Es gab für die meisten Kleinanleger eine Grundlage für ihre Anlageentscheidung. Das waren, geprüfte Bilanzen, Zahlen die man mit vergangenen, aktuellen und zukünftigen Gewinnen hochrechnen und für sich einen fairen Wert berechnen konnte. In meiner persönlichen Berechnung ging ich von einem adressierbaren Markt aus, welcher durchaus für eine längere Zeit noch Wachstumsraten von 35 % ermöglichen konnte. Die Aussage von MB auf der HV 2019, dass erst 20% des Zahlungsverkehrs elektronisch und lediglich 2% digitalisiert abgewickelt werden, waren für mich plausibel. Die Entwicklungen der Peergroup - Ingenico 2019 / 2020 Kursverdreifachung, - Adyen 2019 / 2020 Kursverdreifachung, - Square 2020 Kursverfünffachung, - Pagseguro 2019 / 2020 Kursverdreifachung, - Stoneco 2019 / 2020 Kursvervierfachung,
sprechen durchaus für einen vorhandenen Markt.
Wirecard hatte jahrelang Erfahrung. Mir waren keine Berichte bekannt, welche auf eine rückständige und nicht wettbewerbsfähige Technologie Wirecards abzielten.
Selbst wenn Wirecard, wie ein Teil der Peergroup, auf Grund von Wachstumsinvestitionen noch keine Gewinne und nur Umsatzsteigerungen ausgewiesen hätte, wäre Wirecard in Relation zur Peergroup nicht überbewertet gewesen.
Meine persönlichen fairen Kurse waren für 2018-170€, 2019-220€, 2020-270€, 2021-320€.
Solange die Kurse weit unter diesen Marken lagen, war ich durchaus bereit zu investieren.
Die KGV für Wirecard sanken in 2019 / 2020 von 35 auf 25 und 20, was schon auf eine Unterbewertung in Relation zur Peergroup und höhere Kurse oder gute Dividenden in der Zukunft schließen ließ.
In 2019 stieg der Anteil der Investoren über einer Meldeschwelle von 3% von 35% des Freefloat auf 65% des Freefloat. Fonds wie DWS erwarben trotz der Shortattacken und der FT-Berichte große Positionen. Dies zeugte von Vertrauen des Kapitalmarktes in das Unternehmen.
Ich habe die Shortattacken sehr genau verfolgt, in den Dimensionen der jeweils am Tag der Attacke gehandelten bzw. unlimitiert geworfenen Menge, verbunden mit der sich dabei jeweils erhöhenden Shortrate, welche über den Bundesanzeiger, shortsell.nl sowie S3 / Ihor zumindest der Tendenz nach verfolgbar war.
Die Anteile der Institutionellen erhöhten sich trotz der Shortattacken und der Anteil der leer verkauften Aktien erhöhte sich bis kurz vor dem 18.06. auf 35% und lag aber auch bereits zum Jahreswechsel 2019 / 2020, also vor dem KPMG-Bericht bei 25% (jeweils incl. der in den USA gehandelten Anteile).
Es war durchaus berechtigt anzunehmen, dass Hedgefonds den Kurs von einer Übertreibung in eine Untertreibung manipulieren, dann die Seiten wechseln und die Welle zurückreiten. Mit entsprechender finanzieller Kraft kann man dies schon bewirken.
Darüber hinaus gab es natürlich auch Befürchtungen, dass besondere Interessenten niedrige Kurse „erzeugen lassen“ um günstig einen größeren Aktienanteil zu kaufen und die Kontrolle über den Konzern zu erreichen. Als These war das durchaus möglich, zumal auch short gehende Hedgefonds wie TCI massiv die Ablösung von MB forderten.
Wie der Anleger diese Konstellationen persönlich einschätzt, entscheidet letztendlich über seinen Gewinn oder Verlust und es ist unstrittig, dass man auch bei sehr positiven Erwartungen eventuelle negativen Szenarien, bis hin zum schwarzen Schwan, beherrschen sollte. In der Regel erreicht man dies bereits durch Diversifikation.
Die Anleger, die bei Wirecard Alles verloren haben schreiben kaum in den Foren.
Ich selbst habe zwar extrem viel verloren, mittlerweile aber zumeist mit amerikanischen Aktien zumindest einen Teil meiner Verluste schon wieder ausgleichen können. Es widerstrebt mir generell mein Geld in Dollar zu tauschen und in`s amerikanische Sparschwein zu stecken. Letztendlich ist es aber existenziell notwendig seine Altersvorsorge nicht in Tranchen zu schrotten. Diese Gefahr ist bei Anlagen in deutschen Sachwerten vermutlich um einiges höher. In Beurteilung meiner persönlich gemachten Erfahrungen sehe ich das mittlerweile so.
Es geht mir wie den meisten Anlegern oder ehemaligen Anlegern in diesem Forum nicht darum Zeit tot zu schlagen und um Mitleid zu bitten. Auch Verschwörungstheorien sind in der Regel nicht das, was mich interessiert.
Wenn man mich aber, wie im Fall Wirecard, so extrem bescheißt, dann interessiert es mich schon warum dies geschah und wer es war. Letztendlich bin ich darauf angewiesen die Geschehnisse um mich herum zu verstehen, die Wahrscheinlichkeit von Fehlern zu reduzieren. Nicht anders würde ich reagieren, wenn man in mein Haus einbricht und Teile davon klaut oder zerstört. Ich würde reparieren oder ein neues Haus bauen, trotzdem parallel mir Gedanken zu den Verursachern und der zukünftigen Schadensvermeidung machen.
