In vielen Punkten sind war ja nah beisammen Sarrazin stellt aber gerde nicht sowas wie eine These auf, dass Muslime oder andere ethnische Gruppen genetisch dümmer wären als andere. Ansonsten würde ich Dir ja völlig recht geben
Genau solche Unerträglichleiten sind es aber, die nicht bei ihm vorkommen! Das wäre m.E. schon eine erstaunlich verzerrte Wahrnehmung seines Buches.
Er führt Intelligenz auch nicht monokausal auf Genetik zurück. Er betont immer wieder die Wichtigkeit von Umwelteinflüssen und die enorme Entwicklungsfähigkeit des menschlichen Gehirns.
Wenn man bei Intelligenz unter Wikipedia nachschaut ließt man dabei folgendes:
Unumstritten ist, dass Menschen ihren Verwandten bezüglich der Intelligenz ähnlicher sind, als zufällig ausgewählten Personen. Unklar ist hingegen, inwiefern biologische bzw. soziale Faktoren die Ursache für diese Ähnlichkeit sind. Diese Frage zählt zu den am umfangreichsten diskutierten Fragen in der Psychologie. Während heute weitestgehend Einigkeit darüber herrscht, dass unter normalen Bedingungen beide Faktoren eine Rolle spielen herrscht eine erhebliche Uneinigkeit darüber, wie stark der Einfluss welches Faktors ist. https://de.wikipedia.org/wiki/Intelligenz
Dass bei Intelligenz eben auch genetische Faktoren eine Rolle spielen, ist demnach alles andere als Unsinn! Die Frage, die ich dann eben wichtig finde, wenn man solche Überlegungen anstellt, ist, worauf will man damit dann hinaus?
Sarrazin weist zurecht darauf hin und belegt, dass gerade der gebildetere Teil der Bevölkerung unterdurchschnittlich wenig Kinder bekommt - mal abgesehen davon, dass wir auch insgesammt einer Überalterung der Gesellschaft gegenüberstehen - unabhängig von der Umwelt/Genetik Frage eine für eine Gesellschaft nicht unproblematische Entwicklung!
Seine Lösungsvorschläge sind nun zum einen darauf gerichtet, Anreize dafür zu setzen, dass auch auch der gebildetere Teil der Bevölkerung wieder mehr Kinder bekommt. m.E. ein durchaus konstruktives Anliegen.
Eine interessante Idee finde ich es da z.B. von ihm dies über eine Reform unseres Rentensystems zu erreichen, bei der dann Leute mit Kindern geringere Beiträge zahlen, als Leute ohne Kinder.
Auf der anderen Seite richtet er sich ja nicht dagegen, das ungebildete Leute Kinder bekommen dürfen - Auch das wäre eine Unerträglichkeit, die mit unserer freiheitlichen Grundordnung unvereinbar wäre. Er kritisiert allerdings, dass in Deutschland gewisse Anreizsysteme entstanden sind, die gerade fördern, dass der ungebildetere Teil im Vergleich zum gebildeteren überproportional viele Kinder bekommt. Auch ich finde dieses Anreizsystem problematisch.
Die Kinderzuschüsse bieten z.B. Zuwendungsempfängern die Möglichkeit ihre wirtschaftliche Situation über eine entsprechende Anzahl von Kindern zu verbessern. Ich habe schon viele Rechnungen gesehen, nach der eine Hart-4-Familie mit 4 Kindern besser gestellt wäre, als eine mit einem durchschnittlichen Einkommen. Das Problem dabei liegt natürlich besonders darin, dass da Kürzungen immer zu Lasten der Kinder gingen. Dies kann im Ergebnis nicht sein. Sarrazin hatte da den m.E. sehr klugen ja fast salomonischen Vorschlag gemacht, die Leistungen an die Kinder in Teilen soweit es möglich ist, durch Sachleistungen zu substituieren z.B. auch durch Schulbücher etc. Das Geld käme dabei zum einen auch tatsächlich bei den Kindern an. Zum anderen verminderte dies aber eben auch dieses schädliche Anreizsystem, sich über seine Kinder zu sanieren. Ursula von der Leyen hatte interessanter Weise hinterher genau das umgesetzt (Eigene Idee, oder vielleicht einer der Verdienste seines Buches?)
