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Solarindustrie zeigt sich optimistisch 24.08.2009
Nach Einschätzung von Carsten Körnig hat die Solarindustrie die wirtschaftliche Talsohle überstanden. Bis Ende des Jahres werde es ein Absatzplus geben, sagte der Geschäftsführer des Bundesverbandes Solarwirtschaft.
Marietta Schwarz: Wenn es um regenerative Energien geht, ist Deutschland in der Entwicklung ganz weit vorne mit dabei, und schaut man auf die Wahlprogramme von Grünen und SPD, so setzen sie beide genau auf die Zukunftsfähigkeit dieser Branche, auf den Green New Deal. Vor allem die Solarindustrie hat in den letzten Jahren vorgemacht, wie man vom Hinterhofbastler zum Weltmarktführer werden kann.
Doch jetzt hört man Hiobsbotschaften von den Herstellern. Die Umsätze gehen drastisch zurück, der Solarzellenhersteller Q-Cells als Weltmarktführer verlor im ersten Halbjahr 700 Millionen Euro und streicht 500 Arbeitsplätze. Was kommt da auf die Solarbranche zu? Das möchte ich besprechen mit Carsten Körnig, er ist Geschäftsführer des Bundesverbandes Solarwirtschaft BSW. Guten Morgen, Herr Körnig!
Carsten Körnig: Guten Morgen!
Schwarz: Herr Körnig, die Katastrophenmeldung von Q-Cells, so scheint es, könnte nicht die einzige bleiben, viele Hersteller stecken tief im Minus. Seit wann beobachten Sie diese Entwicklung?
Körnig: Nun, zunächst einmal hoffen wir, dass wir inzwischen weitgehend über den Berg sind und können generell diesen Pessimismus nicht teilen. Richtig ist aber, dass wir letztes Jahr ein exzellentes Marktwachstum hatten, aber das erste Halbjahr für viele Unternehmen schwierig ist. Das liegt daran, dass wir einen sehr langen Winter hatten, dass die Finanzkrise auch unsere Branche betroffen hat und vor allen Dingen, dass ein wichtiger Auslandsmarkt, der spanische Markt, plötzlich eingebrochen ist. Das hat dann die Geschäftsberichte doch einiger Firmen im ersten Halbjahr verhagelt.
Schwarz: Sie würden also sagen, der Solarindustrie droht keine Pleitewelle?
Körnig: Davon gehen wir nicht aus, im Gegenteil, wir sehen bereits wieder Licht am Ende des Tunnels, beobachten ein deutliches Anziehen der Nachfrage hier im Inland, sodass wir mit einem Absatzplus sogar ausgehen bis Ende des Jahres, und wir sehen auch, dass die meisten anderen Auslandsmärkte wachsen. In Frankreich gehen wir von deutlichem Wachstum aus, in Italien, in den USA sehr erfreulich, ab nächstem Jahr sogar ein regelrechter Boom wird dort erwartet, ebenso in China. Und davon wird dann auch wieder die deutsche Solarindustrie profitieren, da sind wir sehr zuversichtlich.
Schwarz: Sie spielen jetzt diese drastischen Umsatzeinbrüche ein bisschen runter, Tatsache ist aber, dass deutsche Firmen nicht mehr das Geschäft dominieren. Die Konkurrenz China ist auf dem Vormarsch, und da ist die Frage, ob die deutschen Hersteller da den nötigen Technologievorsprung vielleicht verschlafen haben, oder haben die asiatischen Länder einfach das nötige Know-how einfach geklaut?
Körnig: Nun, auch dort bin ich ein bisschen zuversichtlicher. Das liegt einfach daran, dass unsere Branche doch einige Jahre schon aktiv ist und auch länger aktiv ist als viele Unternehmen und Regierungen im Ausland. Dadurch haben wir einen gewissen Technologievorsprung.
Wir haben mehrstellige Millionenbeträge jedes Jahr in die Forschung und Entwicklung investiert, haben hier die größten Forschungseinrichtungen im Lande und einen sehr starken Maschinen- und Anlagenbau. Und diese Synergien, diese Industriecluster, die hier entstanden sind, sind von großem Vorteil. Und deshalb sind wir doch ganz guter Dinge, dass wir diesem in der Tat aber harten Wettbewerb standhalten können und unterm Strich uns erhebliche Marktanteile von diesem wachsenden großen Markt Fotovoltaik auch in Zukunft dann abschneiden können.
Schwarz: Aber ist es nicht so, dass die deutschen Hersteller vor der Konkurrenz aus China, die ja auch massiv von der chinesischen Regierung subventioniert wird, tatsächlich zittern?
Körnig: Zittern ist das sicherlich nicht, weil man sich als Unternehmer natürlich drauf eingestellt hat, dass diese Schlüsselindustrie Fotovoltaik, dass nicht nur die deutsche Regierung das erkennt, sondern dass auch andere auf diesen Zug aufspringen, geradezu ja auch darauf setzt.
