Ich erinnere mich, dass einer meiner frühen Jobs nach der Uni eine Untersuchung über neuartige PCs war. Das muss 1983 oder so gewesen sein. Ich hatte einen HP-PC mit Touchscreen, eine Apple Lisa (35TDM wenn ich mich recht erinnere) und einen IBM-AT für eine große Schweizerische Bank zu untersuchen, was man damit anfangen kann. Geil! Der HP-Touch ging mir auf den Wecker, weil einem bei der Arbeit die Arme abfielen, und ich das Gefummel auf dem Bildschirm erniedrigend fand. Sie hatten aber das beste Spreadsheet (Lotus 1-2-3 hieß das damals wohl). Die Lisa war genial, weil sie mit ihrer Maus und dem Xerox-Interface phänomenal einfach zu bedienen war. Das hatte es bis dahin nie gegeben. Der AT war ok. So ähnlich wie alle Rechner bis dahin. Kryptische Kommandozeilen und Text-basierte Menü-UIs. Aber er konnte, was er sollte. Ich konnte die Schweizer Banker nicht von der Lisa überzeugen. Kosten einerseits. Vor allem aber die Maus. Sie fanden es unwürdig, im Anzug vor den Kunden mit so einem Kinderspielzeug rumzumachen. So ändern sich die Zeiten. Meine Botschaft ist aber: Das war vor 30 Jahren. Und wenn sich heute jemand Touch-Screens, Gesten, Fenster, Kacheln, patentieren lässt, dann ist das nicht innovativ, sondern steinalt und lächerlich. Ungefähr so, wie wenn man sich heute ein neues Patent auf die Bedienung der Kohlebefeuerung von Dampflokomotiven machen ließe. Später gab es riesige Forschung über GUIs und Standardisierung von Bedienungsoberflächen. Vor allem von IBM und Microsoft. SAA/CUA (Systems Application Architecture. Common User Access). Auch Apple (Human Interface Guide). Und so haben sich dann mehr oder weniger alle Personal Computer präsentiert. Was enorm erfolgreich war. Jeder wusste, was ein Menü ist, was ein Links-Click macht und dass ein Rechts-Click ein Kontext-Menü zum angeclickten Objekt mit seinen Fähigkeiten bringt. Simpel. Logisch. Heute ist das nicht mehr so, weil jede Menge wirr oder gar nicht oder nur an den nächsten Quartalsabschluss denkende Produktmanager erfinden dürfen, wie man einen Computer bedient. Obwohl sie nicht die geringste Ahnung davon haben. Da muss mann dann halt in die linke obere oder rechte untere Ecke mit der Maus fahren, oder am oberen Rand die ALT-Taste drücken, um was zu erreichen. Darauf wäre man von selbst nie gekommen. Muss man halt nachlesen. So wie früher das kryptische UNIX- oder DOS-Zeugs. Um auf das Thema zurück zu kommen: Etwas zu berühren, um etwas zu erreichen, ist keine Erfindung der jüngsten Neuzeit. Das war schon immer so: Frauen/Männer, Freunde, Kinder, Tiere. Alle reagieren auf Berührung. Also fasst man sie seit ein paar Zehntausend Jahren an. Dass man seit zehn Jahren auch Smartphones berühren kann und die dann reagieren, ist eine sehr bescheidene und naheliegende Erfindung. |