninterne Forderungen und Verbindlichkeiten, Umsätze innerhalb des Konzerns …). Der Abschluss wird danach vom Wirtschaftsprüfer geprüft und veröffentlicht. In Österreich z.B. hat man als börsennotierte Gesellschaft dafür 4 Monate Zeit. Der Abschluss 2018 muss bis Ende April 2019 veröffentlicht werden. Manche Firmen veröffentlichen dabei vorläufige Zahlen weil zwischen der Phase wo Zahlen bekannt sind und der Geschäftsbericht final erstellt wird und Wirtschaftsprüfer alles final dokumentiert hat damit er auch unterschreiben kann oft noch bis zu ein paar Wochen vergehen.
Sobald der Konzernabschluss erstellt wird kommen danach die Abschlüsse der Tochtergesellschaften zusammen. Wichtige Tochtergesellschaften werden oft gemeinsam mit dem Konzernabschluss erstellt gerade dann wenn diese Töchter auch vom Wirtschaftsprüfer geprüft werden weil zB. in diesen Gesellschaften wichtige Vermögenswerte und Schulden liegen wo Banken auch einen testierten Abschluss verlangen. Aber auch diese Abschlüsse sind später fertig als der wichtige vom Konzern. Der Fokus aller Beteiligten liegt immer am Konzern. Andere Jahresabschlüsse der noch unwichtigeren Töchter werden erst sehr viel später erstellt.
Ein Punkt ist ganz wichtig eine börsennotierte Gesellschaft (und das ist nur die Holding) muss einen Abschluss (Konzernabschluss und Einzelabschluss) viel früher veröffentlichen (aufgrund der Vorgaben der Börse) als die normalen rechtlichen Rahmenbedingungen im jeweiligen Land vorsehen. z.B da ich früher auch in einer Steuerabteilung in einem börsennotierten Konzern gearbeitet habe. Das war ganz extrem. Dort hatten wir Zeit um die Steuererklärung einzureichen (da wir unter eine spezielle Quotenregelung vom Steuerberater gefallen sind) bis März des zweitfolgenden (!!!!) Jahres.
Es ist daher ganz normal, dass der Konzernabschluss immer der Erste ist der veröffentlicht wird. Das heißt aber nicht das die Zahlen in den Töchter per se nicht fertig sind. Natürlich sind sie fertig. Spätestens ein paar Monate nach dem Bilanzstichtag sind alle Zahlen in allen Töchter im Grunde immer fertig nur das ganze Thema Jahresabschluss Erstellung verursacht auch seine Zeit. Wo ich in der Steuerabteilung gearbeitet habe mussten wir in der Holding 200 Steuererklärungen machen. Das dauert dann einfach und bestimmte Leute sind das ganze Jahr mit Steuererklärungen beschäftigt und viele sind oft erst Monate, nachdem die Zahlen schon längst fertig sind, irgendwann auch offiziell eingereicht. Wichtig ist nur, dass man alle Jahresabschlusse innerhalb der gesetzlichen Fristen in den jeweiligen Ländern wo die Gesellschaft ihren Sitz hat veröffentlicht. In einigen Ländern hat man dafür sogar bis zu 18 Monate nach Bilanzstichtag Zeit.
Und was man auch nicht vergessen darf in einem Konzern wie Steinhoff wo es ziemlich rund geht und vermutlich auch eine höher Fluktuation der Mitarbeiter herrscht kann es noch zu viel größeren Verzögerungen kommen weil man immer dort arbeiten oder aushelfen muss wo gerade Not am Mann ist. Ich wurde damals in der Finanzkrise von meiner Firma (Beratungsgesellschaft) in eine börsennotierte Gesellschaft geschickt um dort auszuhelfen. Die Firma hatte durch die Finanzkrise massive Probleme und auch eine hohe Fluktuation. Hab dort in bis zu 4 verschiedenen Abteilungen mitarbeiten müssen obwohl offiziell vereinbart wurde nur 1 Abteilung. |