... war bereits während der Hauptversammlung im Mai klar, dass Dr. Achleitner und sein Aufsichtsratr den Laden nicht mehr im Griff haben. Es sind die Großaktionäre, vermutlich unter der Meinungsführerschaft von BlackRock, die uns das alles hier eingebrockt haben. Wenn man Hunderte von Millionen an Kundengeldern in ein Unternehmen steckt, dann darf man längst nicht (mehr) so agieren, wie es die Hedgefonds heutzutage machen: Da muss man auch seine eigenen Leute im Unternehmen installieren, die dort mitarbeiten und vor allem auch mitdenken können. Stattdessen werden 25jährige Sesselfurzer direkt von der Eliteuniversität ins Controlling geschickt, um dort Zahlen zu analysieren, ohne aber auch nur ein Stückweit Ahnung davon zu haben, wieso die Zahlen so sind, wie sie sind. Da hat niemand mit der dauerkranken Projektleiterin oder dem seit Jahren ausgebrannten Abteilungsleiter gesprochen, der 3x pro Jahr seine Zahlen korrigieren und bereits zugesagte Budgets zurückgeben muss, obwohl er im Vorjahr mehr als 6 Monate um jeden Cent kämpfen musste. Die versprochenen Ergebnisse erwartet man aber dennoch von ihm, weshalb er (wie auch seine ganze Abteilung) nur noch am Rotieren ist, statt dass es tatsächlich vorangeht.
Die meisten Unternehmen werden falsch geführt und gerade in dieser schnelllebigen Zeit, wo Trends sich im Halbjahrestakt ändern (können), braucht es weniger Controlling und mehr Führung. Dafür braucht man aber Strategien, die auch Eventualitäten berücksichtigen. Stattdessen geben sich alle immer wieder auf's Neue überrascht, wenn Umgebungsdaten sich doch nicht so entwickeln, wie man sie sich in seinen eigenen Strategien "zurechtgelegt" hat. Jeder glaubt, dass seine Gegner auf der anderen Seite des Schachbretts "ausrechenbar" sind und wundern sich dann, wenn sich diese als klüger herausstellen.
Seit Jahrhunderten bewunderte und vererhrte man Schachspieler, die sich den unterschiedlichsten Strategien ihrer Gegner widersetzten oder ihnen gar die eigene Strategie aufzwingen konnten. Heute zwängt man diese Talente in Begriffe wie "agiles Management" und schreibt ewig dicke Bücher darüber oder referiert in Vorlesungen über "Methoden". Hast Du heute kein Zertifikat, dass Dich zu einem dieser "Methodenkenner" ausweist, dann leitest Du keine Projekte und führst keine Abteilungen oder Unternehmen. Unsere Gesellschaften haben es leider verlernt, diese Talente in ihren Reihen zu identifizieren, die das einfach können und dazu gehört eben auch eine zwischenmenschliche und soziale Kompetenz, die heute (leider) vielen abgeht, auch weil sie nur noch in den vermeindlich "richtigen" Kreisen verkehren und den Bezug zu den "normalen Menschen" verloren haben. Sie stellen sich nicht mehr mit dem Sachbearbeiter an die Currywurstbude zum Mittagessen und reduzieren den Kontakt mit der Basis auf das jährliche Sommerfest und die Weihnachtsfeier. Das machen sie auch nicht, weil sie "abgehoben" sind, sondern weil sie auf diesem Level schlichtweg gar nicht kommunizieren und daraus Schlüsse ziehen können. So etwas lernt man nicht auf der Hochschule, sondern eher auf der Straße oder wenn Du endlich verstanden hast, dass ohne eine stabile Unterstützung der Basis eben gar nichts läuft ...
... und genau deshalb wussten auch die meisten Kleinaktionäre ganz genau, was eine Fortsetzung der Geschäfte unter Aufsicht von Dr. Achleitner für die Aktie nach sich ziehen würde, während die Großaktionäre lieber weiter den Zahlenjongleuren aus dem Controlling vertrauten. Als Kleinaktionär verfügst Du leider auch über keinerlei Lobby, während die Verantwortlichen über ein viel zu dickes Fell verfügen, das dann leider auch keine Tuchfühlung zur Realiät mehr zulässt.
Was Herrn Sewing angeht, so hätte er sich einen großen Gefallen erwiesen, wenn er schonungslos und ehrlich mit dem umgegangen wäre, was er dort im April vorgefunden hat. Man konnte den Eindruck gewinnen, dass er (auch) ein Mensch der Basis ist, aber inzwischen schwebt auch er in einem realitätsfernen Raum über all jenen, die es tatsächlich besser wussten als er, der eigentlich den besten Ein- und Durchblick hätte haben müssen. Er hat die breite Öffentlichkeit mit seinen Q2-Zahlen geblendet und insbesondere die Kleinanleger damit hinter's Licht geführt, was sich dann spätestens mit den Q3-Zahlen jedem offenbarte sollte. Die Verantwortlichen der Deutschen Bank haben grandios versagt und ich frage mich, woher diese Leute inzwischen eine Rückenstärkung für eine (weitere) Fortsetzung ihrer missglückten Führungsarbeit beziehen, die ganz offensichtlich auch ohne eine nachvollziehbare Strategie auskommt!? Schon blöd, wenn diejenigen, die schon längst die Notbremse hätten ziehen müssen, den Zugang zu dieser blockieren und so weiter und ungebremst einer Katastrophe entgegensteuern. Ich meine, dass das Katastrophenstadium eigentlich schon längst erreicht ist, aber selbst das will sich diese Führungsriege nicht eingestehen. Erbärmlich ist das und deshalb auch meine ganz subjektive Einschätzung, dass das Ende der Talfahrt noch immer nicht erreicht ist. Inzwischen dürften auch potenzielle Nachfolger eher den Kopf schütteln, als sich mit dem auseinanderzusetzen, was sie dort noch als Basis für einen gelungenen Turnaround vorfinden weden. Deshalb sollte man die Deutsche Bank lieber heute als morgen zerschlagen, um wenigstens noch ein paar Euro für die noch funktionierenden Unternehmenseinheiten zu bekommen. Das große Ganze ist nämlich "dysfunktional" und das Wort kommt im Zusammenhang mit der Deutschen Bank nicht von mir, sondern von einer ehemaligen Vorständin, die für diese (ehrliche) Aussage dann auch den Hut nehmen musste. So funktioniert eine Deutsche Bank heutzutage: Boni kassieren und Realitäten verkennen. Erbärmlich! |