Es geht ja nicht nur darum, dass dort Produktionen im Ausland entstehen, sondern dort entstehen riesige Märkte, und das bietet eben einer Exportnation wie Deutschland auch die Chance, hier dann diese hochwertige Qualität, die man hier erzeugt, auch im Ausland abzusetzen. Also bislang hat das gut funktioniert, wir haben unsere Exportraten auf 50 Prozent inzwischen im letzten Jahr steigern können. Nun schau'n wir mal, wie das in diesem Jahr läuft. Sicherlich wird's härter geworden sein durch die asiatischen Wettbewerber, aber unterm Strich, glaube ich, haben wir gute Unternehmen, von denen auch zahlreiche im Ausland werden Fuß fassen können weiter.
Schwarz: Gibt es denn Konzepte, wie man mit diesem harten Wettbewerb umgeht, denn auch an der Qualität scheint es ja von den Produkten aus dem asiatischen Markt nicht zu mangeln?
Körnig: Richtig ist, auch dort gibt es Markenprodukte, aber es ist so, dass wir, wie gesagt, gerade in der Phase der Markteinführung hier den Vorteil haben, dass wir durch die Nähe zum Maschinen- und Anlagenbau in jeder Stufe der Wertschöpfungskette genau sehen können, an welchen Stellschrauben wir die Effizienz weiter erhöhen können. Darauf kommt es jetzt an, also weiter zu rationalisieren, die Kosten massiv weiter von Jahr zu Jahr zu senken, damit man die Nase nicht nur bei der Qualität vorne hat, sondern auch weiterhin bei der Preissenkung. Und das ist jetzt unsere vorrangige Aufgabe.
Schwarz: Wie kann man die Kosten senken?
Körnig: Das geht zum einen durch Automatisierung, weitere Automatisierung in der Fertigung, dass man also hochmoderne Solarfabriken baut, die einen sehr geringen Lohnkostenanteil nur noch haben, damit wird nämlich auch dieser Wettbewerbsvorteil in Asien nicht mehr so stark zum Tragen kommen, und da sind wir auf einem guten Wege. Zweitens: Wirkungsgrade müssen gesteigert werden, neue Materialien entwickelt werden, also da gibt es viele Ansatzpunkte.
Schwarz: Das hört sich natürlich auch ein bisschen nach Verlust von Arbeitsplätzen an, was ja gerade für Ostdeutschland sehr bedauerlich wäre.
Körnig: Unterm Strich wird trotzdem kein Arbeitsplatz, also in der Summe, verloren gehen, es kann natürlich zu Verschiebungen vom einen zum anderen Unternehmen kommen, im Wesentlichen. Das liegt daran, weil deren Absatz schneller wächst noch unterm Strich als die Rationalisierung.
Schwarz: In Deutschland hat ja die staatliche Förderung die Nachfrage angekurbelt, aber man sagt, das kommt vor allem chinesischen Unternehmen zugute. Wie stehen Sie dazu?
Körnig: Auch das ist nicht richtig so. Die Exportbilanz ist ausgeglichen, das heißt, wir haben inzwischen nicht nur eine sehr starke Nachfragesteigerung, sondern auch die Produktion hier am Standort Deutschland erheblich steigern können im letzten Jahr um sage und schreibe 65 Prozent. Das heißt, wir exportieren inzwischen 50 Prozent, das hält sich ungefähr die Waage mit den Importen, und das sah schon deutlich schlechter aus. Also auch hier sind wir eher in den letzten Jahren auf der Überholspur gewesen.
Schwarz: Wie schätzen Sie denn die politischen Rahmenbedingungen für die Solarindustrie nach der Bundestagswahl ein, sagen wir mal unter einer möglichen schwarz-gelben Regierung?
Körnig: Wir setzen hier selbstverständlich auf verlässliche Rahmenbedingungen, das ist ganz wichtig in dieser sensiblen Phase der Markteinführung. Noch stehen wir nicht auf eigenen Beinen, wir gehen davon aus, dass wir Mitte nächsten Jahrzehnts wettbewerbsfähig hier auch in Deutschland sein werden. Das heißt, wir brauchen noch eine klare Unterstützung, und hier haben wir aber auch Signale von allen Parteien, dass sie hier weiter am Ball sind und wissen, dass es sich um eine Schlüsselindustrie handelt, wo Deutschland auch in Zukunft die Nase vorn haben sollte.
Schwarz: Carsten Körnig im Gespräch über die Krise in der Solarwirtschaft. Herr Körnig, vielen Dank für das Interview!
http://www.solarpeq.de/cipp/md_solarpeq/custom/...h_optimistisch.html |