Natürlich gibt es bei heiß gelaufenen Aktien Konsolidierungen, aber hinsichtlich des aktuellen Kurses von SZG gibt es für mich nur zwei Alternativen:
(1)§Entweder die Aktienmärkte sind tatsächlich vollkommen irrational und ein Aktienkauf ist nichts anderes als ein Glücksspiel im Casino oder
(2)§Der Kurs der Aktie wird bewusst gedrückt.
Die Aktie steht aktuell etwa auf dem gleichen Niveau wie vor zwei Jahren (Mitte 2019). Im Unterschied zu damals stehen wir jedoch nicht am Ende eines Konjunkturzyklus, sondern am Anfang einer mehrjährigen Stahlhausse. Die seinerzeitigen Risiken sind raus; SZG ist gut durch das damals bereits absehbare „Tal der Tränen“ gekommen. Zwar hat SZG in den Jahren 2019 und 2020 Jahresfehlbeträge von in Summe ca. 520 Mio. € ausgewiesen; gleichzeitig aber sind die stillen Reserven aus CO2-Zertifikaten von 300 Mio. € (Stand: Mai 2019) auf über 800 Mio. € (Stand: Mai 2021) angestiegen. Im Ergebnis hat das Unternehmen daher in den letzten zwei Jahren eine „Schwarze Null“ geschafft. Die seinerzeitigen Risiken sind weg und die nächsten Jahre werden absehbar lukrativ werden.
-- Für dieses Jahr rechnet der Salzgitter-Konzern mit einem Vorsteuergewinn von 400 - 600 Mio. € und dabei arbeitet SZG noch lange nicht an seiner Kapazitätsgrenze, sondern ein Hochofen steht derzeit noch still; aufgrund der Verlustvorträge der letzten Jahre ist die Steuerbelastung mutmaßlich gering.
-- Aufgrund der langen Bestell- und Lieferfristen im Stahlbereich, liegt der erwartbare Gewinn des nächsten Jahres sicherlich in einer vergleichbaren Größenordnung (eher höher). Denn auch die Safeguard-Maßnahmen der EU zur Begrenzung der Stahlimporte sind um 3 Jahre verlängert worden.
-- Ab dem Jahr 2023 wirken dann die Ergebnisverbesserungen aus den Programmen „Salzgitter AG 2021“ und „FitStructure 2.0“ mit über 280 Mio. € p.a., die in den vergangenen Jahren aufgrund der Umbaukosten das Ergebnis belastet haben. Beispielsweise wurde die neue Wärmebehandlungslinie (Grobblech) in diesem Jahr fertig gestellt, und die neue Feuerverzinkungsanlage 3 wird nächstes Jahr fertig.
-- Gleichzeitig beginnen sich ab 2023 die unvermeidlichen (gigantischen) Infrastrukturprogramme zum klimaneutralen Umbau der Industriegesellschaft auszuwirken. Ausbau und Ersatz von Windkraftanlagen, Aufbau einer Wasserstoffwirtschaft, Ausbau und Erneuerung von Eisenbahnbahnlinien und Brücken, Bau von Stromtrassen, Neubau öffentlicher Gebäude (da sich unzählige ältere Gebäude nicht energieeffizient umbauen lassen) – alles braucht Stahl.
-- Die zusätzlichen Chancen von SZG aus den Bereichen eMobilität (Aurubis), H2-Wirtschaft (Mannesmann) und neue EU-Verpackungsverordnung (KHS) kommen noch hinzu.
Eine Unternehmensbewertung von 1,3 Mrd. € (bei 54 Mio. ausstehenden Aktien) mit einem KGV von 2-3 für dieses und (mutmaßlich) das nächste Jahr sowie einem KBV von < 0,5 ist da einfach nicht mehr plausibel. |