Börsen!
Nachtrag :
Weit mehr noch als der B. mit seinen Aussagen zu einzelnen Werten liegt mir die Meinung des „neuen“ Altmeisters Gottfried Heller, hier seine Einschätzungen zur aktuellen Situation, auch ein gutes Motto für Alstom:
Skepsis ist immer eine gute Basis für steigende Börsen
Die Wirtschaftsindikatoren zeigen nach oben, die Börsenindizes dagegen nach unten. Nun ist es ja nichts Ungewöhnliches, dass Wirtschaft und Börse nicht Hand in Hand gehen. Ungewöhnlich scheint auf den ersten Blick nur, dass diesmal der in den ersten Monaten des Jahres meist freundliche Börsenverlauf nicht stattgefunden hat. Dafür gibt es gleich mehrere Erklärungen. Das saisonübliche Börsenmuster geriet infolge des Irak-Kriegs bereits vor einem Jahr außer Tritt. Erschwerend kam nun für das Jahr 2004 hinzu, dass die meisten Börsenauguren für das erste Halbjahr sehr optimistische, dagegen für das zweite sehr skeptische Prognosen abgaben. Der bisherige Börsenverlauf zeigt, dass die Mehrheit der Profis fast immer unrecht hat. Es gibt aber gleich drei aktuelle Anlässe für die Börsenschwäche: Zinsängste, steigende Ölpreise und wachsende geopolitische Terrorgefahren. Der starke Ölpreisanstieg ist nicht nur auf die erhöhte Nachfrage infolge des weltweiten Wirtschaftsaufschwungs zurückzuführen, sondern auch auf spekulative Terminkäufe, die inzwischen einen Rekordwert erreicht haben. Es wird geschätzt, dass sechs bis sieben Dollar des aktuellen Ölpreises darauf beruhen. China, mit der größte Abnehmer von Rohstoffen, hat jedoch bereits Schritte eingeleitet, sein rasantes Wirtschaftswachstum zu drosseln. Seitdem sind die Metallpreise um bis zu 30 Prozent gefallen. In den USA galt bis vor wenigen Monaten, dass die Konjunktur zwar in Gang gekommen sei, es aber ein Aufschwung ohne Jobs ist. Als dann zwei Monate in Folge jeweils etwa 300 000 neue Arbeitsplätze gemeldet wurden, drehte die Meinung um 180 Grad. Die Rendite der zehnjährigen Staatsanleihen schoss um über einen Prozentpunkt nach oben. Jetzt wurden plötzlich wieder Ängste wach, der Renten-Crash von 1994 könnte sich wiederholen. Doch bei genauerer Betrachtung zeigen sich wesentliche Unterschiede. Damals betrug die Rendite zehnjähriger Anleihen sieben Prozent, heute sind es nur 4,8 Prozent. Mit einem damaligen KGV des S&P 500 von über 13 waren Aktien etwa fair bewertet, heute sind sie um über 20 Prozent unterbewertet. Die Unternehmensgewinne werden 2004 um über 17 Prozent zulegen. Das ist doppelt so viel wie 1994. Die fundamentalen Daten sind heute also erheblich besser als damals. Trotz des robusten Wachstums gibt es genug Gegenkräfte, die die Inflation vorerst in Schach halten. Sie lassen sich umschreiben mit den Stichworten: Globalisierung, Technologie und Wettbewerb. Wenn US-Notenbank-Chef Alan Greenspan demnächst die Zinsen anhebt, wird er dies behutsamer tun als 1994. Danach werden sich auch die inflationären Erwartungen wieder ermäßigen und die langfristigen Zinsen auf einem Niveau von um die fünf Prozent einpendeln. Damit sind Anleihen weiterhin wenig attraktiv. Mit einem selbsttragenden Konjunkturaufschwung, steigenden Unternehmensgewinnen und weiterhin historisch relativ niedrigen Zinsen bestehen gute Aussichten, dass der Trend an den Börsen bald dreht. Ein deutliches Zeichen dafür ist, dass Anlageprofis bereits darüber nachdenken, bei einer Rally zu verkaufen um Liquidität aufzubauen. Skepsis ist immer eine gute Basis für steigende Börsen. Natürlich werden die Märkte volatil bleiben. Dafür sorgen schon die Unruheherde im Nahen Osten, mögliche Terroranschläge sowie eine zunehmende Anzahl von Hedge-Funds. Daher empfiehlt sich, bei der Auswahl von Aktien oder Aktienfonds selektiv und konservativ zu sein und auf Qualität zu achten. Amerika ist die Leitbörse, aber Europa – vor allem Deutschland – und die Schwellenländer haben das größere Potenzial. Vielleicht sollte man dieses Jahr den Börsianerspruch "Sell in May and go away" abändern in "Buy in May and stay". Gottfried Heller Quelle: Börse Online, 01.06.2004 |