23.11.18 10:01 Vorstandswoche.de
Haar (www.aktiencheck.de) - Schaeffler-Aktienanalyse von "Vorstandswoche.de":
Die Aktienexperten von "Vorstandswoche.de" nehmen in einer aktuellen Aktienanalyse die Vorzugsaktie der Schaeffler Gruppe (ISIN: DE000SHA0159, WKN: SHA015, Ticker-Symbol: SHA, Nasdaq OTC-Symbol: SCFLF) unter die Lupe.
Klaus Rosenfeld, CEO der Schaeffler-Gruppe, habe im Herbst vor drei Jahren den Börsengang des Automobil- und Industriezulieferers gefeiert. Der Emissionspreis habe bei 12,50 Euro gelegen. 2015 und 2016 habe das Unternehmen einen guten Lauf gehabt. In der Spitze sei der Aktienkurs auf über 16 Euro geklettert. 2017 habe die Story einen ersten Kratzer bekommen. Rosenfeld habe die Prognose senken müssen. Die ambitionierten Erwartungen seien zu hoch gewesen.
Das Ergebnis des Jahres 2017 mit einem EBIT von über 1,5 Mrd. Euro und einem Nettogewinn von fast 1 Mrd. Euro sei aber alles andere als schlecht gewesen. Der Free Cashflow habe bei knapp einer halben Mrd. Euro gelegen und die Aktionäre hätten sich über eine Dividende von 55 Cent je Aktie freuen können. Eine erneute Senkung der Prognose habe Rosenfeld seinen Investoren jüngst auch für das Jahr 2018 präsentieren müssen. Einst sollte der Umsatz währungsbereinigt um 5 bis 6% wachsen. Die EBIT-Marge vor Sondereffekten habe er bei 10,5 bis 11,5% sowie einen Free Cashflow vor Zukäufen bei rund 450 Mio. Euro erwartet.
Ärgerlich in diesem Jahr: Noch am 19. September bekräftige der CEO die Prognose für das Jahr 2018. Rosenfeld habe jedoch damals schon angedeutet, dass das Automobilgeschäft herausfordernd sei, aber das Industriegeschäft sehr stark verlaufe. Ende Oktober habe der Firmenchef die Prognose dann anpassen müssen. Damit reihe sich Schaeffler ein in die Riege von Autobauern und Zulieferern, die in diesem Jahr mit Profitwarnungen ihre Aktionäre enttäuschen würden. Die Umstellung auf den Verbrauchs- und Abgasprüfzyklus WLTP in der Europäischen Union als auch die weltweiten Handelskonflikte würden in dem Sektor in 2018 für eine schwache Geschäftsentwicklung sorgen.
Bei Schaeffler belaste der Markt in China den Bereich Automotive OEM und eine unerwartet schwächere Entwicklung im volatilen Umfeld die Sparte Automotive Aftermarket. Rosenfeld rechne für das laufende Jahr nunmehr mit einem währungsbereinigten Umsatzplus von 4 bis 5% und einer EBIT-Marge vor Sondereffekten von 9,5 bis 10,5%. Der Free Cashflow bereinigt um Zukäufe werde sich auf rund 300 Mio. Euro belaufen.
In der Summe sei die Gewinnwarnung natürlich ärgerlich; aber längst nicht so dramatisch wie bei anderen Zulieferern. Der MDAX-Konzern werde 2018 einen Umsatz von ca. 14,5 Mrd. Euro einfahren und ein bereinigtes EBIT von fast 1,5 Mrd. Euro. Das Nettoergebnis werde mit etwa 10% schlechter als im Vorjahr ausfallen, aber mit über 900 Mio. Euro noch ganz ordentlich. Pro Aktie schätzen die Experten von "Vorstandswoche.de" den Gewinn auf über 1,35 Euro. Dennoch: Der ehemalige Banker Rosenfeld müsse bei Prognosen deutlich besser werden, um das Vertrauen nicht völlig zu zerstören. Die Dividende würden die Experten wegen der guten operativen Cashflows als auch weiterhin positiven Free Cashflows auf dem Niveau des Vorjahres von 55 Cent je Aktie erwarten. Mache für 2018 ein KGV von 6 und eine stramme Dividendenrendite von 7%!
An dieser Stelle würden sich die Leser bestimmt nach dem Haken der Story fragen. Die Experten von "Vorstandswoche.de" ebenfalls. An der Qualität der Bilanz liege es jedenfalls nicht. Schaeffler sei zwar per Ende September mit über 2,6 Mrd. Euro netto verschuldet; dem stünden aber weiter hohe Ergebnisbeiträge und starke operative Cashflows gegenüber. Die Verhältnisse zur Verschuldung seien absolut im Rahmen. Zugleich investiere Rosenfeld kräftig in die "Mobilität für morgen". Nach neun Monaten habe Capex rund 860 Mio. Euro betragen. Schaeffler investiere und konzentriere sich auf die Zukunftsfelder E-Mobilität, Industrie 4.0 und Digitalisierung. Eine der wichtigsten technologischen Veränderungen in der Automobilindustrie sei sicher die Elektrifizierung von Antriebssträngen. Die Zahl der Kundenprojekte und Serienaufträge im Bereich der E-Mobilität nehme stetig zu.
Auch beim Thema Industrie 4.0 seien die Fertigungskompetenz und das Systemverständnis der Schaeffler Gruppe gefragt. Wälzlager seien ein idealer Ort, um mit Sensoren Daten zu generieren. Mit diesen Daten würden sich Erkenntnisse gewinnen lassen, die zusätzlichen Nutzen und Mehrwert für Kunden schaffen würden. Schaeffler biete hierzu Lösungen für ein breites Anwendungsspektrum, zum Beispiel die Online-Zustandsüberwachung im Schienenverkehr.
Grundsätzlich mögen die Experten von "Vorstandswoche.de" weitgehend solide Unternehmen, vor allem wenn deren Aktien einmal kräftig abstürzen. Die Aktie von Schaeffler sei an der Börse zweifelsohne mit einem neuen Rekordtief von 7,80 Euro massiv abgestürzt. Die Experten hätten die Anteilsscheine bisher nie zum Kauf empfohlen. Im Aktienkurs würden sich natürlich auch die Zukunftsaussichten widerspiegeln, die derzeit für den Autosektor insgesamt sehr kritisch gesehen würden.
Die ganze Branche werde von vielen Medien und einigen Investoren in Schutt und Asche geredet. Natürlich werde sich der Autosektor auf Sicht von fünf bis zehn Jahren deutlich verändern. Einige Automobilzulieferer würden in dieser Krise bestimmt auch pleitegehen. Das sei nichts Neues. Schon in früheren Krisen seien Zulieferer hopsgegangen.Schaeffler werde dazu nicht gehören. An der Börse habe es sich schon immer gelohnt, bei abgestürzten Aktien ganz genau hinzusehen. Möglicherweise seien die jetzigen Preise bei Schaeffler eine riesen Chance. Ob die Aktie nun ihr Tief erreicht habe, wisse man natürlich nicht.
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