Dass Canadian ganz klar besser performt als die anderen China-Solaris ist meiner Meinung nach völlig ok. Habs ja schon vor ein oder zwei Wochen geschrieben. Zum einen ist das auf den Kauf von Recurrent Energy zurückzuführen mit dem Canadian einen hoch lukrativen YieldCo an die Börse bringen kann mit einem Volumen von um die 1,5 Mrd. $ und zum anderen wird Canadian der einzigste China-Solaris sein der in 2014 ein EPS > 4 $ bringen wird. Jinko wird so zwischen 2,80 bis 3 $ landen. So gesehen es der Kursunterschied von 34% zwischen Canadian und Jinko fundamental ganz ok bezogen auf die nackten Zahlen und der wieder aufkommenden YieldCo-Fantasie. Zudem wird Canadian fast punktgenau bei den 2014er Gewinnschätzungen landen wie zu Anfang 2014 erwartet wurde, während Jinko die Gewinnschätzungen doch mehr oder weniger deutlich verfehlen wird, denn die lagen vor 12 Monaten bei einem 2014er EPS von 3,58 $. Kommt natürlich daher, dass Canadian Solar durch ihr großes Projektgeschäft (etwa 40% der Umsätze) wesentlich besser zu prognostizieren ist als Jinko, die ja mehr oder weniger vom Modulpreis abhängig sind. Wird sich aber im Laufe des Jahres ändern wenn der YieldCo kommt, denn dann wird auch Jinko ein signifikantes Projektgeschäft in der GuV ausweisen können mit einem Umsatzanteil von 20 bis 25%, der sich durch die angedachte Internationalisierung des Projektgeschäftes noch erhöhen könnte .
Das Problem was ich halt bei Canadian zumindest kurzfristig sehe, die werden ein deutlich schlechteres Q4 vorlegen gg. Q3. Die Gewinnmargen werden mehr oder weniger kräftig rückläufig sein. Bruttomarge und EBIT-Marge um gut und gerne 4 bis 5%, weil erstens die Projektumsätze geringer sind wie in Q3, zweitens sich die negativen Währungsentwicklungen bemerkbar gemacht haben, drittens sind die Modulpreise in Q4 weiter gefallen und viertens werden die US-Strafzölle von Juni 2014 in Q4 noch einen größeren negativen Effekt gehabt haben wie in Q3. Das alles dürfte großteils auch bekannt sein, zumal ja Canadian die Q4-Bruttomargenguidance zwischen 17 bis 19% ausgegeben hat (Q3-Bruttomarge: 22,9%), aber wie letztendlich die Börse das aufnimmt ist schwer einzuschätzen.
Bei Jinko sieht es eher etwas anders aus. Da kann man davon ausgehen, dass die Gewinnmargen gg. Q3 steigen werden. Vor allem weil Jinko in Q4 in China einen Umsatzanteil von 50 bis 60% gehabt haben wird und in China waren in Q4 im Schnitt gg. Q3 die Modulpreise nur sehr leicht rückläufig. Die Modultiefpreise lagen ja in China im August bei 0,55 $/W. Im Oktober wieder bei 0,58 $/W und im Dezember bei 0,57 $/W. Außerdem scheint Jinko die negativen Währungsentwicklungen gut im Griff zu haben laut eigenen Aussagen, weil man die Module fast ausschließlich in US-Dollar verkauft. Darum sieht die Jinko Q4-Guidance besser aus wie bei Canadian mit leicht steigenden Modulverkaufspreisen gg. Q3 (Schätzung: von 0,60 auf wohl 0,605 $/W) inkl. einer Senkung der Produktionskosten gg. Q3 (Schätzung: von 0,46 $/W auf 0,45 $/W). Dazu kommt dann noch, dass die hochprofitablen Stromumsätze (Bruttomarge bei 58%) ebenfalls gg. Q3 steigen werden (um etwa 3 bis 4 Mio. $ auf 12 bis 13 Mio. $). Das impliziert eine höhere Bruttomarge wie auch dann eine höhere EBIT-Marge in Q4 gg. Q3. In Q3 lag die Bruttomarge bei 20,6% und die EBIT-Marge bei 9,4%. Die Gewinnmargen werden wohl in Q4 um die 2% steigen. Der Konsens bei der Q4-EBIT-Marge liegt bei 11,1%. Ich bin da sogar noch optimistischer und halte mich an die Aussagen der Q3 Conference Call vom Jinko-Management. Ich schätze eine Q4-Bruttomarge von 22,5% und eine Q4-EBIT-Marge von 11,7%:
Q4-Umsatz: 485 Mio. $ (Konsens: 488,9 Mio. $/Hoch: 530,9 Mio. $/Niedrig: 469 Mio. $) Q4-Bruttogewinn: 109,1 Mio. $ Q4-EBIT: 56,6 Mio. $ (Konsens: 54,6 Mio. $) Q4-EBT: 42,6 Mio. $ (Konsens: 40,0 Mio. $) Q4-Netto: 34,5 Mio. $ Q4-EPS: 0,99 $ (Konsens: 0,87 $/Hoch: 1,00 $/Niedrig: 0,66 $)
Wenn Jinko ihre Produktionskosten weiter senken konnte in Q4 auf 0,44 $/W anstatt den angegebenen 0,45 $/W, was ja u.a. durch die gefallenen Polysiliziumpreise durchaus nicht unrealistisch ist, dann wäre rechnerisch eine um 1% höhere Bruttomarge angesagt, was letztendlich das EPS um ca. 10% bzw. 0,10 $ je Aktie erhöhen könnte. An diesem kleinen Rechenbespiel sieht man welch große Auswirkungen die Modulpreise und Produktionskosten bei den China-Solaris generell haben und das schon bei einem Unterschied von 0,01 $/W.
Die Zahlen von Enphase waren richtig gut meiner Meinung nach. Man kann natürlich eine Enphase nicht mit Jinko vergleichen, denn Enphase steht ja erst am Anfang ihrer Unternehmensentwicklung und man ist ja jetzt erst dran sich zu internationalisieren. Mal ganz abgesehen davon, dass Enphase Micro-Wechselrichter herstellt und somit ein völlig anderes Geschäftsfeld hat wie Jinko. Enphase generiert ca. 80% der Umsätze in den USA und das fast nur im Kleinanalgenmarkt. Jedenfalls konnte Enphase ihre erstklassige Bruttomarge von 33,6% trotz des kräftigen Umsatzanstieges stabil halten. Ist schon mal mehr sehr positiv. Durch die Ausweitung des Geschäftes nach Europa und Australien und der Einstieg in das Großaufdachanlagengeschäft sind natürlich die operativen Kosten zum Umsatz (noch) sehr hoch, so dass sich aktuell die erstklassige Bruttomarge noch nicht auf das Nettoergebnis niederschlagen kannn. Enphase hatte in Q4 operative Kosten zum Umsatz von 29%. Bei Jinko liegen die in der Größenordnung von 11%. |