Mit faktisch war auch sicher nicht "zurückhaltend" oder "gehorsam" gemeint. Es spricht aus meiner Sicht überhaupt nichts dagegen, wenn nötig auch signifikanten Druck auszuüben. Allerdings denke ich, dass das nicht durch emotionale Worthülsen und unbelegbare Anschuldigungen erfolgen sollte. Vielmehr sollte man den Druck meiner Meinung nach nur in den Punkten ausüben, wo man weiß, dass man faktisch etwas liefern kann. Das heißt zum Beispiel, dass man strategisch genau die Angriffspunkte auswählt, die auch für einen skeptischen institutionellen Investor zweifelsfrei Sinn machen und nachvollziehbar sind. Denn man wird Unterstützung von Dritten beim Abstimmen brauchen, wenn das ganze nicht in einem Zwergenaufstand enden soll.
Am Ende ist es auch gar nicht nötig, dass man ein mehrheitsfähiges Quorum erreicht. Vielleicht geht das ganze beim ersten Mal noch schief und van Aubel überstimmt einen bei allen Punkten klar und die Geschäftsleitung gibt nur ausweichende Antworten. Aber wenn so eine konzertierte Aktion erstmal in die Presse kommt (was der Fall wäre, wenn man genug Stimmen vertritt), würde es dann im Jahr später deutlich leichter werden, noch weitere Unterstützer zu gewinnen, wenn sich bis dahin immer noch nichts getan hat.
Ich denke, bei allem Eifer ist es wichtig auch die eigenen Grenzen ernstzunehmen und klare Zielvorstellungen zu haben. Und das sollte meiner Meinung nach nicht sowas sein wie "denen haben wir jetzt mal wirklich die Meinung gegeigt und gesagt, was wir von ihnen halten". Es muss auch durchaus nichts im direkten Konflikt unternommen werden. Wenn erstmal eine gewisse Basis aktiviert ist, wird Balda unter Umständen nicht umhin kommen, mit dem/den Vertreter(n) der Gruppe direkt (auch außerhalb der HV) zu kommunizieren.
Ich würde da eher activist investors a la David Einhorn als Vorbild sehen, die auch nur draufhauen, wenn es sein muss, und nicht aus Prinzip. Ich denke, was activist investing in den letzten 10 Jahren gezeigt hat, ist, dass bereits bei 5% der Anteile konstruktiv Einfluss genommen werden kann, wenn man andere Investoren als Sympathisanten hat. Und letzteres klappt nur, wenn man 100% professionell ist und sehr stark vermeidet, dass es so ausssieht, als würde es sich um einen persönlichen Rachefeldzug handeln, weil man Kursverluste gemacht hat. |