Ein weiterer Großteil beschäftigt sich dann aber auch nicht nur damit, wie man für Kinderzuwachs bei den Bildungsbürgern sorgen kann, sondern auch damit ,sich um eine Verbesserung der Bildung insgesamt zu bemühen, und Kinder aus ungbildeteren Haushalten in das Integrativ der Gebildeten zu holen. Auch dies finde ich in höchstem Maße Konstruktiv. (So stammt von ihm z.B auch der Vorschlag eine Kindergartenpflicht ab 3 Jahren einzuführen - natürlich müsste man dafür ersteinmal ausreichen Kindergartenplätze schaffen)
Er beleuchtet die Institutionen Schule und Familie dabei sehr genau. Er identifiziert die Sprache als Schlüsselqualifikation, auf die es vor allem ankomme, geht auch auf die psychologischen Leistungen ein, die ein guter Lehrer neben der reinen Vermittlung von Stoff zu leisten hat, um eine gute Bildung zu ermöglichen. Softskills, die Bedeutung neuer Medien, er geht auf alles ein. Das Kapitel, seines Buches, dass sich mit der Bildung beschäftigt ist von sehr klugen klassisch-humanistisch geprägten Einzelbetrachtungen durchzogen. Wie kann der Mensch dem Menschen ein Mensch sein?
Mal ein Zitat aus seinem Buch:" "Jedes Kind hat in jeder Entwicklungsphase und auf jeder Begabungsstufe grundsätzlich den Willen, seine Fähigkeiten anzuwenden und in diesem Sinne etwas zu "leisten". Gleichwohl braucht es mehr als der Erwachsene das Gefühl, dass sich der Wert seiner Person nicht nach der Qualität und Menge seiner Leistung, sondern nach seiner Anstrengungsbereitschaft und seinen sozialen Qualitäten bemisst" "Von Oscar Wilde stammt der Ausspruch: Das Ziel des Lebens ist die Selbstentwicklung. Das eigene Wesen völlig zur Entfaltung zu bringen, ist unsere Bestimmung. Letztlich geht es also darum, jeden Menschen zu befähigen, das ihm Gemäße - und damit das Beste - aus sich zu machen und danach sein Leben zu gestalten. Die Ergebnisse dieser Bemühungen werden so unterschiedlich sein, wie die Menschen verschieden sind. Insoweit ist jeder Mensch ein freies Subjekt, dessen einziger Zweck er selber ist, und der Zweck des Erziehungswesens ist es, ihm die die Fertigkeiten, Kenntnisse und Erfahrungen zu vermitteln, die zur Wahrnehmung dieser Freiheit nützlich sind. Darum ist es ganz unvermeidlich und wird nie zu ändern sein, das pädagogische Theorien und pädagogische Programme so vielfältigund widersprüchlich sind wiedasBild vom Menschen. Jedes demokratische Bildungssystem muss diese Widersprüche spiegeln und immer wieder neu austragen. Daneben gilt jedoch, dass die Gesellschaft von den produktiven Beiträgen ihrer Glieder lebt und dass sich Wohlstand, Sozialwesen, kultur undtechnischer Fortschritt entsprechend diesen Beiträgen entwickeln. Aus dieser Sicht ist der einzelne Mensch mit seinen Fähigkeiten und Beiträgen ein Mittel zum Zweck, und dieAufgabe des Bildungswesens ist es, ihn mit den Fähigkeiten und Fertigkeiten auszustatten, die ihm zu einem möglichst nützlichen Glied der Gesellschafft machen."
Diese doppelte Aufgabe der Bildungssysteme könnte man dabei m.E. kaum schöner und richtiger auf den Punkt bringen.
Vielleicht wird es manchen bei solchen Zitaten etwas verständlicher, was ich an Sarrazin so schätze. Den Geist den ich durch seine Bücher durchwehen sehe ist ein links-liberaler - kein rechtsextremistisch totalitärer. Ich sehe da auch keine Volksverhetzung oder ähnliches. |