Das bisher offiziell oder über die Medien berichtete oder offen gelegte zum Fall Wirecard ist absolut widersprüchlich, für mich nicht schlüssig und logisch nicht nachvollziehbar. Aus diesem Grunde halte ich die Wahrscheinlichkeit, dass hier eine Rieseninszenierung zur Vertuschung anderer Schweinereien geboten wird für sehr hoch.
Diese Meinung muss man nicht teilen.
Ich werde aber diese Einschätzung nicht ändern können, solang mit nicht gegenteilige schlüssige Argumente geliefert werden.
Die Schlagwörter: Marsalek ist ein Betrüger, Wirecard ist ein Pornoladen, eine Gauklerbude, die 6200 MA des Konzerns wären nie in der Lage gewesen gewinnbringend zu arbeiten, MB hat sich die 6200 MA aus Standesdünkel gehalten und nicht gemerkt bzw. gestattet, das Marsalek die Liquidität des Konzerns systematisch aus dem Konzern zieht. EY ist als WP fachlich nicht in der Lage Bilanzen und Kontoauszüge zu lesen und ansonsten genauso korrupt und betrügerisch wie Wirecard. Deutsche Beamte sind eh das Letzte, fachlich unfähig, die selbst nach 3 Jahren bzw. 18 Monaten massiver medialer Berichterstattung zu Bilanzbetrug nicht in der Lage oder gewillt sind zu prüfen. Keiner der v.g. besaß ausreichend Horizont die Konsequenzen seines Handelns zu begreifen und Risiko mit Nutzen sinnvoll abzuwägen.
Das sind die medialen und veröffentlichten Schlagwörter, die sich dem nicht betroffenen Bürger und nur am Rande interessierten in die Ohren und das Gedächtnis brennen.
Wenn man direkt betroffen ist, nimmt man diese Schlagwörter differenzierter auf und hinterfragt entsprechend.
Selbstverständlich gibt es hinter jeder Frage auch eine persönliche Erwartungs – und Wunschhaltung bezüglich der Antwort. Es sollte durchaus nachvollziehbar sein, dass mir eine Antwort: – Wirecard bzw. dessen Vorstände und Aufsichtsräte waren nicht die primitiven Betrüger und die deutschen Beamten waren nicht die dummen und faulen Idioten, lieb wäre, denn dann würde die dritte Antwort möglich werden. Außerdem wäre dann die Wahrscheinlichkeit höher, dass auch deutsche IT-Fachkräfte und deutsche Konzerne nicht zu blöd sind, Dienstleistungen im Bereich Digitalisierung anzubieten. Ebenfalls wäre die Wahrscheinlichkeit höher, dass Deutschland ein Rechtsstaat ist, in welchem man Erfolg versprechende Geschäftsmodelle nicht zerstört und den Kleinanlegern die Altersversorge nicht einfach so klaut. Ich halte diese Antwort für möglich und wünsche sie mir im Eigeninteresse natürlich auch
- eine weitere Antwort wäre: - das in den Medien beschriebene Szenario stimmt, also alles was ich mir in der vor beschrieben Antwort wünsche trifft leider nicht so zu. Mir kann diese Antwort nicht gefallen, da meine Resthoffnungen auf Widergutmachund des mir entstandenen Schadens dann aussichtslos werden und ich bezüglich der wirtschaftlichen und politischen und ordnungspolitischen Verhältnisse stark in`s Zweifeln komme. Das hat dann wenig mit der Kultur zu tun, die ich mir eigentlich wünsche.
- es ist aber auch weiterhin nachfolgende dritte Antwort möglich, - Wirecard war mit hohen Margen im Bereich der legalen Erwachsenenunterhaltung sowie im Bereich des legalen Glücksspiels tätig. In Regionen, wo dies auf legalem Wege nicht möglich war, agierte man nicht direkt sondern über TPA und stellte seine Technologie über WhitLabel-Lösungen an. Das Gleiche an notwendigen ZDL lässt sich auch für diverse politisch motivierte Zahlungen aller möglichen AG, wie Geheimdienste, Regierungen und NGO`s abwickeln. Letztlich müssen auch diese AG ihre Zahlungsverpflichtungen geeignet organisieren. Entsprechende ZDL sind also unverzichtbar.
Solange man bei den v.g. ZDL, für welche ja definitiv Notwendigkeit und ein Markt besteht, die jeweiligen juristischen Rahmenbedingungen einhält, kann einem das nicht mit rechtsstaatlichen Mitteln untersagt werden.
Natürlich besteht immer die Möglichkeit, dass man gegenteiligen Interessen dient und aneckt. Dann hat man AG, die einen benötigen und schützend die Hand über einen halten und AG, die einen auffordern das Geschäftsfeld einzuschränken. Wenn die AG mit den Einschränkungsavancen zu potent sind, sollte man sich dem beugen. Letztendlich halten sich auch große Staaten und Organisationen nicht immer an geltendes Recht oder gestalten es entsprechend ihrer jeweiligen Interessenslagen. Der zweite Irakkrieg, die Sanktionen gegen Russland bzw. aktuell gegen Nordstream 2 sind nur der winzige Auszug aus einer Menge von staatlichen Eigenmächtigkeiten potenter Player.
Das dies im Fall Wirecard so gewesen sein könnte, halte ich nicht für ausgeschlossen. Ich halte es in Abwägung der Argumente auch als wahrscheinlicher als die medialen Verleumdungen und Räuberpistolen meiner ersten möglichen Antwort.
Aber natürlich wird jede rationale Abwägung emotional auch von der persönlichen Situation des Abwägenden geprägt. Eine absolute Vorungenommenheit ist kaum bei persönlich Betroffenen anzunehmen.
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