"Hallo zusammen, Ich lese hier schon länger mit, hatte bislang aber nicht die Zeit zu schreiben. Ich wollte mal noch ein paar Anregungen hinsichtlich bargain purchase und Verhältnis zu NAV geben: Wenn Aurelius ein Unternehmen zum Preis von 5 kauft und dieses Unternehmen über Assets im fair value von 100 und Verbindlichkeiten von 40 (mithin Gruppeneigenkapital von 60) entsteht mal grundsätzlich ein sogenannter negativer Unterschiedsbetrag aus der Kapitalkonsolidierung in Höhe von 55 ("bargain purchase"), der nach IFRS 3 sofort ergebniswirksam vereinnahmt werden kann (aka der häufig hier kritisierte Buchgewinn). Gründe für solche bargain purchases sind vielfältig, bei Aurelius wird aber wohl der weit überwiegende Teil der negativen Unterschiedsbeträge auf antizipierten Restrukturierungskosten und erwarteten Verlusten bis zum Turnaround, die beim Kaufpreis berücksichtigt sind, resultieren. Im obigen Beispiel (und in einer "idealen Welt") würde Aurelius damit bis Abschluss der Restrukturierung nach Erwerb noch 55 Kosten erleiden, sodass dann der Kaufpreis von 5 als Eigenkapital der Beteiligung verbleibt. Kern des negativen Unterschiedsbetrags sind also erwartete (aber - und das ist wichtig - noch nicht rückstellungsfähige) Kosten; daher hier auch keine Diskussion mit den WPs. Entgegen der Aussagen hier im Forum heißt dieser "Erwerbsgewinn" aber nicht, dass im Zeitpunkt des Kaufs auch der NAV auf 60 steigt - es bestehen ja noch stille Lasten in Form der erwarteten Kosten von 55. Der NAV ist damit weiter 5. An dieser Stelle verzerren die IFRS mE die tatsächliche Finanzlage ziemlich krass. Nach HGB darf ein solcher negativer Unterschiedsbetrag nur "verursachungsgerecht" aufgelöst werden, d.h. der Ertrag aus der Auflösung neutralisiert in der GuV die tatsächlich entstandenen und bei Erwerb bereits antizipierten Kosten/Verluste des Targets. Das ist mE das realistischere Ergebnis, denn Kosten die ich beim Kauf eingepreist habe sollten mein Ergebnis nicht beeinflussen. Um auf das Beispiel zurückzukommen: nach HGB ergäbe sich damit in den Jahren der Restrukturierung - wenn alles nach dem Akquisitions-Businessplan läuft und die 55 erwarteten kosten auch tatsächlich eintreffen - immer ein Ergebnis von 0,00 in den einzelnen Jahren, sind die Kosten später nur 45 ergibt sich zusätzlich ein Lucky buy Gewinn von 10. Im Gegensatz hierzu weisen die IFRS (und damit auch Aurelius) in Jahr 1 einen Gewinn von 55 und in den Folgejahren in Summe einen Verlust von 55 aus. Wie man die IFRS - Werte adjusted bleibt jedem selbst überlassen, ich für mich würde sie jedenfalls in einer Nebenrechnung abgrenzen und mit den Restrukturierungskosten (die ja ausgewiesen werden) vergleichen; denkbar ist bspw ein Zeitraum von 3-4 Jahren. Wobei wir dann natürlich irgendwann auch einfach bei einem rollierenden Posten sind, sodass es final nicht mehr als ein one-off sein sollte. Am Thema Tavex sieht man die Wirkung der IFRS übrigens ganz gut (Zahlen hab ich jetzt nicht im Kopf, daher mehr oder weniger fiktiv, es geht mir aber nur um den Effekt): (i) gekauft für 5, "Erwerbsgewinn" von 55 -> EK in der Konzernbilanz nach Erwerb 60 (ii) 1 Jahr gehalten, Verlust von 3 erlitten -> IFRS EK 57 (iii) Verkauf für 15 -> Buchverlust/Endkonsolidierungsverlust von 42 (da unter EK verkauft) Nach HGB wäre bei (i) und (ii) jeweils EK 5 ausgewiesen und bei (iii) ein Gewinn von 10 -> unterm Strich das gleiche aber anders verteilt Wer bei Aurelius auf die Zahlen schaut sollte sich das bitte mal zu Herzen nehmen, insbesondere den Teil NAV im Vergleich zu Erwerbsbilanzierung. @simplemind: Danke für deine Beiträge, die regen auf jeden Fall zum denken (und recherchieren) an. Eine kleine Korrektur deiner Beiträge muss ich noch los werden - auch wenn es jetzt egal ist: weiter oben zitierst du auch mal aus dem JA der Secop Beteiligungs GmbH, dass Secop nur mit Unterstützung der Gesellschafterin überleben kann und schließt daraus, dass damit die Aurelius AG gemeint ist. Das ist nicht richtig; Gesellschafterin der Secop Beteiligungs GmbH ist die Secop Verwaltungs GmbH und die hatte keine Verbindlichkeiten gegenüber de Autelius AG sondern ein EK von 3 Mio oder so (was dann wohl den Cash at risk bei Aurelius verkörpert). Die Verbindlichkeiten der Secop Beteiligungs GmbH waren - ausweislich der Jahresabschlüsse - überwiegend upstream Darlehen der Secop GmbH (operative Gesellschaft in D). Also doch alles risikoabgeschirmt. Sorry dass das jetzt etwas länger ist, aber das Thema Bilanzierung bei Aurelius wird uns auch nach der Erholung noch begleiten (insbesondere wenn mal die Zahlen für den Office Depot Erwerb genannt werden, dürfte das interessant werden). Wer Tippfehler findet darf sie gerne behalten. " |