während die Aktienmärkte weltweit ihren rasanten Aufschwung auch zu Beginn des Mai fortgesetzt haben, scheint die Angst der Investoren vor der viel diskutieren Deflation, also dem Absinken des allgemeinen Preisniveaus bei gleichzeitiger Stagnation des Wirtschaftswachstums etwas gewichen zu sein. In der Hochphase der Meinungsschlacht um die Wahrscheinlichkeit einer längeren deflatorischen Entwicklung in den USA und mit Einschränkungen auch in Europa musste der Goldpreis deutliche Abschläge und ein Absinken auf Kurse um 860 US-Dollar hinnehmen. Die Hoffnung auf eine moderate Belebung der Wirtschaft macht die Anleger aber unmittelbar auf die steigenden Staatdefizite Chef aller wichtigen Industriestaaten aufmerksam. Zwar ist der Wettlauf um das größte Konjunkturpaket zunächst einmal gestoppt, aber noch ist nicht sicher, ob aus unterschiedlichen Gründen nicht doch noch einmal die eine oder andere Regierung die staatliche Geldspritze auspackt. Während die Regionen Asien und Südamerika mit Ausnahme Chinas entweder mangels Masse oder wegen Nichtbedarfs mit Konjunkturpaketen zurückhaltend umgehen, könnte in den USA und Europa ein weiteres Eingreifen der Regierungen notwendig werden.
Hilfsmaßnahmen für die Banken nicht limitiert
Die die Weltwirtschaftskrise auslösende Problematik bei den Banken scheint für den Moment eingedämmt, vollends sicher kann hingegen keiner der Beteiligten sein. Mit Spannung erwarten die Marktteilnehmer daher am Donnerstag nach US-Börsenschluss die Ergebnisse des Stresstests für die US-Banken durch die Federal Reserve. Von den 19 Banken muss allerdings keine befürchten durch den Rost zu fallen, denn US-Finanzminister Geithner hat bereits klar gemacht, dass die Regierung alles tun wird, um das einheimische Bankensystem wieder vom Kopf auf die Füße zu stellen. IM Klartext heißt das aber nichts anderes als das für die noch bestehenden, zum Teil unbekannten Risiken der Steuerzahler gerade stehen wird. Würde man die Schätzung des Internationalen Währungsfonds(IWF) ernst nehmen, dass der gesamte Abschreibungsbedarf aller Banken in der Welt aufgrund der Finanzkrise bei knapp 5 Billionen US-Dollar liegt, würde das alle Verschuldungskriterien der staatlichen Haushalte sprengen. Die USA stehen mit einer historisch hohen Verschuldung und bisherigen Hilfs- und Konjunkturprogrammen von knapp 2 Billionen US-Dollar ohnehin schon mit dem Rücken zur Wand. Allerdings bleibt der Regierung zur Verhinderung einer noch größeren Krise und zum Erhalt des bisherigen Finanzsystems nicht anderes übrig als staatliche Garantien abzugeben. Die Hoffnung liegt in einer dynamischen, mehrjährigen Erholung der US-Wirtschaft. Nur sie könnte die starke Verschuldung rasch wieder zurück fahren.
Osteuropa als Risikofaktor für die EU
Weniger gefährlich erscheint den Investoren dagegen die Verschuldungssituation in Europa. Die ökonomischen Leitplanken des Vertrages von Maastricht wurden zwar seit seiner Inkraftsetzung selten eingehalten, bildeten aber wenigstens einen Orientierungs- und Disziplinierungsrahmen für die Mitglieder der EU. Kurzzeitig dürften die Inflationsgefahren in der EU damit auch geringer sein als in den USA, der Drang sich mit einer Investition in Gold vor der drohenden Geldentwertung zu schützen ist aber nicht kleiner geworden. Grund ist staatliche Verschuldungssituation mancher osteuropäischer Staaten, die einen Staatsbankrott nicht ausschließen lässt. Lettland, Ungarn und die Ukraine sind diesem Schicksal nur Dank schneller Hilfe durch den IWF und die EU von der Schippe gesprungen. Die durch die finanziellen Hilfen neu geöffneten Nebenhaushalte der EU dürften aber auf lange Sicht auch dem Euro nicht zum Vorteil gereichen. Nachteilig wirkt sich vor allem die geringe Ausschöpfung des Wachstumspotentials in Aufschwung-Phasen aus. Anders als in den USA können die EU-Staaten deshalb auch nicht auf überdurchschnittlich steigende Steuereinnahmen hoffen. Ein schneller Abbau der staatlichen Defizite ist allerdings nicht in Sicht und deshalb wird Gold als zusätzliche Absicherung gegen inflationäre Geldentwertung weiter gekauft. Sollte sich die Krise im Hinblick auf die US-Banken oder Osteuropa doch noch einmal verschärfen, wird die Nachfrage nach dem Edelmetall erneut anziehen. 
Kurzfristiger Abwärtstrend steht zur Disposition
Auf dem letzten Höhepunkt der Finanzkrise notierte der Goldpreis auf seinem Jahreshoch bei 1.006 US-Dollar. Die sich anbahnende Entspannung an den Aktienmärkten nutzten zahlreiche Investoren zum Abbau ihrer Positionen, es folgte eine ausgedehnte Konsolidierung mit einem Rückfall der Notierung bis 864 US-Dollar, leicht oberhalb der 200-Tage-Durchschnittslinie. Aktuell kämpft Gold um den Bruch des kurzfristigen Abwärtstrends bei knapp 905 US-Dollar. Zwar gelang den Bullen gestern im Tagesverlauf eine kurze Rallye bis rund 916 US-Dollar, letztlich konnte dieses Niveau aber nicht bis zum Handelsschluss gehalten werden. Die Aussichten auf einen nachhaltigen Anstieg über den kurzfristigen Abwärtstrend sind aber nach wie vor gut. Die noch fehlende Aufwärtsdynamik könnte von einem bevorstehenden Kaufsignal im MACD ausgehen. Kreuzt dieser wichtige Indikator seine 0-Linie von unten nach oben, sollte es zu einem kräftigen Aufschwung kommen. Vorausgesetzt der Widerstandbereich zwischen 915 und 920 US-Dollar wird rasch überwunden, läge das nächste Kursziel der Bullen bei 960 US-Dollar. Nach einer zwischenzeitlichen Konsolidierung stände dann wieder der Bereich um 1.000 US-Dollar zur Disposition. Fällt der Goldpreis hingegen unter 880 US-Dollar zurück, übernehmen die Bären wieder das Ruder.
Aus DAX Daily vom 6.5.09 www.investor-verlag.de ----------- An der Börse ist alles möglich, auch das Gegenteil. André Kostolany
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