Du missverstehst da was an der aktuellen Situation. Das Problem ist nicht, dass das chinesische Wachstum von 8, 9, oder 10 % auf nunmehr 6,8% gefallen ist. Es sind zwei andere Punkte:
1. Es ist fraglich, ob die 6,8% korrekt sind. Zu recht wird an der staatlich veröffentlichten Zahl gezweifelt. Wenn man andere Kennziffern zur Interpretation heranzieht (z.B. den jährlichen chinesischen Import von Energieträgern) kommt man auf eher 3-4%.
2. Noch viel wichtiger: Die Gefahr liegt auch nicht in einem Wachstum von "nur" 3-4%. Sie liegt in der Abkühlung der chinesischen Wirtschaft. Damit diese über 25 Jahre mit zweistelligen Traumraten wachsen konnte, war eine riesige Verschuldung der Verbraucher und Unternehmen notwendig. Sollte das Wachstum zu stark einbrechen, droht eine Situation wie 2008 in der Lehmann-Krise (ein "Margin Calll"): anfangs vereinzelt ausfallende Kredite sorgen nach und nach für eine Kettenreaktion, in der weitere Kredite ausfallen, Gläubiger ihr Geld zurückfordern um selbst liquide zu bleiben und damit weitere Schuldner in Zahlungsprobleme bringen - bis das ganze Kreditsystem zusammenbricht.
Die Furcht vor diesem Szenario wird verstärkt durch die Intransparenz des chinesichen Finanzsystems und der ungewissen Reaktion der Regierung. |