Die EZB hat sich heute auch der Gruppe der Zentralbanken angeschlossen, die mit "quantitative easing" nun ungehindert Geld drucken wollen. Die Art der Bereitstellung von Liquidität für die Märkte ist fundamental anders, als die Stützungs-Massnahmen der EZB in der Vergangenheit. Bisher wurden Titel nur zeitweise durch die EZB in Form von Tendern, Swaps, Repos oder ähnlichen Transaktionen angekauft und dafür Liquidität bereitgestellt. Diese Liquidität wurde bei Ablauf des Tenders, Ende des Swap-Geschäfts etc immer wieder dem Markt entzogen, oder der Tender wurde verlängert. Die EZB konnte dem Markt also wieder gezielt Liquidität entziehen, wenn dies wünschenswert erschien. Z.B. wenn die Inflation durch den Geld-Mengenanstieg anziehen sollte.
Mit der jetzt eingeleiteten "quantitative easing" Initiative wird Geld in den Markt gebracht, das die EZB nicht mehr zurückholen kann. Dieses Geld gehört dem neuen Besitzer, der im Fall des heutigen EZB-Beschlusses Pfandbriefe an die EZB verkaufen kann. In beiden Fällen wird Geld aus dem Nichts geschöpft - aber im obigen Fall kann die EZB das geschöpfte Geld auch wieder vernichten. Im unteren Fall jedoch nicht.
Das Verhalten der EZB, nach der FED, der BoJ und BoE nun die vierte grosse Notenbank, die diese Methode anwendet, deutet darauf hin, dass man den Verschuldungs-Markt nicht mehr in Gang bringen kann. Das heisst durch Verschuldung entstandenes Geld wird zur Zeit nicht nachgefragt, weil sich keiner mehr verschulden kann. Die Deflation (= Vernichtung) des Verschuldungs-Geldes führt bekanntlich zu einer grossen Vernichtung von Vermögens-Werten, seien es nun Aktien oder Immobilien. Nun wird zwar mit massiver Manipulation der Aktien-Märkte versucht, den Leuten wieder Vermögen "einzureden", damit sie sich wieder neu verschulden können und das Pyramiden-Spiel weitergehen kann. Das scheint aber nicht zu funktionieren.
Jetzt ist man zu dem wirklich hyperinflationären Instrument der Geld-Schöpfung übergegangen. Dieses Geld kann keiner mehr kontrollieren. Wenn es vagabundierend über Vermögens-Werte, Gold, Lebensmittel oder andere Leistungen herfällt, dann wird es dort zu einer mehr oder minder starken Preis-Steigerung kommen. Und die Notenbanken können überhaupt nichts mehr dagegen tun. Wie ein Zauberlehrling, der die Kontrolle über seinen Besen verloren hat.
Die Deflationisten haben Unrecht: Nur das Verschuldungs-Geld und alle damit bezahlten Vermögenswerte werten massiv ab. Dazu gehören alle auf Kredit gekauften Immobilien, Aktien, Unternehmen, Rohstoffe. Deshalb sind auch die Rohstoffe im letzten Jahr so stark gefallen. Verschuldungs-Geld wurde knapp und damit mussten mit Schulden finanzierte Positionen aufgelöst werden. Gold gehörte nicht dazu, weil es eben nicht mit Verschuldungs-Geld bezahlt wurde (bis auf wenige Spekulanten).
Gold wurde mit dem nicht-rückholbaren Geld bezahlt, das nicht deflationierte, weil es gar nicht deflationieren kann. Also blieb der Gold-Preis stabil, während Platin und Öl mehr als 2/3 ihres Wertes verloren haben. Nun wird massenweise nicht-rückholbares Geld erzeugt - Gold muss also steigen. Und auch Lebensmittel und anderer Bedarf für das tägliche Leben. Das ist die verhängnisvolle sektorspezifische Hyperinflation - die eigenen Vermögenswerte verfallen, während die Kosten der Lebenshaltung explodieren.
Wenn nun die Massnahmen des Staates zur Konjunktur-Abkurbelung nebst "quantitative easing" Massnahmen der Zentralbanken zu einem jährlichen Anstieg des nicht-rückholbaren Geldes um 20 Prozent führen sollten, dann muss Gold ebenfalls um 20 Prozent steigen. Das wird auch das Gold-Kartell nicht verhindern können, da die nach Gold drängende Geld-Menge exponentiell steigt, während die Gold-Vorräte der Zentralbanken bekanntlich nur begrenzt sind, und die Minenförderung nicht mehr ausgeweitet werden kann. Das Kartell kann nur versuchen, den Goldpreis-Anstieg in "vernünftigen Bahnen" zu halten, d.h. ein Überschäumen des Bedarfs zu verhindern.
Nun ist es allerdings nicht so einfach, die Geld-Menge in die Komponenten Verschuldungs-Geld und nicht-rückholbares Geld zu separieren. Selbst Geld in der Abgrenzung M1 (Bargeld und Sichteinlagen bei Banken) kann Verschuldungsgeld-Anteile enthalten.
Zurück zum heutigen Geschehen: Gold startete erneut mit positivem Vorzeichen im asiatischen Handel. Im Londoner Vormittags-Handel wurde diese Entwicklung bestätigt. Der A.M. Fix kam mit $912,75 (EUR 685,40) noch um $9 höher als am gestrigen Tag zustanden.
Zum Nachmittag zog dann der Gold-Preis an und erreichte um ca 15:00 Uhr MEZ mit $925 seinen Höchstand. Das war dann aber doch zu viel des Guten. Wahrscheinlich haben eine Reihe von Short-Sellern ihre Positionen auflösen müssen - deshalb der plötzliche Anstieg. Zum nahenden P.M. Fix fiel Gold dann wieder auf $912,25 (EUR 680,28) zurück. Das ist aber im Tagesvergleich immer noch ein Anstieg um $2.
Zum Nachmittag erholte sich Gold dann wieder und erreichte zum Schluss der COMEX wieder mit $918 ein Zwischenhoch. Danach setzte "Plan C" des Gold-Kartells ein, der Gold dann wieder auf $910 drückte.
Die Motivation, Papier-Geld baldmöglichst in Gold umzutauschen, ist mit der heutigen Initiative der EZB wieder gestiegen. Aber Achtung: Das gilt nicht für durch Verschuldung erzeugtes Geld. Solche Investoren werden auch weiterhin durch das Gold-Kartell aus dem Markt geworfen.
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