Ich sehe es etwas anders. Du hast Recht, ich bin nur ein kleiner Aktionär, aber im Prinzip habe ich das gleiche Recht wie ein großer Aktionär. Leider muss ich auch meine zeitlichen Resourcen berücksichtigen. Was spricht gegen eine solche Umfrage, wenn man dadurch neue Ideen bekommen kann? Oftmals sind Aktionäre tatsächlich am Wohlergehen der Firma interessiert und oftmals sogar eher die Kleineren, die nicht täglich wie so manche Fonds hin und her zocken. Schau mal was bei Nordex, Morphosys u.v.a. so abgeht.
Meine Kritik ist auch nicht so massiv, dass ich gegen HN stimmen würde. Ich war damals bei Schwirz auf der HV in Augsburg als er von Gehrmann übernommen hatte, und bin dort auf seine völlig überzogenen Versprechungen/Perspektiven reingefallen. Wie ich schon mehrfach geschrieben habe, hat HN für mich nichts falsch gemacht, ganz im Gegenteil er hat bei den Zahlen noch nie enttäuscht, aber das heißt nicht, dass man Schwachstellen nicht angehen kann, zumal es so angekündigt ist. Die Transparenz und die Komplexität wurde angegangen, nach der Viceroy Geschichte, spät und mit Schmerzen, aber dennoch erfolgreich, was gerade ja sogar offiziell bestätigt wurde. Auch mit dem Wechsel bei der IR hat man reagiert, nun erwarte ich einfach weitere konsequente Schritte bei der Kapitalmarktkommunikation.
Zum Glück ist HN ein CEO, der sein Gebiet versteht und bislang in der Lage war realistische, vorzugsweise konservative Prognosen abzugeben, man vergleiche z.B. Everke von AMS oder das ehemalige Varta Management…u.v.a.m. Ich versuche seit Jahren hier Spreu von Weizen zu trennen und wäre hier auch nicht so stark investiert, wenn ich nicht von der grundsätzlichen Qualität von HN überzeugt wäre. Aber das heißt nicht, dass man Defizite nicht angehen kann.
Ich bin definitiv nicht gierig, aber ich versuche eine Firma so gut es möglich ist zu verstehen und mir ein realistisches Bild zu machen mit wieviel Rendite ich in etwa rechnen kann. Und dazu gehört, das ich mich auf die Prognosen des Managements verlassen kann und auch der Kurs sich nachvollziehbar entwickelt. Es gehört m.E. zu den Aufgaben des Managements eine Über- oder Unterbewertung zu erkennen und zu adressieren, insbesondere wenn man schon die Instrumente eingeführt hat. Das Unangenehmste ist für alle negativ überrascht zu werden, sprich Revisionen nach unten vermelden zu müssen. Das führt mittlerweile zu massiven Kurseinbrüchen und Vertrauensverlust. Obwohl Du ja bei jeder Gelegenheit kein gutes Haar an den Analysten lässt, kann ich dir sagen, dass es insbesondere in den USA Firmen gibt, wo die Analystenschätzungen sehr wohl mit der Realität übereinstimmen. Ich meine nicht die Kursziele, sondern die absoluten Schätzungen von Umsatz und EBITDA (EPS hat oftmals Sondereffekte). Bei solchen Firmen ist es sehr gut möglich ohne Stress zu investieren. Bei uns gibt es halt noch immer keine Aktienkultur und viele Scharlatane. Zudem sind die Konsequenzen für einen unfähigen CEO in den USA massiver.
Zurück zu Kontron. Ich mahne nur eine logische Konsequenz an, und wenn möglich ein proaktives Verhalten an, die einem Aktionär eine gewisse Verlässlichkeit signalisiert. Beispiel: Wenn ich der Kapitalmarkt sage ich kaufe Aktien zurück mittels ARP bis zu 20€ und habe dann kein Tool in place um das zu tun, wenn wieder Kurse unter 19 verfügbar sind, dann ist das inkonsequent. Das gilt im Prinzip auch für die Grossotec Aktionen. Günstig war vor 1-2 Jahren ein Niveau von 15-16, mittlerweile gibt es viele neue Fakten entlang des vorgezeichneten Wegs, die es untermauern, dass Kurse unter 19 schon günstig sind.
Ich zitiere Dich: „Und was ist das Kriterium für "Zufriedenheit"? Steigende Kurse?“
Nein steigende Kurse sind nicht mein Punkt, sondern nachvollziehbare Kurse an „normalen“ Tagen (ich rede nicht von Panikattacken, die von externen Faktoren ausgelöst werden). Den Chart kann ich definitiv nicht fragen, schon gar nicht wenn das Tagesvolumen im Promille Bereich liegt. Überzogene Kurse sind genauso „falsch“ wie zu tiefe Kurse. Ich gehöre nicht zur Fraktion, die seit Monaten hier ständig Kurse von 25 und mehr fordert, die will ich zu gegebener Zeit sehen, wenn z.B. die Erreichbarkeit der Ziele 2025 wirklich handfest sind. Um das Herrchen/Hund Bild zu bemühen, der Hund sollte in Sichtweite sein, nicht Kilometer weg. Und nein, Aktien steigen korrekterweise nur, wenn die Gewinne entsprechend steigen, und wenn die Kurse überzogen sind sollte definitiv auch verkauft werden.
Ich zitiere dich nochmal: „Die grundsätzlichen Fragen sind doch: Welche Möglichkeiten hat eine Unternehmen individuell um den Kurs zu steigern und wird das auch ausgereizt? Und was liegt außerhalb seines Einflusses eines CEO? Also Dinge wie z.B. Corona, Lieferengpässe, Inflation, Konjunktur, Zinsen , Währungsänderungen, etc. bewegen alle den Kurs mit. Man lebt als Unternehmen nicht isoliert vom Rest der Welt, sondern wenn die Börsenstimmung insgesamt zunehmend nachlässt, dann ist es nur schwer möglich sich diesem Sog völlig zu entziehen“
Absolut einverstanden. Gerade weil sich viel ändert hat hier HN mit dem Umbau (zugegebenermaßen beschleunigt durch die Viceroy Geschichte) absolut perfekt reagiert und das ist gerade der Grund hier dabei zu sein. Ob die Börsenstimmung tatsächlich dreht, darüber streiten sich ja die „Experten“ trefflich, aber das ist ein anderes Thema. |